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Aus Partyclub wird Sushi-Restaurant

In den ehemaligen Räumen der düsteren Kneipe Bonnies Ranch bietet sich jetzt ein ganz ungewohntes Bild.

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Von Yannik Carstensen

Das riesige Schild mit den Worten Gourmet Palast gegenüber dem Neustädter Bahnhof ist kaum zu übersehen. Allerdings ist es teilweise noch von einem Baugerüst verdeckt, obwohl schon die ersten Gäste einkehren. Hier an der Antonstraße hat sich der gebürtige Vietnamese Trung-Ha Hoang einen lebenslangen Traum erfüllt. Er will die Touristen rund um den Bahnhof und aus den umliegenden Hotels in sein asiatisches Restaurant locken.

Seit seine Mutter ihm als Kind das Kochen beibrachte, wusste der 47-Jährige, dass seine Zukunft in der Gastronomie liegt. In seiner Heimatstadt Hanoi absolvierte er eine Kochlehre. Da es in Europa bessere Arbeitsbedingungen und höheren Lohn gibt, wanderte er Ende der 1990er-Jahre nach Polen aus. Ein paar Jahre später waren bereits andere Familienmitglieder nach Dresden gekommen. Deswegen zog es auch ihn 2009 in die sächsische Hauptstadt. Zuerst betrieb er ein kleines Bistro, dann eröffnete der Koch das Buffetrestaurant China Garden am Hubertusplatz. Seine zweite Gaststätte hat mit 300 Plätzen endlich die gewünschte Größe.

Damit das alles möglich ist, mussten der Küchenchef und seine Mitarbeiter drei Monate lang ganz schön mit anpacken, manchmal bis tief in die Nacht hinein. Täglich standen sie auf der Leiter, um die Fenster freizukratzen. Die waren noch mit schwarzer Folie des ehemaligen Clubs beklebt, berichtet die Kellnerin Khanh-Linh Pham. Die Besitzer von Bonnies Ranch hätten ein ziemliches Chaos hinterlassen. „Die Toiletten waren auch in einem schrecklichen Zustand, aber wir haben alle mitgeholfen. Eben wie eine große Familie.“

Trung-Ha Hoang spricht zwar nur gebrochen Deutsch, aber seine Leidenschaft für Gastronomie ist auch so spürbar. Jedes Jahr besucht er ein- bis zweimal seine Heimat und geht in Straßenrestaurants und auf Lebensmittelmärkten auf die Suche nach neuen kulinarischen Ideen. Seine jüngste Anschaffung – ein Sushi-Laufband, auf das der Koch die gerade zubereiteten Speisen stellt. Die Gäste können sich dann das Gewünschte herunternehmen.

Vietnamesisches Essen sei in Dresden und in ganz Deutschland „ausgelutscht“. Deswegen bereitet der Chef neben Sushi vorwiegend unbekannte japanische Gerichte zu. Auf der Karte stehen zum Beispiel mit Reis gefüllte Omeletts oder Frühlingsrollen im Nudel- statt im Teigmantel.