Von Mario Heinke
Als Wolfgang Brandler und Andreas Jauernig 1994 die Eckartsberger Zeitarbeitsfirma BJM gründeten, wussten viele Zittauer noch gar nicht, was so ein Unternehmen eigentlich tut. Beide Geschäftsführer kamen damals selbst aus der Arbeitslosigkeit, nachdem die Treuhand zwei Jahre nach der Wende die Firma „Bauring“ in die Pleite getrieben hatte, erzählt Jauernig. Dort waren sie als Personalchefs tätig. Mit dem Segen des Arbeitsamtes gründeten sie zwei Jahre später ihre Firma, um in den folgenden Jahren langsam zu wachsen. Das kleine Bürogebäude im Gewerbegebiet Weinau deutet nicht darauf hin, dass hier 40 Mitarbeiter beschäftigt sind. Die Angestellten von BJM Personal Consult arbeiten überall, nur nicht hier. Die meisten Mitarbeiter sind auf Baustellen oder in Unternehmen im gesamten Bundesgebiet, in Österreich oder auch in Holland tätig. Nur etwa ein Drittel der Belegschaft arbeitet in der näheren Umgebung. „Zeitarbeit ist ein Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung“ sagt Jauernig. Nach einem Zeitarbeits-Boom in den vergangenen drei Jahren hat sich die Lage normalisiert und es wird schwieriger, Fachkräfte zu finden. Derzeit kämpfen Zeitarbeitsfirmen gegen den Missbrauch von Werksverträgen. Scheinselbstständige drücken die Preise und machen den Verleihern das Leben schwer, weil die mindestens den gesetzlich geregelten Mindestlohn und zahlreiche Aufschläge zahlen.
Die Angestellten bei BJM gehen ein Dreiecksverhältnis ein. Angestellt sind sie bei der Zeitarbeitsfirma, unbefristet. Diese verleiht die Mitarbeiter an Unternehmen, in denen die überlassenen Arbeitnehmer dann zeitlich befristet tätig werden. Das Unternehmen stellt eigene Firmenfahrzeuge für die Fahrten zu den oft weit entfernten Arbeitsorten bereit. Die Mitarbeiter haben eine 35-Stunden-Woche, die 36. Stunde zählt als Überstunde und wird mit Aufschlägen vergütet. Das Quartier am Arbeitsort wird gestellt und eine Auslöse gezahlt. Zudem erhalten Arbeitskräfte, die in den alten Bundesländern arbeiten, den dort gültigen Westtarif. Brandler und Jauernig zahlen außerdem Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Zwei Drittel der Mitarbeiter von BJM sind über 50 Jahre alt und manche schon 15 Jahre fest angestellt. Derzeit sind besonders Elektriker, Elektromechaniker, Schaltschrankbauer, Mess-, Steuer- und Regelungstechniker, Lüftungsbauer sowie Sanitär- und Heizungsmonteure gefragt.
Heute wollen die Chefs mal nicht an den Arbeitsmarkt denken und mit ihren Mitarbeitern, Geschäftspartnern und Gästen das 20-jährige Jubiläum feiern. 50 Gäste haben zugesagt und werden im Gewerbegebiet Weinau erwartet.