Von Sylvia mende
Endlich ist es so weit. Anna-Lena Känner kann nach zwei Jahren des Probens zum ersten Mal am sächsischen Landesbläserwettbewerb in Schleinitz teilnehmen. Mit der Kinder- und Jugendjagdhornbläsergruppe Herbert Dießner – Bockwen bei Meißen ist sie angetreten, um den Titel zu verteidigen. Drei weitere Kinder- und Jugendgruppen sind ebenfalls dabei, um ihr Können drei Jurymitgliedern und vielen Zuschauern zu präsentieren.
Zwei Bläser fehlen in der Gruppe von Anna-Lena Känner. Trotzdem geben sie alles. Zuerst präsentieren sie das Pflichtstück „Aufbruch zur Jagd“. Danach sind noch die beiden Kürstücke „Labellett – das Wiesel“ und „Hase tot“ zu hören. Auf der Bühne ist Anna-Lena die Aufregung nicht anzumerken. Doch als sie das Podium verlässt, ist sie erleichtert. Zum Jagdhornblasen ist sie durch Zufall gekommen. „Wir wollten meinem Onkel eine Überraschung bereiten, und haben ein Stück einstudiert. Das hat so viel Spaß gemacht, dass ich mich der Bläsergruppe angeschlossen habe“, sagte Anna-Lena Känner. Ganz zufrieden ist sie mit ihrem Auftritt bei den Landesmeisterschaften nicht. „Es ist noch ausbaubar“, sagte die 13-Jährige. Also heißt es weiter fleißig üben. „Die Nachbarn finden das nicht störend. Im Gegenteil – von ihnen bekomme ich immer viel Lob zu hören“, sagte Anna-Lena Känner.
Zur Gruppe gehören auch noch Simon Pietzonka (11), Max Stollberg (14) und die musikalische Leiterin des Ensembles Sabine Mäser. Simon ist seit fünf Jahren Jagdhornbläser. Er ist durch seinen Bruder zu diesem Hobby gekommen. „Ich bin mit zu den Auftritten gegangen. Da hat mich die Leiterin des Ensembles Hella Stieler angesprochen, ob ich nicht mitmachen wolle“, so Simon Pietzonka. Ihm gefallen die vielen Auftritte bei Pächter- und Jägerversammlungen. Auch zum Geburtstag wird öfter ein Ständchen gespielt. Interesse an der Jagd hat Simon auch. Sein Bruder nimmt ihn öfter mit. Max Stollberg (14) gehört schon seit der Kindergartenzeit zur Jagdhorngruppe. Ihm macht es Freude, neue Stücke einzustudieren und gemeinsam aufzutreten.
Den Titel verteidigten die jungen Bläser nicht. Doch ein zweiter Platz bei den Landesmeisterschaften ist auch nicht ohne. Sieger wurde die Jugendbläsergruppe Magdeburgerforth. Keinen Preis, aber viel Applaus, erhielten die sechs Jungs aus Bockwen, die den Nachwuchs der Kinder- und Jugendjagdhornbläsergruppe Herbert Dießner bilden.
Sie durften am Sonnabend unter erschwerten Bedingungen den sächsischen Landesbläserwettbewerb eröffnen. Die Leiterin der Bläsergruppe Hella Stieler erklärte: „Im Vor- und Grundschulalter fallen bekanntlich die vorderen Zähne aus und das macht sich schlecht beim Blasen.“ Trotzdem gab es für die sechs kleinen Jagdhornbläser einen riesigen Applaus.
Hella Stieler, selbst noch aktive Jagdhornbläserin, hatte bei Herbert Dießner als Kind mit dem musikalischen Hobby begonnen. Nach dem Tod von Herbert Dießner drohte sich die Gruppe aufzulösen. Hella Stieler ist es gelungen, die Mitglieder zusammenzuhalten und eine Kinder- und Jugendgruppe aufzubauen. Dass Tradition bei den Bläsern aus Bockwen nicht nur eine Nebensache ist, zeigt, dass die Jungs noch die etwa 45 Jahre alten grünen Hüte und die Schlipse tragen, die einst ihre Vorgänger schon schmückten.