Von Nadja Laske und Doreen Reinhard
Geizen ist nicht geil, Sparen manchmal schon. Meint Oliver Schlupp und gibt auf seiner Homepage gleich einen Tipp: Gerichte, die keiner will, die zu schwierig oder zu teuer sind, gehören nicht länger auf die Speisekarte. Also runter damit, rät der Gastronom seinen Kollegen. Jeden Tag gibt’s einen neuen Fingerzeig von ihm.
Künftig am liebsten vom Strand aus. In der hochsommerlichen Dreißiggradhitze Thailands will Oliver Schlupp nun Tipps an die Branche verteilen. Erfahrungen habe er genug gesammelt, sagt der ehemalige Geschäftsführer vom Restaurant Felix im Schauspielhaus und der Lingnerterrasse am Elbhang in Dresden. Einst gründete er das Restaurant Schmidt’s und versuchte sich am Kochloft. Hier und da habe er „Lehrgeld gezahlt“, gibt der 47-jährige Gastronom zu.
Dass andere Zahlungen ausstehen, sagt Schlupp nicht. Wenn er sich jetzt von seinen Dresdner Projekten verabschiede, hinterlasse er aufgeräumte Läden. Nur das Felix, das habe ihn zugegebenermaßen mehr als Kopfzerbrechen gekostet. Nun zieht er sich auch aus der Leitung dieses Lokals zurück. Im Herbst 2009 hatte er das Theaterrestaurant übernommen, baute es um und engagierte den Sauerbratenweltmeister Silvio Escher. Der wollte mit moderner, kreativer Kochkunst punkten. Ein Durchbruch war diese Ära nicht. Das Felix wurde auch unter seiner Regie nicht zu einer festen Adresse für Gourmets.
Felix mit neuer Führung
Vor zwei Monaten habe man schließlich erfahren, dass sich Oliver Schlupp als Chef der Betreibergesellschaft zurückzieht, sagt Christian Krentel-Seremet, kaufmännischer Geschäftsführer des Schauspielhauses. Tiefes Bedauern darüber ist nicht zu spüren, man blickt stattdessen pragmatisch nach vorn. „Wir nutzen diese Chance, um zu einem neuen Ansatz zu kommen“, sagt Krentel-Seremet. Das Konzept habe man in den vergangenen Jahren immer wieder überarbeitet und verschiedene Dinge ausprobiert, nun konzentriere man sich auf einen Neubeginn. Momentan wird die Vergangenheit abgewickelt. Dabei werde auch noch die ein oder andere finanzielle Frage zu klären sein, erklärt der Geschäftsführer des Theaters. Parallel dazu gibt es bereits Gespräche mit potenziellen neuen Betreibern. „Es sind zwischen drei und sechs Interessenten“, sagt Krentel-Seremet. Im besten Fall soll das Felix nach der Sommerpause mit einer neuen Führung in die nächste Spielzeit starten.
Seine eigene neue Etappe im Leben beginnt Oliver Schlupp in etwa drei Wochen in Bangkok. „Ich bin gerade von meiner großen Wohnung in eine kleinere gezogen. Sie soll meine Basis hier in Dresden bleiben“, sagt er. Das Wort „auswandern“ gefällt ihm nicht. Sich auf unbegrenzte Zeit die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen, hingegen sehr. „Ich verabscheue nichts mehr als den deutschen Winter.“ Den Wunsch, dem hiesigen Klima irgendwann den Rücken zu kehren, hege er schon lange. Die Entscheidung für Thailand fiel jedoch nicht nur wegen des Wetters. Oliver Schlupps Freund lebt dort. Aus der Ferne will Schlupp mit seiner Website www.g-wie-gastro.de Geld verdienen. Darauf stellt er für Gastronomen kostenlos Informationen zur Verfügung, von denen er sagt: „Ich hätte mir früher gewünscht, sie nicht mühselig zusammensuchen und auch noch bezahlen zu müssen.“ Finanziell rechnen soll sich sein Angebot für ihn über Werbeeinnahmen.
Zudem behält er seine Beteiligungen am Schmidt’s und der Lingnerterrasse. Auf Letzterer will Schlupp im Sommer gelegentlich sitzen – als seltener Gast. Unterdessen führt sein Kompagnon Michael Grabowski das Geschäft weiter. Das Gesicht des Lokals aber soll ab sofort Jan Schupke sein, der schon seit der Eröffnung 2010 im Unternehmen arbeitet. „Im Schmidt’s habe ich sowieso nur noch einmal pro Woche für die Personalbuchhaltung gearbeitet. Dort bleibe die bisherige Leitung bestehen, sagt Oliver Schlupp und ist dann mal weg.