Autozulieferer zum zweiten Mal insolvent

Der Dohnaer Druckguss-Spezialist DGH-Group hat Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Es betrifft drei Gesellschaften, darunter die Standorte in Dohna und Hof. Vor acht Jahren, im Juni 2012, hatte es die gleiche Situation schon einmal gegeben – mit dem gleichen Insolvenzverwalter Franz-Ludwig Danko.
Der Geschäftsbetrieb geht auch im vorläufigen Insolvenzverfahren weiter, sagt Danko, der am Freitag das Verfahren übernommen hat und am Montag in Dohna war, um sich zu informieren und Sanierungsoptionen zu prüfen. „Alle Aufträge werden nach wie vor in gewohnter Qualität bearbeitet“, sagt er. Die Löhne und Gehälter der rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Dohna sowie rund 300 in Hof seien über das Insolvenzgeld gesichert. Das gilt bis Ende August. So lange gibt es auch keine Entlassungen, sagt ein Sprecher des Insolvenzverwalters.
Seit März schon Kurzarbeit
Ziel sei es, den Geschäftsbetrieb und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten, sagt Danko. Die Optionen dafür sollen in den nächsten Wochen geprüft werden. Kontakt zu Kunden von Druckguss sei bereits aufgenommen, heißt es. „Als einer der führenden Anbieter von Aluminium- und Magnesium-Druckgussteilen ist die DGH Group technologisch gut aufgestellt und ein wichtiger und langjähriger Partner für seine Kunden“, sagt Danko. Das sei eine wichtige Grundvoraussetzung für eine Sanierung. Sie war zuletzt 2012/13 gelungen. Doch diesmal sind die Bedingungen noch schwerer.
Zu den Problemen in der Autoindustrie kam nun noch Corona hinzu. Bereits seit März ist ein Teil der Mitarbeiter in Kurzarbeit, wobei sich die Auftragslage zuletzt wieder etwas stabilisiert habe. Die Suche nach den Ursachen für das aktuelle Scheitern steht für Danko jedoch nicht im Vordergrund. Es gehe vielmehr darum, so schnell wie möglich eine Lösung zu finden. Vor acht Jahren war in der Krise vorwiegend ohne Unterbrechung weitergearbeitet worden. Ein Standort in Sachsen-Anhalt wurde damals verkauft.
Eine fast 100-jährige Geschichte
Die DGH-Group entwickelt und fertigt an den Standorten Dohna und Hof in Bayern Fahrzeugteile aus Aluminium- und Magnesium-Druckguss. Schwerpunkt sind Struktur-, Motor- und Getriebeteile. Der Jahresumsatz betrug zuletzt 70 Millionen Euro. Christoph Müller, Vorsitzender der Geschäftsführung, ist seit 2017 im Unternehmen und war voriges Jahr angetreten, den Wechsel zur Elektromobilität zu meistern. Er hofft, dass Druckguss es auch diesmal schafft, die Krise zu überwinden. Aus der Insolvenz von 2012 sei man letztlich - mit einer amerikanischen Mutter - auch finanzstark hervorgegangen. Nächstes Jahr besteht das Dohnaer Unternehmen 100 Jahre und will das Jubiläum auch feiern.
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