Von Dana Ritzmann

Die Schnürstiefel sind geputzt und stehen zum Reinschlüpfen direkt neben dem Rucksack von Dieter Böhm. Obenauf liegt sein GPS-Armband mit Kilometerzähler. Den ganzen Winter lang hat der 68-jährige Prohliser Fahrpläne studiert, Reiseführer gewälzt und Touren geplant. Jetzt freut er sich, dass er mit seinen Wanderfreunden wieder loslaufen kann. „Die erste Tour im Jahr geht immer quer durch die Heide, da kann das Wetter auch schlecht sein, wir wandern trotzdem“, sagt Böhm.

Um 10 Uhr ist heute Treffpunkt an der Bautzner Straße 130, dann geht es über zwölf Kilometer bis nach Klotzsche. Für Wanderleiter Böhm sind vier Kilometer in der Stunde die ideale Geschwindigkeit. „Wir wollen uns zwar auch umschauen, aber nicht immerzu stehen bleiben“, sagt der resolute Freizeitwanderer, der seit sieben Jahren Touren organisiert und auch andere für das Wandern begeistern will. Anfangs waren die Prohliser Füße, wie die offene Wandergruppe heißt, als soziales Projekt gedacht. Der ehemalige Rangiermeister Böhm war mit Anfang 60 arbeitslos geworden und wollte etwas unternehmen. Eigentlich hatte er gehofft, die Bier trinkenden Herren vom Supermarkt zum Wandern als sinnvolle und gesunde Beschäftigung zu motivieren. Wer sich dann auf seine Initiative meldete, waren ausnahmslos Frauen, mit denen er dann loswanderte. Heute ist die Gruppe gemischt, die meisten sind im Rentenalter.

Mal geht es ins Böhmische, mal ins Erzgebirge oder in die Sächsische Schweiz. Im Sommer steht zum ersten Mal eine Bustour zur Schneekoppe auf dem Plan, und im Mai geht es mit dem Stülpner Karl in die Berge. Bis zu 16 Kilometer lang sind die Touren, die Böhm auf einem Infozettel ankündigt. Wenn man die Abkürzungen unter der Überschrift aufmerksam ließt, lässt sich die Strecke erahnen – so empfiehlt Böhm bei einigen Touren Wanderstöcke, manchmal liegt ein Biergarten am Weg oder es gibt Abkürzungen für müde Beine.

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