Von Wolfgang Zimmermann
Wo kann man heute noch loses Mehl, Zucker oder dergleichen mehr kaufen? Oder süßsaure Drops, die man in einer spitzen Papiertüte bekam? Oder Tafelessig, der aus einem großen Keramiktopf in die mitgebrachte Flasche gefüllt wurde? Lose Salzgurken, die man auf dem Heimweg verspeisen konnte. Tempolinsen, Gothaplast- Pflaster oder die gute Leokrem für die Hautpflege.
Kinder der Gegenwart wissen mit dem Tante-Emma-Laden um die Ecke nichts mehr anzufangen. Sie haben ja den Supermarkt, in dem man alles kaufen kann, was das Herz begehrt. Dass man sich dort alles selbst zusammensuchen muss, hat etwas mit schwindender Einkaufskultur zu tun. Und um diese Einkaufskultur geht es vor allem in der neuen Ausstellung im Karrasburg-Museum Coswig, die jetzt mit der Frage „Was darf’s denn sein?” Interessenten einlädt.
In der Coswiger Ausstellung gibt es eine große Auswahl von Kaufmannsläden. Allein 18 verschiedene zum Spielen. Und einen lebensgroßen Laden dazu. Einen mit schnarrender Registrierkasse und großen, prall gefüllten Bonbongläsern. In den kleinen wird mit Kurz- und Haushaltswaren, mit Weihnachtsartikeln und Lebensmitteln gehandelt. Selbst zu DDR-Zeiten gab es noch einen einfachen Spiel-Laden aus buntem Holz, in dem Kinder nach Herzenslust handeln konnten. Diese Läden waren mit „Konsum” oder „HO” überschrieben. Auch darauf geht die Ausstellung ausführlich ein. Sie untersucht die Entwicklung der Einzelhandelsgeschäfte in Coswig über das gesamte 20. Jahrhundert hinweg. Man erfährt, wie viele Buchhandlungen Coswig hatte, wie viele Optiker- und Uhrmacher- bzw. Lebensmittelgeschäfte. Alles, was den Einkauf damals ausmachte, ist in der Ausstellung liebevoll zusammengetragen. Ja, es fehlt nicht einmal das winzige Perlonnetz – ein Modeschlager aus den 70ern.
Geöffnet ist die Ausstellung bis 22. Mai.