Von Thomas Christmann
Kurz vor 9 Uhr ist Thomas Knorr für sein erstes Foto an diesem Tage unterwegs. Dabei handelt es sich um die Eröffnung eines kleinen Lebensmittel- und Drogeriemarktes in Mittelherwigsdorf. Die feierliche Übergabe soll bildlich festgehalten werden. „Ein Ereignis, das häufiger vorkommt“, sagt der für die SZ-Lokalredaktion Zittau arbeitende Fotograf.
Die Aufträge bekommt Knorr vorwiegend von den Redakteuren genannt. „Je mehr Informationen ich erhalte, desto besser kann ich auf das Thema eingehen“, erklärt er. Inzwischen hat der 57-Jährige zahlreiche Fotos von der Geschäftseröffnung geschossen und ist gedanklich schon beim nächsten Termin, die Zeit immer im Nacken.
So geht die Fahrt weiter nach Hainewalde zu einem mobilen Verkäufer, der seinen, den ersten Nudel-Verkaufswagen präsentiert. Auf dem Grundstück angekommen, schaut sich Thomas Knorr noch etwas unsicher um. „Sie sind schon richtig hier“, ertönt eine Stimme aus dem Hintergrund. „Ah, da ist ja der Herr Pasta“, scherzt der Fotograf und positioniert den Mann für die ersten Fotos. „Dann bitte einmal lächeln“, betont er. Doch das klappt nur zögerlich. „So was muss dann feinfühlig angegangen werden“, bemerkt der Fotograf und versucht es mit einem Witz – letztlich erfolgreich.
Währenddessen erscheint die Frau des Mannes und gibt Hinweise für mögliche Motive. So etwas kann Knorr gar nicht leiden. „In meine Arbeit lasse ich mir ungern reinreden“, sagt der Profi. Seit der Wende in seinem Beruf tätig, weiß der Fotograf schließlich, was er tut. „Der Bildaufbau ist entscheidend. Im Hintergrund darf nichts stören und die Personen müssen im goldenen Schnitt liegen“, erklärt er zum Bildmotiv, das bei diesem Termin mehrmals verändert werden muss, ehe sich Knorr zufrieden gibt.
Zur Beruhigung eine Zigarette
Das hat viel Zeit gekostet. Nun geht es eilig nach Zittau zum Landratsamt. Hier erhofft sich der Fotograf für eine Umfrage zum Thema „Zufriedenheit mit Behörden“ Menschen vor die Linse zu bekommen, die ihm etwas dazu sagen können. Doch auf der Fahrt dorthin ertönt erstmal das Handy. Am anderen Ende ist eine Mitarbeiterin des Klinikums, die wegen der Babyfotos anruft. „Manche Mütter wollen die Geschwister mit auf den Bildern, aber solche Termine kann ich nicht planen“, zeigt sich der Fotograf etwas genervt.
Zur Beruhigung folgt erst einmal eine Zigarette, ehe es an die Suche nach Teilnehmern für die Umfrage geht. Die macht er nämlich nicht so gerne. „Erfahrungsgemäß haben die Leute zwar viel zu erzählen, aber wenn es um das Zeigen in der Öffentlichkeit geht, sagen sie nein“, bedauert Thomas Knorr. So auch heute: Entweder sind die Passanten im Stress oder wollen kein Foto von sich machen lassen. Zwei Männer lassen sich überreden. Doch wieder ging viel Zeit drauf.
Der Termin in einem Olbersdorfer Altenheim steht noch an. Glücklicherweise kennt er das Personal. „Deshalb werde ich dort auch freundlich unterstützt“, bemerkt er. Und so ist auch das Foto im Kasten. Insgesamt sei der bisherige Tag ruhig verlaufen. Die Zeit nutzt der Fotograf, um von Zuhause aus um die bisher über 100 Bilder einzulesen, auszusortieren und an die zentrale Bildstelle der SZ zu schicken. Schließlich kann sich die Situation schnell ändern. „Wir sind eine Tageszeitung“, begründet Knorr, der den Beruf als Fotograf zwar stressig findet, aber auch die Abwechslung liebt. Und schon klingelt wieder sein Telefon – ein neuer Auftrag.