Von Josephine Karg
Landschaftsarchitektin Birgit Pätzig empfängt etwa 50 Interessierte am Tor von Schloss Albrechtsberg. Vornehmlich Dresdner sind es, die sich an diesem Mittwochabend zu einem Gartenspaziergang einfinden. Regelmäßig lädt der Bund der Landschaftsarchitekten zu solchen Ausflügen ein. Nach dem Durchschreiten der Torhäuser steht man direkt auf der Auffahrt zum Schloss Albrechtsberg. Ein majestätischer Brunnen, von Blumenbeeten in Ornamentenstil gesäumt, empfängt den Besucher. Die Silhouette des Schlosses verströmt ein herrschaftliches Ambiente, das vom Park widergespiegelt wird.
Kunstwerk auf der Tonschicht
„Der Park ist ein bedeutendes Kunstwerk der Garten- und Landschaftsgestaltung des 19. Jahrhunderts“, sagt Birgit Pätzig. Das Schloss Albrechtsberg selbst ließ Prinz Albrecht von Preußen (1809-1872) von 1850 bis 1854 erbauen, um einen Wohnraum für seine zweite Ehefrau, Rosalie von Rauch (1820-1879) zu schaffen. Sie war am Berliner Hofe nicht erwünscht. Die Parkanlage wurde von dem Berliner Gartenbaudirektor Eduard Neide entworfen. Die Ausführung der Arbeiten betreute der preußische Hofgärtner Heinrich Sigismund Neumann, der in Dresden auch bei der Bürgerwiese und dem Waldpark in Blasewitz mitwirkte. „Der Plan von Eduard Neide wurde 1852 in einer damaligen Fachzeitschrift übernommen, außer die Südseite des Schlosses.“, erzählt Birgit Pätzig. „Warum nicht auch die Südseite?“, fragt eine Teilnehmerin. „Weil eine wichtige Tatsache nicht berücksichtigt wurde, die besondere geologische Lage dieses Standortes. Das Schloss ruht auf einer 40 Meter hohen Terrasse, dahinter befand sich eine viel weichere Tonschicht. Das Wasser des Elbhanges brachte die Tonschicht in Bewegung, die Konstruktion wurde instabil.“
Das interessiert die Anwesenden. Denn das Gefälle des Südhanges wirkt wahrlich steil und muss viel Last aushalten. „Bergleute waren nötig, um einen Stollen unterhalb des Schlosses zu errichten, damit die großen Höhenunterschiede überwunden werden konnten“, führt die Landschaftsarchitektin weiter aus. Die Wassertechnik der Parkanlage ist von beeindruckender Besonderheit. Das Wasser wird über Rohrleitungen aus dem Stechgrund aus der Dresdner Heide unter der Bautzner Straße in den Park geführt. Noch heute werden alle Wasserpartien von dieser Leitung gespeist. Der Park selbst verzaubert durch wunderschöne Aussichten, malerische Baumgruppen, mit einigen botanischen Raritäten und einer differenzierten Bodenmodellierung. Die einzelnen Wasserpartien beleben den Gesamteindruck.
Weiter geht es entlang einer Lichtung, zunächst hangabwärts. Von dort ist das ehemalige Badehaus am Seerosen-Teich zu sehen. Danach geht es hangaufwärts zum Belvedere, wo man direkt auf dem Südhang steht und bei gutem Wetter die Sonne genießen könnte.
Leider ist das Belvedere noch nicht vollständig wieder freigelegt. Man muss etwas suchen, um es zu entdecken.
Ein Blick aufs Winzerhaus
Daneben ist ein Blick auf das Winzerhaus möglich, zu dem ein kleiner Staudengarten gehört. Unterhalb am Südhang des Parks befindet sich das Römische Bad, das eine einzigartige Aussicht auf die Elbe, das Blaue Wunder und natürlich auf die Weinberge freigibt. Von dort aus geht der Rundgang, der zugleich der ehemalige Kutschweg ist, wieder hangaufwärts, entlang des Viadukts. Dies wurde allein zur Überwindung des Höhenunterschiedes geschaffen, um mit der Kutsche zum Schloss zu gelangen. Am Fuße des Viadukts befindet sich das als Miniatur errichtete Felsenmassiv „Sächsische Schweiz“, mit einem kleinen Wasserfall. Der Rundgang endet am Schloss.