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Autohändler fordern Klarheit bei Prämie

Der Autoverkauf ist in der Region Döbeln teils nur schleppend wieder angelaufen. Die Prämie für den Neukauf ist in der Region umstritten.

Von Maria Fricke
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Verkäufer Maximilian Sabisch (links) und Martin Lischke warten im Autohaus Döbeln auf Kunden für den T Roc Cabrio.
Verkäufer Maximilian Sabisch (links) und Martin Lischke warten im Autohaus Döbeln auf Kunden für den T Roc Cabrio. © Dietmar Thomas

Region Döbeln. Bringt Volkswagen einen neuen Golf auf den Markt, ist das Interesse daran normalerweise auch in der Region groß. Doch dieses Mal ist das anders. Auch das neue T-Roc Cabrio will sich kaum ein Döbelner zurzeit anschauen. Und das liegt nicht nur am Mundschutz, der jetzt in den Verkaufsräumen getragen werden muss.

„Das Kaufverhalten ist eingebremst“, sagt Gernot Schliebe, Geschäftsführer des Autohauses Döbeln. Seit knapp einem Monat dürfen die Autohäuser wieder Fahrzeuge verkaufen. Aufgrund der Corona-Krise war der Verkauf kurzzeitig eingeschränkt worden. „Die Nachfrage ist eher gering. Wenn, dann interessieren sich die Kunden eher für gebrauchte Jahreswagen“, beschreibt Schliebe. 

Er vermutet, dass die Leute noch sehr verunsichert sind und erst einmal schauen, wie sich die Situation weiter entwickelt. „Sie halten ihr Geld zusammen“, meint Schliebe. Doch das Bild ist nicht überall in der Region gleich. In Waldheim im Autohaus von Dittmar Mäke sieht es anders aus: Das Kaufverhalten dort sei wieder gut angelaufen. „Momentan ist keine Zurückhaltung zu spüren“, meint Niederlassungsleiter Michael Eismann.

Die beiden Beispiele aus der Region zeigen, dass die Corona-Krise die Branche ganz unterschiedlich stark trifft. Das bestätigt auch Michael Schneider, Obermeister der KFZ Innung Sachsen West. „Betriebe die ihren Schwerpunkt im Neu- und Gebrauchtwarenhandel haben, leiden stärker unter den gegebenen Einschränkungen als reine Werkstattbetriebe.“ Insgesamt betreut die Innung rund 460 Betriebe mit knapp 3.500 Beschäftigten im Regierungsbezirk Chemnitz. In Mittelsachsen gehören 69 Mitglieder der Innung an.

Digital nur ein Bruchteil verkauft

Während der Schließung der Verkaufsräume bis zum 20. April hätten viele ihre Geschäfte auf die digitale Ebene verlagert. „Trotzdem war der Absatz natürlich nicht mit normalen Zeiten vergleichbar“, sagt Schneider. Nur ein Bruchteil der Geschäfte sei auf diesem Weg abgewickelt worden. 

„Erschwerend kam hinzu, dass seitens der Behörden die Zulassungsstellen teilweise geschlossen waren oder die Ausführung der An- und Abmeldungen verweigerten“, ergänzt der Obermeister aus Altmittweida. Die Gründe für die Zurückhaltung jetzt seien vielfältig, Privatkunden sorgten sich um ihren Arbeitsplatz, Firmenkunden stellten Investitionen zurück.

Größtes Problem für Michael Eismann in Waldheim seien derzeit die sehr schwammigen Lieferaussagen der Hersteller. „Teilweise wurde vier bis sechs Wochen nicht produziert“, ergänzt Kollege Schliebe aus Döbeln. Dadurch könne es zu Verzögerungen bei der Lieferung kommen. 

Schliebe versichere, dass sich während der Wartezeit der Wert des alten Fahrzeuges der Kunden nicht verschlechtere. Auch bezüglich der Garantien seien die Hersteller sehr kulant und würden diese schon mal um drei Monate verlängern.

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Doch nicht nur in dieser Hinsicht kommen die Hersteller den Kunden entgegen. „Viele unterstützen zurzeit mit Verkaufsaktionen den Abverkauf von sofort verfügbaren Fahrzeugen“, sagt Obermeister Schneider. Auch gebe es staatliche Förderungen für den Erwerb von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben. „Es lohnt sich im Moment durchaus, über den Kauf eines neuen Fahrzeuges nachzudenken.“ 

Dieser soll auch die Autoindustrie wieder ankurbeln. Daher wird schon seit einigen Wochen über eine Kauf-Prämie vonseiten der Regierung nachgedacht, ähnlich der Abwrackprämie 2009. Diese sollte nach der damaligen Finanzkrise die Autoindustrie wieder ankurbeln, indem den Kunden beim Kauf 2.500 Euro für ein neues Auto gezahlt wurde, wenn sie ihr altes im Gegenzug verschrotten ließen. Eine Lösung auch für jetzt? Nicht für Gernot Schliebe.

„Ich halte davon nichts. Das bringt uns nicht weiter“, so der Döbelner Autohaus-Chef. Durch die Abwrackprämie seien Autos verschrottet worden, die noch hätten zehn Jahren gefahren werden können. „Mit einer Prämie ziehen wir den Kauf nur vor. Wer jetzt kauft, kauft nächstes Jahr nicht“, meint Schliebe. Zudem sei noch vieles unklar. „Was für Typen werden gefördert? Nur Elektrofahrzeuge?“

Auch Servicegutschein wäre denkbar

Gerade die Ungewissheit, die mit der Prämie verbunden ist, macht den Händlern zu schaffen. Kommt sie? Kommt sie nicht? Und wenn ja, für welche Fahrzeuge? Die Fragen führten zur Kaufzurückhaltung, meint Michael Eismann. Auch für Schneider ist die Prämie ein zweischneidiges Schwert: Die Hängepartie der Kaufprämie wirke sich sehr unvorteilhaft aus, meint er. 

Die Mitglieder der Innung erwarteten endlich eine klare Aussage zu der Prämie. „Eine ‚gerechte‘ Aufteilung muss das Ziel sein“, sagt Schneider. Denkbar wäre daher auch ein „Servicegutschein“. Denn nicht nur die Industrie brauche Unterstützung, sondern auch die kleineren und mittelständischen Handels- und Handwerksbetriebe.

Auf die geforderten Umstände aber hätten sich die Betriebe hervorragend eingestellt und entsprechende Vorsorge gegenüber den Kunden sowie den Mitarbeitern getroffen, sagt Schneider. Knapp 80 Prozent der Betriebe im Bereich der KFZ-Innung Sachsen West hatten im Vorfeld angegeben, Kurzarbeit zu beantragen. Doch nicht alle hätten die Maßnahme auch ergriffen. „In Einzelfällen mussten auch Mitarbeiter entlassen werden“, sagt Schneider.

Im Autohaus Döbeln gelten noch verkürzte Öffnungszeiten von 7 bis 17 Uhr, bei Bedarf sind die Mitarbeiter auch darüber hinaus zu sprechen, meint Schliebe. Auch in der Werkstatt habe die Nachfrage nachgelassen, da aufgrund von Homeoffice oder Kinderbetreuung weniger Kunden mit dem Auto unterwegs waren. 

Im Waldheimer Autohaus Mäke gebe es keine Einschränkungen mehr. Kurzarbeit habe es zeitweise nur für die Verkäufer gegeben, der Service sowie der Teiledienst habe ununterbrochen eine gute Auftragslage gehabt, sagt Niederlassungsleiter Michael Eismann. Allgemein sei das Reparaturgeschäft in den Werkstätten relativ stabil, so die Erfahrung von Michael Schneider.

 „Einzig die Unfallreparaturen sind aufgrund des geringeren Verkehrsaufkommens deutlich weniger.“ Aufgefallen ist zudem, dass die Auftragslage ähnlich wie 2019 sei, aber der Umsatz deutlich geringer.

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