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Auferstanden aus Ruinen

Ein Handwerker rettet ein ehemaliges Gasthaus vor dem Abriss – aber nur ganz knapp.

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Von Christoph Scharf

Die Fassade strahlt in freundlichem Gelb. In den neuen Fenstern spiegeln sich die Bäume. Das Dach ist frisch eingedeckt. Längst steht ein „Wohnungen zu vermieten“-Schild auf dem Grundstück an der Straße Grünaue – einem Abzweig der Großenhainer Straße, zwischen Bahnhof und Beyerleinplatz.

Ein Haus, drei Ansichten: Im Juli 1914 war das Gasthaus Grünaue für seine Kegelbahn berühmt (o.r.). Im Mai 2014 – hundert Jahre später – standen fast nur noch die Außenmauern (u.r.). Dach und Zwischendecken waren marode und mussten abgerissen werden. Heut
Ein Haus, drei Ansichten: Im Juli 1914 war das Gasthaus Grünaue für seine Kegelbahn berühmt (o.r.). Im Mai 2014 – hundert Jahre später – standen fast nur noch die Außenmauern (u.r.). Dach und Zwischendecken waren marode und mussten abgerissen werden. Heut © hübschmann
Ein Haus, drei Ansichten: Im Juli 1914 war das Gasthaus Grünaue für seine Kegelbahn berühmt (o.r.). Im Mai 2014 – hundert Jahre später – standen fast nur noch die Außenmauern (u.r.). Dach und Zwischendecken waren marode und mussten abgerissen werden. Heut
Ein Haus, drei Ansichten: Im Juli 1914 war das Gasthaus Grünaue für seine Kegelbahn berühmt (o.r.). Im Mai 2014 – hundert Jahre später – standen fast nur noch die Außenmauern (u.r.). Dach und Zwischendecken waren marode und mussten abgerissen werden. Heut © hübschmann

Dass dort jemals wieder Mieter einziehen können, stand ziemlich auf der Kippe. Vergangenes Jahr hatte der neue Eigentümer gerade damit angefangen, das Haus zu sanieren – und machte eine schlimme Entdeckung nach der anderen. Das einstige Restaurant Grünaue war innen drin komplett marode. Die Entkernung gestaltete sich viel schwieriger als gedacht. Weil wegen durchgefaulter Balken akute Einsturzgefahr drohte, konnte zeitweise nur vom Korb eines Krans aus gearbeitet werden. „Ich habe lange überlegt, ob ich das Haus überhaupt stehen lasse“, sagt der Eigentümer, ein Handwerker aus der Gegend um Radeburg.

Bald aber hatte er sich in sein Projekt verbissen – mit dem festen Willen, es planmäßig fertig zu bekommen. Mittlerweile sieht das Haus von außen so aus, als könnten bald die Umzugswagen anrollen. Tatsächlich wird es aber noch ein wenig dauern. „Wir wollen Ende August oder Anfang September vermieten“, sagt der 64-Jährige. Denn drinnen waren dieser Tage noch die zahllosen Schlaufen der Fußbodenheizung zu sehen. Der Estrich sollte erst noch kommen, dann die Fliesenleger, Maler, Tischler.

Im Erdgeschoss entsteht eine Wohnung mit gut 90 Quadratmetern, zu der auch eine Terrasse auf der Rückseite des Hauses gehört. Im ersten Stock sind zwei kleinere Wohnungen geplant – von der eine einen Balkon erhält, die andere auf Wunsch einen Austritt zum Garten bekommen könnte. Denn nach vorn raus steigt das Grundstück stufenförmig an. Ein Stück verwilderter Garten ist nur über eine schmale Treppe zu erreichen, wäre aber auch mit der Wohnung im ersten Stock zu verbinden. „Wenn der Mieter das möchte, mache ich das – er muss dann aber auch den Garten pflegen“, sagt der Eigentümer.

Richtig großzügig wird es im zweiten Stock. Dort zieht sich eine einzelne Wohnung auf 140 Quadratmetern über die komplette Etage. Die Sechsraumwohnung bietet großzügige Zimmer und viel Ausblick – nicht nur auf die Großenhainer Straße und in die andere Richtung zur Pestalozzischule, selbst das andere Elbufer Richtung Siebeneichen ist im Blick. „Hierfür haben wir schon einige Anfragen“, sagt der künftige Vermieter. Dabei macht er keine Dumpingpreise: Zwischen 5,50 Euro und sechs Euro kalt sind pro Quadratmeter zu kalkulieren. „Sonst geht das mit den Kosten für den Umbau nicht auf.“

Dafür lockt die Wohnlage mit kurzen Wegen – zu Kindergärten, Schulen, Gymnasium. Zum Bahnhof, in die Altstadt, zu Ärzten. Reichlich Einkaufsmöglichkeiten und der Busbahnhof liegen gleich gegenüber. Leider auch eine Tankstelle, von der selbst am Wochenende Lärm von Waschstraße und Teppichklopfern herüberschallt. „Mit Geräuschen müssen die künftigen Bewohner schon rechnen“, sagt der Mann vom Land. Dafür gibt es ein Grundstück mit hohen Bäumen und Wiese dazu, alles eingesäumt von einer alten Bruchsteinmauer. „Ich könnte mir gut vorstellen, im Ruhestand selbst hier herzuziehen“, sagt der Handwerker.

Der Eigentümer sucht noch historisches Material zur einstigen Gaststätte – außerdem nach Hinweisen, wo die Statue eines Meißner Gänsejungen hin verschwunden ist. Hinweise an die SZ-Lokalredaktion.