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Einfach aus dem Auto geworfen

Wegen des Müllproblems an der Kastanienallee in Graupa steigt sogar die Brandgefahr. Würden gegen die Müllsünder Wildkameras helfen? 

Von Mareike Huisinga
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Auffällig viel Müll liegt an den Straßenrändern der Kastanienallee in Graupa.
Auffällig viel Müll liegt an den Straßenrändern der Kastanienallee in Graupa. © Foto: Daniel Schäfer

Schnee liegt nicht mehr und das Gras ist noch nicht hochgewachsen. Die Jahreszeit bringt an einigen Stellen besonders unschöne Erscheinungen ans Licht: achtlos hingeworfenen Müll an den Straßen. Erst vor kurzem hatte SZ über ein Pärchen berichtet, das in Eigeninitiative spontan Müll am Elbufer bei Birkwitz sammelte. Diese Aktion fand bei vielen Lesern großen Anklang und ebenso viel Lob. Auch an anderen Strecken und Gebieten wäre solch eine Aktion sinnvoll.

Besonders schlimm sieht es an der Kastanienallee in Graupa aus, auf dem Abschnitt Kirchweg bis zur Kreuzung Lindenallee. Scheint die Sonne, glitzert an den Straßenrändern der Plastikmüll, den hier Unbekannte hingeschmissen haben. Leere Verpackungen, Glasflaschen, Autoteile, Spraydosen: Die Müllspur zieht sich entlang des Grabens. Ein Glas liegt schon so lange, dass sich darin ein Moosbiotop entwickelt hat.

Graupas Ortsvorsteher Gernot Heerde kennt das Problem. „Viele werfen aus Bequemlichkeit ihren Frühstücksmüll einfach aus dem Autofenster“, vermutet er. Da das Gebiet nicht bewohnt ist, wähnen sich die Umweltsünder sicher. Aber an den Einfahrten zum Wald wurden ebenso größere Gartenabfälle abgekippt. Auch blaue Müllsäcke findet man im Graben. Heerde schüttelt mit dem Kopf. „Ich sehe hier Grüne-Punkt-Müll, Flaschen und Grünverschnitt. Alles kann man kostenlos und einfach korrekt entsorgen, ohne dass man Angst haben muss, erwischt zu werden.“

Besonders mit Blick auf die leeren Glasflaschen betont Heerde, dass es sich nicht nur um ein optisches Problem handelt. Vielmehr steige somit auch die Waldbrandgefahr, nämlich wenn im Frühjahr das Unterholz noch nicht hochgewachsen ist und die Sonne ungehindert auf den Boden scheint. Eine Glasflasche kann schnell wie ein Brennglas wirken, also Hitze entwickeln, aus der dann ein Feuer entsteht. Vor vier bis fünf Jahren hatten Freiwillige zuletzt an der Straße Müll eingesammelt, damals im Rahmen des Frühjahrsputzes der Ortschaft Graupa, erinnert sich Heerde. Dabei soll es nicht bleiben.

Geplant ist eine Sammelaktion, die vom zuständigen Revierförster Michael Blass organisiert wird. Hilfe kommt voraussichtlich von der Heilpädogischen Schule in Bonnewitz. „Die Schule hat generell Interesse an Waldtagen. Ich werde jetzt vorschlagen, dass wir gemeinsam die Kastanienallee vom Müll beräumen“, erklärt Blass. Der Staatsforst stellt die Container, damit der gesammelte Müll korrekt entsorgt werden kann.

In dieser Glasflasche hat sich mittlerweile ein Moos-Biotop entwickelt.
In dieser Glasflasche hat sich mittlerweile ein Moos-Biotop entwickelt. © Foto: Daniel Schäfer

Dieser Plan stößt beim Graupaer Ortschaftsrat bereits jetzt auf großes Wohlwollen. Heerde kündigt an, man werde zur Unterstützung aufrufen. Einen konkreten Termin gibt es zwar noch nicht, aber Blass hofft, dass der Schmutz bis Mitte April verschwindet. Dabei ist die Kastanienallee längst nicht der einzige Müllbrennpunkt in Graupa. „Im gesamten Waldgebiet nahe dem Ort kommt es auffällig oft zu Umweltverschmutzungen“, berichtet der Revierförster. Erst vor wenigen Tagen musste er sechs Autoreifen an der Straße zwischen Graupa und Birkwitz entsorgen lassen. Letztlich auf Kosten des Steuerzahlers.

Leider wird an dieser Stelle immer wieder Müll hingeworfen. SZ berichtete darüber und auch bei Facebook entspann sich eine muntere Debatte. Eine Nutzerin machte den Vorschlag, an solch markanten Stellen, eine Wildkamera zu installieren, um die Müllsünder zu ertappen.

Michael Blass ist jedoch skeptisch. „An sich ist der Gedanke nicht abwegig, aber es wäre ein rechtliches Problem. Selbst die Polizei darf nicht überall Kameras montieren“.

Außerdem dürfe man nicht vergessen, dass sich der überwiegende Teil der Waldbesucher korrekt verhalten würde. „Sie wollen in Ruhe die Natur genießen und beim Spaziergehen nicht beobachtet werden“, sagt Blass.

Zusammen mit dem am 18. März erschienenen Artikel „Die Müllsammler von Birkwitz“ hatte SZ die Leser aufgerufen, weitere schlimme Schmutzecken in Pirna zu melden. Bereits wenige Stunden nach der Veröffentlichung trudelten die ersten Reaktionen in der Redaktion ein.

Zehistaer Straße: „Wir haben bei unserem Stadtspaziergang durch Pirna auf dem Weg unterhalb des ehemaligen Landratsamtes, Zehistaer Straße, viel Müll gesehen. Es ist der Weg in Richtung Geibeltbad, die alte Bahnschienenstrecke. Man hält offensichtlich auf der Zehistaer Straße an und läuft zehn Schritte auf diesen Weg und entleert den Müll“, schreibt Familie Heise an SZ.

Der Bereich Waldstraße ab Ortsausgang Copitz/ Zufahrt zum Flugplatz bis einschließlich Kiesstraße an der Unterführung Sachsenbrücke an der Kiesstraße (alter Verlauf): Immer wieder sieht man dort neue Müllsäcke, Farbeimer mit Bauabfällen, Siedlungs- und Sperrmüll, entsorgten Grünschnitt und anderen Unrat. 

Der Radweg in Verlängerung des Söbrigener Weges durch den Tännicht nach Oberpoyritz: Neben den in Straßennähe abgelegten Siedlungsabfällen dienen besonders die ehemaligen Gruben in Flugplatznähe als illegale Deponie für Siedlungsmüll und vor allem Gartenabfälle.

Der Trampelpfad zwischen dem VfL-Sportplatz und dem Weg zur Brückmühle und der Anbindung an die Birkwitzer Straße: Dieser Bereich dient offensichtlich Kleingärtnern der näheren Umgebung zur Entsorgung Ihres Grünschnittes und Laubs.

Ehemalige Massa-Einkaufshalle in Copitz: Seit Jahren wird die Halle als Müllplatz auch für größeren Sperrmüll genutzt. Die Anwohner sind mehr als genervt.

Ehemalige Elbtalzentrale am Kahrenweg: Ganze Müllberge wurden hier illegal abgelagert. Nur ein Teil des Grundstückes beziehungsweise des Gebäudes ist eingezäunt. (hui)

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