Von Maik Brückner
Was tut man mit einem Kuhstall, den man nicht mehr braucht? Abreißen kam für Hubertus und Bettina von Hertell nicht infrage. Denn der Stall gehört zum Ensemble des Ritterguts. Die beiden Hirschbacher entschieden sich, das Gebäude zu sanieren und dort zwei Ferienwohnungen einzurichten. Weil die zu erwartenden Kosten sehr hoch waren, schauten sie sich nach Fördertöpfen um. Das 2008 aufgelegte Programm Integrierte Ländliche Entwicklung schien das richtige zu sein.
Die Familie beantragte eine finanzielle Unterstützung für die Umnutzung und erhielt sie auch. Ein sehr bürokratischer Vorgang, erinnert sich Hubertus von Hertell. Aber er hat sich gelohnt. 135 500 Euro wurden der Familie bewilligt. Das ist viel Geld. Aber, so schränkt Hubertus von Hertell ein, das war mit vielen Auflagen verbunden. So mussten alle Arbeiten ausgeschrieben werden und der preiswerteste Anbieter musste den Zuschlag bekommen. Eigenleistungen wurden gar nicht gefördert. Letztlich verwendete er etwa die Hälfte des Geldes, um Auflagen zu erfüllen. Dennoch ist er zufrieden. Der Aufwand hat sich gelohnt, der Kuhstall kann sich sehen lassen.
Zwei große Ferienwohnungen
Zwei sehr große Wohnungen sind 2011 im Landhausstil entstanden. Die Untere verfügt über 200 Quadratmeter, die Obere ist 120 Quadratmeter groß. Wer sich hier einmietet, hat eine Ferienwohnung unter der Rubrik gehobenen Landtourismus gesucht. Und diesem Anspruch werden die Wohnungen auch gerecht. Interessenten für so ein Angebot gibt es ausreichend, sagt der Hausherr. 90 Prozent der Gäste kommen aus Deutschland, die restlichen zehn aus Holland, Dänemark, der Schweiz und Österreich. Meist verbinden sie ihren Urlaub mit der Jagd. Denn die von Hertells besitzen rings um Hirschbach 500 Hektar Wald, in dem man auch jagen gehen kann.
Die von Hertells sind kein Einzelfall. Auch andere Familien konnten in den vergangenen Jahren mit Geld aus dem Programm Integriere Ländliche Entwicklung Häuser umbauen. Darüber hinaus wurde mit Zuschüssen aus dem Programm die Märchenwiese erweitert, die Wegesäulen in Hirschbach, Hermsdorf, Dittersdorf und Börnchen saniert. Insgesamt flossen zur Förderung des Landtourismus 327 400 Euro in das Glashütter Stadtgebiet. Doch nicht nur in diesem Bereich wurde gefördert. Auch Straßen und öffentliche Gebäude wurden mit Fördergeld saniert.
Weil das Förderprogramm zum Ende des Jahres ausläuft, legte Bürgermeister Markus Dreßler (CDU) in der jüngsten Stadtratssitzung eine Bilanz vor. Demnach wurden in den vergangenen fünf Jahren 47 Projekte in der Stadt gefördert. 3,8 Millionen Euro Fördermittel wurden ausgeschüttet. Für eine vergleichsweise kleine Stadt wie Glashütte sei das sehr viel, sagte Dreßler. Dass die Stadt davon in diesem Maße profitieren konnte, habe sie auch einem Mitarbeiter zu verdanken, dem sie extra dafür eingestellt hat, Peter Lange. Der Bauingenieur kümmerte sich in den letzten Jahren vorwiegend um die Beantragung und Abrechnung der Fördermittel.
Nach dem Auslaufen des Förderprogramms ist nicht nur die Stadt Glashütte gespannt, wie das Folgeprogramm der Europäischen Union aussieht. Auch Hubertus von Hertell verfolgt die Berichterstattung mit Interesse. Denn auf seinem Hof stehen noch zwei Gebäude, die saniert werden müssten. Wenn’s klappt, würde er gern wieder Fördergeld einsetzen. Mit der damit verbundenen Bürokratie hat er bereits Erfahrung.