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Aus Wilsdruff kommen jetzt Flugzeugteile

Während die Luftfahrtindustrie durch die schwierigste Zeit ihrer Geschichte fliegt, setzt der Zulieferer PMG Aerospace Industrie Company GmbH auf Expansion. In der Nacht zum Dienstag ging das neue Wilsdruffer Werk in Betrieb. Dort sollen bis 2006 rund 400 Jobs entstehen.

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Von Domokos Szabó

In der Luftfahrtbranche jagt eine Krisenmeldung die andere. Die Kombination aus Konjunkturflaute, Terrorangst, Kriegsfolgen und Sars macht den Airlines und Flugzeugherstellern schwer zu schaffen. Erst gestern legte die Lufthansa eine negative Bilanz für die ersten drei Monate des Jahres vor.

Von mieser Stimmung keine Spur hingegen beim Zulieferer PMG Aerospace Industrie Company GmbH in Wilsdruff. Das aus Bayern kommende Unternehmen nahm in der Nacht zum Dienstag im Gewerbegebiet Hühndorfer Höhe seine neue rund 1,15 Millionen Euro teure Produktionshalle in Betrieb – nach Cossebaude die zweite in Sachsen und zugleich der erste Baustein für „eines der modernsten Aerospace-Center Deutschlands“, wie PMG-Geschäftsführer Thomas Budniok unterstreicht. Einen näher nicht bezifferten Teil bisheriger und künftiger Baukosten übernimmt der Freistaat.

Auftragslage

recht ordentlich

„In der ersten Schicht in Wilsdruff wurden Strukturelemente und Blechteile für Airbus produziert. Die Auftragslage ist recht ordentlich“, sagte Werksleiter Rudi Tischer gestern. In der Tat ist der europäische Prestige-Konzern Airbus mit ein Grund für den Optimismus der 60 PMG-Leute in Sachsen.

In diesem Jahr will das Gemeinschaftsunternehmen, an dem Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien beteiligt sind, 300 Flugzeuge ausliefern und damit Boeing überholen. In Wilsdruff produziert PMG nicht nur Teile für aktuelle Modelle, sondern auch für das neue Flaggschiff A 380, das voraussichtlich 2006 in den kommerziellen Einsatz startet. Außerdem zogen die Bayern einen 500-Millionen-Euro-Auftrag aus Israel an Land. In den nächsten 15 Jahren werden sie laut Tischer Flugzeugkomponenten an Israel Aircraft Industries liefern.

Am neuen Standort in Wilsdruff seien mehrere Millionen Euro in den Maschinenpark investiert worden, darunter in den Kauf von fünf Fünf-Achs-Fräsen zur Bearbeitung komplizierter Teile. „Dank modernster Maschinen und neuer, effizienter Technologien sind wir international wettbewerbsfähig“, betonte Tischer. Zukunftsmusik sind allerdings noch die in Aussicht gestellten 400 Arbeitsplätze. Wie viele neue Jobs in diesem Jahr entstehen, ließ der Werksleiter offen.

2004 rechnet er mit 100 Einstellungen. Gebraucht würden Programmierer, Fluggeräte-Elektroniker, Fertigungsleiter und andere Spezialisten. Sie werden künftig am bisherigen PMG-Standort Cossebaude aus- und weitergebildet, wo auch die Entwicklungsabteilung verbleibt.

Die Produktionsfläche

verdreifachen

Derweil wird der Wilsdruffer Betrieb schrittweise ausgebaut: Den Plänen nach wird er 2006 seine Flughöhe erreichen, dann will PMG 35 Millionen Euro investiert und die Produktionsfläche von heute knapp 2 000 Quadratmeter auf 6 000 Quadratmeter verdreifacht haben. Werksleiter Tischer: „Wir halten an unserem Investitionsprogramm fest.“