Von Birgit Ulbricht
Es ist das Ziel des Freistaates „die Baumaßnahmen bis zum Tag der Sachsen abzuschließen“. Solche Presseerklärungen, wie sie der SZ Großenhain gestern ins Haus flatterten, lassen aufhorchen. Denn die Strecke in Richtung Elsterwerda ist die Haupteinflugschneise von Brandenburg nach Sachsen. Eine Sperrung zur größten Sachsenfete am ersten Septemberwochenende wäre also eine Katastrophe für die Organisatoren.
Bis 22. Juni bleibt die Bundesstraße nun weiter gesperrt, ursprünglich sollte die Baustelle bereits am 23. Mai freigegeben werden. Doch offenbar ist man sich im Landesamt für Straßenbau und Verkehr, das die Baustelle betreut, nicht einmal sicher, ob der neue Termin zu halten ist. Sonst hätte es dieses Versprechen schließlich nicht gegeben. Denn mit der Baustelle gab es von Anfang an nur Ärger. Schon zu Beginn verzögerte sich der Straßenbau um satte vier Monate, weil die Gewerke für die Brücke offenbar mehr Raum als geplant brauchten. „Fehlende Baufreiheit“, so drückt es das Landesamt aus. Sprich, die Gewerke behinderten sich gegenseitig. Dabei war von Anfang an klar, dass es zu dieser Enge kommen würde. Mit genau dieser Begründung wurde die Bundesstraße schließlich gesperrt.
Außerdem gab es „ungelöste Grunderwerbsprobleme im Zusammenhang mit den archäologischen Grabungen“, heißt es in der Pressemitteilung. Was das nun heißt, darüber konnte gestern in der Riesenbehörde niemand Auskunft geben. Für die Grabungen jedenfalls wird kein Land gekauft. Die Telekom verlegte schlussendlich doch mehr Kabel, als sie zunächst angekündigt hatte, und es gab „zusätzliche, ungeplante Leistungen im Zusammenhang mit dem Baugrund und der Gründung der neuen Straße“, so das Landesamt für Verkehr. Also war der Untergrund zumindest stellenweise doch so unsicher, dass er fester aufgebaut werden musste als geplant?
Man kann auch das nur vermuten. Denn eine weitere Erklärung gibt es nicht. Üblich ist, dass Planer in einem Gitterraster den Baugrund voruntersuchen. Überraschungen zwischen den Messpunkten sind also durchaus möglich. So erging es der Stadt beispielsweise auch am Großenhainer Kulturschloss. Doch in der Zusammenschau mit der fehlenden Erkundung von Alt-Munition stellt sich schon die Frage, wie gut die Baumaßnahme B 101 vorbereitet war. Zur Munitionserkundung war der Freistaat zwar nicht verpflichtet, aber allein der Ort neben dem Flugplatz hätte diese Vorsorge – auch für die Arbeiter – eigentlich nötig gemacht. Zunächst waren zwei amerikanische Fliegerbomben von jeweils 250 Kilo gefunden worden, später noch eine russische Sprenggranate. Die Räumung selbst kostete kaum Zeit, allerdings – und das dauerte tatsächlich länger – war fortan eine begleitende Bauuntersuchung nötig. Denn das Risiko, dass doch eine Bombe hochgeht, wollte von da an niemand mehr eingehen.
Die Anwohner der umliegenden Dörfer, vor allem in Walda-Kleinthiemig, haben derweil den Ärger der Sperrung. Sie haben längere Wege und größere Gefahren. Denn durch ihre Dörfer wird der Verkehr umgeleitet. Die SZ berichtete in den letzten Tagen ausführlich über Walda-Kleinthiemig, wo die Stadt jetzt Tempo-30 und Halteverbote ausgeschildert hat, damit der Verkehrsstrom etwas beruhigt wird. Vor allem Radfahrer und Schüler sind gefährdet.
Allerdings wurde gleichzeitig die Umleitung über Walda-Kleinthiemig eigens ausgeschildert. Mit der Folge, dass das den Lkw-Verkehr erst recht durch den Ort führt, obwohl der für den Schwerlastverkehr tabu ist. Nun müssen sich die Bürger also weiter gedulden.