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Ausstellung im Rathaus über Zwangsarbeiter öffnet

Coswig. Ab morgen ist im Rathausfoyer die Ausstellung Zwangsarbeit in Sachsen zu sehen. Coswigs Archivarin Petra Hamann hat die Dokumente der Sächsischen Staatsarchive mit Aktenauszügen über Vorgänge in der Region ergänzt.

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Coswig. Ab morgen ist im Rathausfoyer die Ausstellung Zwangsarbeit in Sachsen zu sehen. Coswigs Archivarin Petra Hamann hat die Dokumente der Sächsischen Staatsarchive mit Aktenauszügen über Vorgänge in der Region ergänzt.

Der Coswiger OB Michael Reichenbach und die Archivarin sind sich sicher, dass die Schau auf großes Intersse stoßen wird. Aber auch für alle heimatgeschichtlich interessierten Bürger der Region enthält die Coswiger Ausstellung viele wissenswerte Details.

Beispielsweise sind namentlich Zwangsarbeiter aus den Ostgebieten auf einer Industrielohnliste der Stadtverwaltung Coswig erfasst. Diese Menschen sind hier in den Jahren 1940 und 1941 im Straßenbau eingesetzt worden.

„Belege aus dieser Zeit sind eine Seltenheit“, berichtet Petra Hamann. Sicher sei aber, dass alle Coswiger Betriebe, zum Beispiel die ehemaligen Kirchbachschen Werke, die Bremsbeläge herstellten, ihre Produktion nur mit Hilfe der Zwangsarbeiter aufrecht erhalten konnten.

Auch in der ehemaligen Getriebefabrik Coswig wurden Zwangsarbeiter in der Produktion eingesetzt. Die Arbeitsbedingungen seien denkbar schlecht gewesen.

Viele Nachfolgefirmen aus der Region wollten davon nichts mehr wissen. „Die deutschen Männer im arbeitsfähigen Alter sind alle an der Front gewesen“, so die Archivarin. Beim Verlassen des Wohnortes war für die Zwangsarbeiter die Genehmigung des Landrates von Meißen erforderlich. „Zwangsarbeiter vorwiegend aus Osteuropa, wurden auch in Brockwitz und Sörnewitz in Gärtnereien, Baumschulen und Privathaushalten beschäftigt“, weiß Petra Hamann.

Viele Unterlagen aus dieser Zeit existieren nicht mehr. Da sei es für die Betroffenen schwierig gewesen, Nachweise für mögliche Entschädigungsleistungen vorzulegen. „Einem ehemaligen tschechischen Zwangsarbeiter, Karel Prihoda, der jetzt in der Schweiz lebt, konnte geholfen werden“, berichtet die AtchivarinPetra Hamann. Karel Prihoda bekam das ihm zustehende Geld.

Ein gut erhaltener Quelltext von 1945 belegt zum Beispiel, dass 300 Zwangsarbeiter aus Italien, Belgien, Russland, Polen, Frankreich und Holland endlich nach Hause durften. Die Zwangsarbeiter lebten in Coswig und Umgebung teilweise mit ihren Familien. (SZ/gü/leo)

Zu sehen ist die Ausstellung im Coswiger Rathaus ab morgen bis zum 5. April.