Von Bärbel Schumann
Statt mit Familien und Freunden den Ostermontag einen Frühlingsspaziergang zu genießen, arbeiten die Mitglieder der Harthaer Flemming Band im Probenraum. Sie üben für ihr Jubiläumskonzert. Das ist für den 25. April im Flemmingener Hof mit vielen Fans und Gästen geplant. Das Lokal gab der Band vor 25 Jahren den Namen. Noch heute wird im Keller regelmäßig geprobt.
Erinnerung ans Konzert
Abgegriffen sind die Ecken eines Buches, auf dessen Einband in jugendlicher Schrift zu lesen ist: „Chronik“. Michael Hutschenreiter schlägt einige Seiten auf. „Das hier ist ein Zeitungsbericht von einem unserer ersten Auftritte“, erklärt der Harthaer. Er ist Gründungsmitglied der Harthaer Flemming Band und heute ihr Chef. „Angefangen hat alles eigentlich als Schülerband.“
Gemeinsam mit Steffen Estler, Jörg Wittke, Holger Pönisch und Matthias Paesch hat Matthias Hutschenreiter die Band gegründet. „Ich kann mich noch gut an unser erstes großes Konzert erinnern. Das war am 21. Dezember 1984“, erzählt er. Alle hätten sich damals Jeans, ein weißes Hemd und Jacket angezogen und seien um 19 Uhr mit ihren Instrumenten auf die Bühne im Flemmingener Hof gestiegen. Während des Konzertes wurden sogar Dias mit Trucks an der Bühnenwand eingeblendet.
„Da sich jeder gut vorstellen kann, dass kurz vor Weihnachten nicht unbedingt Fans und Massen zu einem Konzert strömen, verlegen wir den Termin zum Feiern einfach vor“, erklärt Steffen Estler. Neben Michael Hutschenreiter gehört heute nur noch er zu der Gruppe, die einst mit Folk-Rock begann.
Entdeckt wurde die Band eigentlich schon einige Zeit vorher beim „Talentezelt“. Das war eine Veranstaltungsreihe, wo bekannte DDR-Bands durch die Lande zogen und mit Nachwuchsbands in Städten gemeinsam auf der Bühne musizierten. „Fast ein Jahr später hatten wir dann unser erstes eigenes Konzert, bei dem wir uns wirklich trauten, das Publikum einen Abend lang zu unterhalten“, blickt Michael Hutschenreiter zurück. Neil Young und anderer Größen wurden nachgespielt, aber auch eigene Lieder fortan präsentiert. Diese Melodien entstanden in der Band. Texte der ersten CDs stammten vorrangig von Michael Hutschenreiter und DA-Sportredakteur Dirk Westpfahl. Heute textet mit André Hakmann-Kalina ein Profi für die neue CD.
1984 erhielt die Band ihre erste Einstufung für Auftritte mit dem Prädikat „Mittelstufe“. „Wir mussten damals wie alle Gruppen vor einer Kommission aus Musikern und Kulturverantwortlichen spielen, um eine Einstufung und damit Auftrittsgenehmigungen zu erhalten“, erzählt Hutschenreiter. So ganz schlecht sei dies nicht gewesen, denn nur wer wirklich musikalisch etwas konnte, hätte auch die Auftrittsgenehmigung erhalten.
Ausbildung lohnt
Und schließlich hätte es auch den Ehrgeiz angestachelt, weiter nach immer besseren Programmen zustreben. Bandmitglieder besuchten deshalb die Musikschule. 1989 konnte die Flemming Band schließlich das Prädikat „Sonderstufe“ ablegen. Das war die höchste Einstufung, die eine Amateurband in der DDR erreichen konnte. „An manchen Wochenenden waren wir von Donnerstag bis Montag unterwegs, um auf Tanzsälen, bei Konzerten oder anderen Veranstaltungen zu spielen“, erinnert sich Steffen Estler. „Besonders in Thüringen war unsere Band gefragt.“
Dann kam 1989 die Wende. „Schon zuvor hatten wir uns umorientiert und spielten Country-Musik. Dennoch fielen wir, wie viele Menschen, in ein Loch, traten kaum noch auf““, erinnert sich Hutschenreiter. Doch aufgeben war nicht das Ding der Musikanten. Sie steckten sich neue Ziele, produzierten die erste eigene CD und standen in den nächsten Jahren mit manchem Promi nicht nur der Country-Szene auf der Bühne.
Beim Jubiläumskonzert soll nicht nur Musik dieser Richtung im Flemmingener Hof gespielt werden. „Wir wollen uns in keine Schublade stecken lassen, sondern spielen ebenso andere Richtungen. Das wir dies können, haben wir schon zu vielen Auftritten bewiesen“, erklärt Ulf Zschiedrich.