Von Mandy Schaks
Josephin Grützner richtet die Kinderstube her. Sie bringt Farbe an die Wände und etwas australisches Flair ins Gelände. Schließlich soll sich der Nachwuchs wohlfühlen – im Wildpark Osterzgebirge. Denn der erwartet neue Bewohner. Ende Juli sollen endlich die Mini-Kängurus eintreffen. Und Josephin Grützner freut sich schon darauf wie das gesamte Wildparkteam.
Die 20-Jährige macht hier ein freiwilliges ökologisches Jahr und hat ein tolles Projekt bekommen. Sie muss eine Abschlussarbeit vorlegen, und die besteht nicht aus grauer Theorie. Sie fällt ganz praktisch aus. Der Stall und das Gehege für die Mini-Kängurus sind schon fertig. Die neue Anlage konnte dank Engagements des Wildparks unter Leitung von Frank Gössel weitestgehend mit Spenden finanziert werden. Nun muss das neue Heim für die gebürtigen kleinen Australier noch gemütlich werden. Darum kümmert sich Josephin.
Die Besucher sollen auf den ersten Blick sehen, hier lebt jemand, der seine Wurzeln am anderen Ende der Welt hat. Dafür gestaltete Josephin zum Beispiel den australischen Kontinent auf einer Tafel nach, auf der in der Mitte ein Beuteltier auf dem Sprung ist. „Die kommt draußen ans Gehege“, sagt Josephin. Außerdem malt sie ein Bild vom Heiligen Berg, dem Ayers Rock. Das ist der bekannteste Berg Australiens und so etwas wie das Wahrzeichen des Kontinents.
Der Wildpark bemüht sich, möglichst jedes Jahr eine neue Tierart zeigen und den Besuchern eine neue Attraktion zu bieten. Das wird lange vorbereitet, sagt Wildpark-Chef Frank Gössel. Mit dem Team um Cheftierpflegerin Maika Naß wird überlegt, was zu der etwa elf Hektar großen Anlage passt und welche Voraussetzungen dafür nötig sind. Das wird sich dann auch mal vor Ort bei anderen Einrichtungen angeschaut. Besonders engen Kontakt pflegt der Wildpark mit dem Zoo in Leipzig, Riesa und Dresden.
Natürlich haben indirekt auch die Besucher Einfluss, wie sich der Wildpark weiterentwickelt. Denn die Mitarbeiter registrieren schon, was bei den Gästen ankommt. „Wir suchen vor allem Tiere, die junge Familien ansprechen“, sagt Frank Gössel. Schließlich besuchen den Wildpark besonders gern Eltern mit ihren Kindern oder Oma und Opa mit den Enkeln. Und die Kleinen mögen es oft klein. Gössel hat beobachtet, dass Kinder zum Beispiel eher bei den Nutrias oder Erdmännchen stehen bleiben und ihnen zuschauen als bei einem stattlichen Hirsch. Insofern bringen die Mini-Kängurus beste Voraussetzungen mit, um zu den neuen Publikumslieblingen zu avancieren. Denn sie werden nur um die 60 Zentimeter groß. Vier kleine Beuteltiere – ein Männchen und drei Weibchen – bekommt der Wildpark insgesamt aus dem niederbayrischen Vogel- und Tierpark Abensberg aus der Nähe von Regensburg.