Corona bremst Afrika-Tour aus

Hartha. Es sollte ein großes Abenteuer werden. Sandro Voland, Samuel Wüst, Thomas Grüpner und Adrian Koch wollten mit zwei Ford Focus bis nach Gambia fahren. Als Teilnehmer an der Rallye Dresden-Dakar-Banjul. Am Zielort sollten die hergerichteten Kombis versteigert werden. Die Erlöse sollen in Projekte vor Ort fließen.
Zum Beispiel in eine Schule, eine Tischlerei und eine Kfz-Werkstatt. Wohin genau, das entscheiden die Teilnehmer direkt vor Ort, nachdem sie Führungen durch die verschiedenen Hilfsprojekte bekommen haben. Doch so weit soll es nicht kommen. Zwischen ihnen und dem Ziel liegt Corona. Die Pandemie, die auf alle Bereiche des Lebens in der ganzen Welt ihren Einfluss genommen hat.
Doch dieses Szenario schien zu Beginn der Tour noch weit weg, auch wenn die vier Freunde das Auftakttreffen aller Teams in Dresden verpassten – Stau auf der A 4. Am nächsten Tag war in Hohenstein-Ernstthal offizieller Start. Noch in Deutschland gab es den ersten Höhepunkt. Der Verein „Breitengrad“, der die Rallye 2006 ins Leben rief, organisierte, dass die Teilnehmer auf dem Hockenheimring zwei Runden fahren durften.
Weiter ging es mit Zwischenstopps über Frankreich nach Spanien. In Valencia wurden die Teilnehmer darauf hingewiesen, dass Eile geboten ist. Die von der Organisation gebuchte Fähre fiel aus. Aufgrund der Corona-Pandemie durften Teilnehmer einer Rallye nicht nach Marokko einreisen. „Das bedeutete, dass sich der ganze Tross aufgeteilt hat, und dass sich jedes Team selbst um die Fährtickets kümmern musste“, sagt Adrian Koch.
Das Übersetzen nach Afrika in die spanische Enklave Ceuta klappte. Dort dauerte es jedoch acht Stunden, bis die Einreiseformalitäten geklärt waren. „Nachts halb Zwölf konnten wir die Grenze passieren“, so Koch. Sie steuerten die nächste Tankstelle an, um dort zu übernachten.
2.000 Kilometer in zwei Tagen
Nach einer groben Route, die von den Organisatoren vorgegeben wurde, bewegten sich die Harthaer mit ihren beiden Autos weiter südwärts. „Wir haben uns den einen oder anderen Abstecher gegönnt“, sagt Samuel Wüst. Eine Station war Rabat, wo sie sich die Altstadt anschauten. Weiter ging es in Richtung Hoher Atlas. Doch die Organisatoren drängten, dass sie doch schnellstmöglich nach Süden fahren sollten.
Es folgten zwei sehr anstrengende Tage, an denen die Harthaer jeweils knapp 1.000 Kilometer zurücklegten. Auf einer relativ gut ausgebauten Straße ging es südwärts. „Schlaglöcher gab es aber auch. Bei einem der beiden Autos haben wir uns dadurch zwei Felgen beschädigt. Mitten in der Nacht mussten wir die Räder wechseln, das war nicht gerade ein Vergnügen“, so Samuel Wüst.
Am nächsten Abend erreichte die Rallye-Gruppe die letzte Raststätte in der Westsahara, bis zur mauretanischen Grenze waren es nur noch wenige Kilometer, am nächsten Tag sollte es dorthin gehen. Kurz vor der Abreise am Mittag bekamen die Organisatoren eine E-Mail von der Deutschen Botschaft aus Nouakchott, der Hauptstadt Mauretaniens. Mit der dringenden Bitte, nicht nach Mauretanien einzureisen, sondern stattdessen in den Norden Marokkos zurückzufahren.
Quarantäne drohte
Aufgrund der Corona-Krise drohten nach der Einreise nach Mauretanien eine zweiwöchige Quarantäne und auch die Weiterfahrt wäre nicht gestattet worden. Das wollte dann doch niemand riskieren, sodass alle wohl oder übel umdrehen mussten. „Das mussten wir erst mal sacken lassen“, so Koch.
Die Erfahrungen, die sie bis dahin gesammelt haben, wollen die Freunde nicht missen. Gerade im Norden Marokkos sei es landschaftlich sehr schön, sind sie sich einig. Auch die Gastfreundschaft sei beeindruckend gewesen. So wurden sie im Gebirge von einem Mann zu Kaffee und Nüssen eingeladen. Die Lebenshaltungskosten seien deutlich geringer als in Deutschland. „Und die Spritpreise sind sehr moderat. Der Liter Diesel kostet knapp 70 Cent“, fügt Sandro Voland an.
In Nordmarokko wurde aus dem Quartett ein Trio. Thomas Grüpner wollte schneller nach Hause und schloss sich einem anderen Team an. Die anderen wollten sich nicht hetzen lassen. „Wir hatten schließlich Urlaub“, so Koch. Die Organisatoren hatten immer Kontakt zur deutschen Botschaft.
Dann verhängte Marokko den Ausnahmezustand, die Europäer wurden aber in Ruhe gelassen. An der Fähre in Ceuta dauerte es diesmal 20 Stunden, bis sie nach Spanien übersetzen konnten. „Wir waren froh, dass wir genügend Lebensmittel eingepackt hatten, denn eine Versorgung gab es nicht“, so Koch. Zwei Tage später sei die Grenze zwischen Marokko und Spanien dichtgemacht worden.
Obwohl das Kennzeichen abgelaufen war, seien sie ohne Probleme wieder nach Hause gekommen. An dem Tag, an dem sie eigentlich in Banjul in Gambia ankommen wollten, trafen sie wieder in Hartha ein.
Trotz der Strapazen können sich die abenteuerlustigen Ford-Fahrer vorstellen, eine solche Tour noch einmal mitzumachen. „Dann aber bis zum Zielort in Gambia“, so Koch. Sie bedauern es, dass ihre Fahrzeuge nicht versteigert und der Erlös nicht für die Hilfsorganisationen in Gambia gespendet werden konnte.
Dennoch wollen sie für die Projekte in dem afrikanischen Land etwas tun. Vor Beginn ihrer Tour hatten sie bei Sponsoren Geld gesammelt. „Das, was nach Abzug der Unkosten übrig ist, werden wir spenden“, so Koch.
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