Herr Dr. de Lange, wer sind die Waldenser?
Die Waldenser sind die einzige „Ketzerei“ aus dem Mittelalter, die bis heute besteht. Die Bewegung geht zurück auf Waldenser, einen Kaufmann in Lyon, der 1173 beschloss, seinen Reichtum den Armen zu geben und als Wanderprediger herumzuziehen. Im Mittelalter wurden die Waldenser schwer verfolgt. Im 16. Jahrhundert schlossen sie sich der Reformation an und bilden seitdem eine evangelische Kirche. Auch da wurden sie schwer verfolgt. Was das Bemerkenwerteste ist: die Waldenserkirche hat sich gerade in Italien, im Land des Papstes, bis heute behaupten können.
Gibt es auch in Sachsen noch Waldenser-Gemeinden?
Es gab in Sachsen im Mittelalter Waldenser, sie wurden aber ausgerottet. Im 18. Jahrhundert entstand in Sachsen in Herrnhut die sogenannte „Erneuerte Brüderunität“. Die Herrnhuter sehen sich selbst als Fortsetzung der alten Brüderunität, die im 15. Jahrhundert in Böhmen und Mähren entstanden ist. Interessant ist nun, dass diese alte Brüderunität enge Beziehungen mit den Waldensern unterhielt und ihr erster Bischof von einem Waldenser geweiht wurde. Nur auf diesem Umweg gibt es Verbindungen.
Welche Verbindungen gibt es zur Initiatorin des Abends, Elsbeth Pohl-Roux und damit in die Region Leisnig?
Im 17. Jahrhundert wurden 3000 Waldenser aus den französisch-italienischen Alpen vertrieben und 1699 in Württemberg angesiedelt. Es handelte sich um arme Bergbauern. Frau Roux (französische Name) stammt aus Perouse, einem der Dörfer, die von diesen Vertriebenen gegründet wurden.
Es fragte: Heike Stumpf
Termin: Geschichtlicher Vortrag von Albert de Lange über die Waldenser am Mittwoch, 19 Uhr, im Kaminzimmer der Stadtbibliothek Leisnig.