Von Carolin Menz
Schönbrunn. Wenn er nicht Blaumann trägt, trägt er Hut. Und er raucht auch gern mal eine. Ein smarter Typ. Und ein Chef mit Können und Köpfchen. Steffen Aurin ist gerade mal 28 Jahre alt. Seit einem Jahr führt er den Familienbetrieb Metallbau und Kunstschmiede Aurin in Schönbrunn auf eigene Verantwortung. Als Chef der Werkstatt in diesem Haus, in dem er aufwuchs mit seinen drei Geschwistern und seiner Mutter Bettina Aurin, die nach dem frühen Tod des Mannes und Vaters allein da stand mit den Kindern und dem Betrieb. Doch sie hat es gewuppt. Und ihr Sohn wuppt es weiter. Das war schon früh abgemacht im Hause Aurin. Der junge Mann hält die Tradition am Leben. Mit frischen Ideen und auf seine Art anders.
Hochmotiviert und fachlich gebrieft auch in Sachen Marketing kam er Mitte 2015 von der Meisterschule. Veränderungen sind nicht unbedingt sichtbar, es sind eher interne Abläufe, die der Chef optimiert hat und weiter optimieren will. „Es reicht schon, die Werkstatt so umzuräumen, dass Handgriffe schneller und effizienter sind. Mehr Effizienz erhöht die Profitabilität“, sagt Steffen Aurin. Wichtig sei es, da man am Limit arbeite und Auftragsbücher voll seien. 22 Prozent mehr Umsatz erwirtschaftete die Kunstschmiede 2016 unter seiner Leitung, für die Beschäftigten gab es eine Lohnerhöhung um fast acht Prozent, erstmals stellte Steffen Aurin einen Azubi ein und seinen Bruder Konrad, den er von Aicher abwarb. Der dritte Bruder werde wohl nicht einsteigen, sagt der Chef. Nicht jeder der Drillinge ist gleich gut gemacht für Metallbau und Kunstschmieden. Steffen Aurin aber ist dafür gemacht. Vor allem fürs Kunstschmieden. Er ist der kreative Kopf im Schönbrunner Team und zugleich der betriebswirtschaftliche Denker. Beides zu vereinen, ist seine Herausforderung. „Ich bemühe mich, Zeit zu sparen und Ressourcen freizuschaufeln für neue Kunden und Aufträge.“ So zeichne er sämtliche Entwürfe am Computer und erledige den Großteil der Korrespondenz per E-Mail. Kundenanfragen lassen sich so schneller beantworten, Angebote viel zügiger beim Kunden sein. Steffen Aurin ist einer, der treuen und neuen Kunden etwas bieten will, das es noch nicht gibt. Auch nicht bei Google. „Die meisten, die einen Zaun oder ein Geländer suchen, kommen mit Bildern zu uns, die sie auf Google gefunden haben. So soll es dann aussehen.“ Steffen Aurin aber will Zäune bauen, die es noch nicht gibt, die Nachbarn neidisch werden lassen. Gerne welche mit windschiefen Streben oder Abschlüssen. Gern exakt gerade. Hauptsache, es passt zum Umfeld. Hauptsache, es sind Unikate.
Anschaffung für eine halbe Ewigkeit
Mehr noch als früher setzt der junge Chef auf Werbung. Im Internet und auf Messen wie etwa der Großharthauer LebensArt. Hier präsentiert er selbst entworfene Zaunfelder zum Anfassen. „Die Kunden wollen das Material spüren. Auch wenn es nur um Zäune, Gitter oder Balkonbrüstungen geht, verkaufen wir doch Gefühle. Wenn die stimmen, wird gekauft.“ Kurz entschlossen kaufe kaum jemand, ein Metallzaun ist schließlich eine Anschaffung für eine halbe Ewigkeit. Steffen Aurin hat deshalb so seine Tricks und Kniffe. Er lässt seine Kunden nicht lange warten auf ein Angebot und lockt mit Rabatten. „Die Leute wollen möglichst alles schell und zum besten Preis.“ Wenn’s geschäftlich passt und vertretbar ist, ist Steffen Aurin da flexibel. Vor allem die Aufträge der öffentlichen Hand – insbesondere die großer Wohnungsbauunternehmen – sind derzeit die sichere Bank des Betriebs. Sie machen gut 60 Prozent des gesamten Auftragsvolumens aus. Aurins liefern Handläufe, Balkonbrüstungen und Zäune für moderne Wohnhäuser, die in Dresden an jeder bebaubaren Ecke hochgezogen werden.
Für Kreativität bleibt da kaum Raum. Umso dankbarer ist Steffen Aurin für den tollen Auftrag im Dresdner Residenzschloss. Es ist der größte in der Geschichte des Unternehmens und ohne Zweifel der prestigeträchtigste. „Wir stellen ein Galeriegeländer für einen Ballsaal streng nach alten Vorlagen her.“ Dutzende Experten überzeugte er in der internationalen Ausschreibung. Steffen Aurin weiß, dass er das 32 Meter lange und mit Rosetten und Ornamenten verzierte Geländer perfekt abliefert. In der Werkstatt Aurin werden die gegossenen Teile nahtlos zusammengefügt – feinste und präzise Schmiedekunst.
Gut 2 600 Stunden Arbeit werden drinstecken, wenn alle Geländerteile im Mai fertig und zusammengefügt sind im Schloss. Es sind solche Aufträge, die Steffen Aurin künftig noch mehr gewinnen will. Im Ausland jedenfalls ist man hellhörig, wer das denn ist, der dieses Schlossgeländer fertigt. „Ich habe schon Anrufe aus Holland und Italien bekommen, nur deshalb, weil unser Name auf der Bautafel steht.“ Steffen Aurin schmunzelt. Die Erfolgsgeschichte geht weiter.