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Auf der Jagd nach guter Musik

Die heimische Band „Goldenhirsch“ will jetzt durchstarten. Ein Auftritt in Tharandt soll dabei helfen.

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Von Stefan Brieger

Zum Glück hat die Jagdsaison noch nicht begonnen. Ansonsten hätte es gefährlich werden können im forstlichen Tharandt für die fünf Musiker, welche heute Abend vor dem Café „Bahnwärterhäuschen“ auf der Bühne stehen werden. Denn ihr Bandname hört sich ganz so an wie der Traum eines jeden ambitionierten Jägers auf der Suche nach der perfekten Trophäe: Goldenhirsch.

Fünf Männer Ende der 20er, Anfang der 30er in einem Proberaum im Dresdner Felsenkeller. Ein altes, stickiges Gebäude, verwinkelte Gänge, Treppen führen nach oben. Eine Tür öffnet sich. Es ist ein kleiner Raum, alte Eier-Kartons an den Wänden dienen dem Schallschutz. Es ist fast unmöglich, nicht über irgendein Kabel oder ein Instrument zu stolpern. Gitarren, Schlagzeug, Bass, Keyboard, Mikrofone, Verstärker, ein Kasten Bier. Hier wird Rockmusik geschmiedet.

Kein Fehlschluss, wie sich bald zeigt. Aber auch nicht die ganze Wahrheit. Wie klingt er, der Edel-Paarhufer? Eine Frage, auf die jedes der Bandmitglieder eine individuelle Antwort findet. Ja, sicher, Rock sei der Kern. Aber der habe ja nun auch schon einige Dekaden hinter sich, da gäbe es viele Einflüsse, derer man sich bedienen könne. Und so klingt das musikalische Gefüge der fünf durchaus unterschiedlichen Charaktere dann auch recht vielfältig, als einige Stücke für den Auftritt heute geprobt werden. Man hört die warmen Gitarren- und Bassklänge der 60er und 70er, Keyboard-Klangteppiche aus den 80ern, Schlagzeug-Rhythmen diverser Stile.

Was ist der Kitt, der fünf Musiker mit unterschiedlichen Hörgewohnheiten und Vorlieben zusammenhält? „Die Melodien“, sagt Gitarrist Eric Münch. „Unser Anspruch ist es, gute Melodien zu schreiben. Es gibt viele hervorragende Bands in Dresden und Umgebung, alle mit großer Begabung an ihren Instrumenten. Aber was zählt, ist letztlich ein guter Song. Und der braucht eine gute Melodie.“

Und so relativiert sich dann auch schnell der Versuch, Goldenhirsch in eine Schublade packen zu wollen. „Letztlich ist es nicht so wichtig, wie man unseren Stil nennt. Wichtig ist, gute Lieder zu schreiben und damit live zu überzeugen“, sagt der aus Freital stammende Münch. Dies soll nun auch heute in Tharandt gelingen. Das Bahnwärterhäuschen kann dabei auf der musikalischen Reise der Band durchaus symbolisch betrachtet werden: Wenn möglich, soll es eine Durchgangsstation sein.

Man habe sich entschieden, nach einigen Jahren des Suchens und Findens die Musik ernsthaft angehen zu wollen, erklären die fünf unisono.

„Die Musikszene in der Region hat in den vergangenen Jahren wenige erfolgreiche Vertreter hervorgebracht“, sagt Keyboarder David Budeus, den alle Buddhi nennen. Man wolle nicht ebenfalls im Stillstand steckenbleiben.

Gerade Tharandt kann in dieser Hinsicht ein Zeugnis ablegen: In der Kuppelhalle gingen jahrelang talentierte junge Gruppen ein und aus. Aktiv geblieben sind wenige, erfolgreich wurde kaum jemand. Die Gründe sind vielfältig. Proberäume fehlen, öffentliche Unterstützung gibt es kaum, kleine Festivals, wie in Grillenburg oder Wilsdruff, die geraden jungen Gruppen eine Bühne boten, existieren nicht mehr. Alles Faktoren, an denen sich nur schwer etwas ändern lässt.

Was aber jede Gruppe selbst beweisen muss: Durchhaltevermögen. „Ohne einen gewissen professionellen Anspruch geht es nicht“, erklärt Sänger Tobias Orobko. Viel Zeit investieren die fünf Musiker deshalb, neben Job, Studium und Familie. Ein erstes Demo-Album wurde aufgenommen, größtenteils in Eigenregie. Auftritte organisiert man sich oft selbst. Franz Kingerske, der in Tharandt Forstwissenschaft studiert, hat deshalb kurzerhand im Bahnwärterhäuschen nachgefragt.

Dort lässt sich nun heute begutachten, ob die fünf Musiker den richtigen Pfad eingeschlagen haben. Was noch zu klären wäre, ist der Bandname. „Meine Eltern hatten als Deko-Objekt einen golden angemalten Hirsch, der ihnen nicht gefiel. Irgendwie wollte ich nicht, dass der weggeworfen wird, und habe ihn mitgenommen.“ So wurde aus einem ungeliebten Möbelstück ein namensgebendes Maskottchen. Die Tharandter Jäger können ihre Flinten im Schrank lassen.

Konzert mit Goldenhirsch, heute, 20 Uhr, Café und Bar Bahnwärterhäuschen in Tharandt (Pienner Str. 11). Der Eintritt ist frei, www.soundcloud.com/goldenhirsch