Von Thomas Möckel
Marie Krenz und Yvonne Laube sind eigentlich großzügige Fachräume gewohnt. Die beiden Auszubildenden zur Restaurantfachfrau im zweiten Lehrjahr schätzen sehr die Bereiche Küche und Restaurant im Beruflichen Schulzentrum für Wirtschaft (BSZ) in Pirna, weil dort „das Gefühl von Gastgewerbe durch Einrichtung und Arbeitsmittel noch gegeben ist“.
Seit geraumer Zeit müssen sie und ihre Klassenkameraden aber auf engstem Raum büffeln und praktisch hantieren – in einem kleinen Zimmer im Dachgeschoss der Berufsschule. Dafür sei der Raum überhaupt nicht ausgestattet, schimpft Marie Krenz.
Dieser Umstand zeugt von einer weit reichenden Misere: Bis zum Ende des Schuljahres 2002/2003 sollten alle Hochwasserschäden am BSZ beseitigt sein. Doch die Sanierung wird länger dauern als geplant, weil teilweise noch benötigte Fördermittel fehlen.
Darunter haben besonders die Kollegen von Marie Renz und Yvonne Laube aus dem ersten Lehrjahr zu leiden, ebenso Köche und Hotelfachleute: Sie müssen für ihren praktischen Unterricht jede Woche in eine Schule auf dem Sonnenstein fahren. Noch härter trifft es die Hauswirtschafterinnen – sie werden derzeit in Langhennersdorf ausgebildet. „Dabei ist die Busverbindung dorthin total schlecht“, klagt Laube.
Schlimm findet sie auch den Lärm, den die derzeitigen Bauarbeiten verursachen. „Ich sehe ja ein, dass saniert werden muss. Wenn das aber während der Schulzeit passiert, zehrt das mächtig an den Nerven aller“, sagt sie.
Ein noch größeres Dilemma befürchten die beiden Restaurantfachfrauen-Lehrlinge allerdings im nächsten Winter: Bislang konnten alle Berufsschüler, wenigstens in der Freiluftsaison, zum Sportunterricht den Lok-Sportplatz benutzen. In der kalten Jahreszeit müssen die Azubis aber wahrscheinlich in die BSZ-Aula ausweichen. „Dort gibt es nicht einmal Duschen“, sagt Krenz.
„Dabei hieß es doch, die Gelder für den Wiederaufbau seien da“, fragt sich Yvonne Laube. Lehrer und Schüler hätten daher damit gerechnet, dass das Haus bald saniert sei. Zu seinem Bedauern muss aber Ralf Thiele, Zentralamtschef im Landratsamt, diesen Optimismus dämpfen. Der Landkreis, Träger des BSZ, kann noch nicht genau sagen, wann die Wiederaufbauarbeiten abgeschlossen sein werden.
3,2 Millionen Euro
Hochwasserschäden
Das liegt zum einen an dem großen Ausmaß der Schäden. Diese werden mit insgesamt 3,2 Millio nen Euro beziffert. Von dem Hochwasser waren extrem große Flächen betroffen. Deshalb mussten vor der eigentlichen Sanierung einige Bereiche komplett zurückgebaut werden. Handwerker hackten Putz ab, rissen Zwischenwände heraus, entsorgten Teile der Haustechnik. „Die riesigen Flächen mussten erst einmal trocknen. Schon allein das war ein übermäßig großer Aufwand“, sagt Thiele. Deshalb habe am Anfang niemand abschätzen können, wie lange die Arbeiten am Haus insgesamt dauern.
Zum anderen fehlt dem Kreis noch ein Großteil der beantragten Fördermittel. „Weil der Schaden so hoch ist, wird alles erst genau von der Oberfinanzdirektion geprüft, bevor die Summe genehmigt wird“, erklärt der Zentralamtschef. Es sei aber dringend nötig, dass die Zuschüsse bewilligt werden, damit der Kreis planen könne, wieviel Eigenmittel er zuschustern muss.
Sobald der Fördermittelbescheid da ist, will sich das Landratsamt mit der Schule über den Bauablauf abstimmen.. „Die Sporthalle steht ganz vorn“, verspricht Thiele.
Die beiden Restaurantfachfrau-Azubis hoffen, dass schnellstens etwas passiert. Ansonsten sehen sie den Standort in Gefahr. „Viele Ausbildungsbetriebe haben angekündigt, dass sie ihre Lehrlinge künftig in andere Schulen schicken, als sie unter den Bedingungen, die derzeit im BSZ herrschen, lernen zu lassen“, sagt Marie Krenz. Also sollten sich die Zustände merklich bessern.