Von Heiko Engel
Die Bautzener Oberlausitzklinken wollen 2008 eine Babyklappe in der Kreisstadt einrichten. Geschäftsführer Reiner E. Rogowski informierte jetzt den Kreistag über das Vorhaben. Weil viele Fragen noch offen seien, werde sich im Januar eine Arbeitsgruppe damit beschäftigen. In einer Babyklappe können Mütter ihr Neugeborenes anonym ablegen. Im Freistaat gibt es sie bisher in Dresden, Leipzig und Chemnitz.
Berichte schrecken auf
Besorgte Mitarbeiterinnen hätten sich nach Berichten über getötete Kinder an ihn gewandt, begründete Rogowski das Vorhaben. Das Krankenhaus wolle jeder Frau in Schwierigkeiten helfen. Mit anonymen Geburten hätten die Ärzte bisher aber noch nicht zu tun gehabt, so der Geschäftsführer.
Die Babyklappe soll in Bautzen eingerichtet werden. Dort befindet sich die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Für Bischofswerda sei keine vorgesehen, sagte Rogowski. – Entscheidend bei einer Babyklappe ist Anonymität. Ein Frau müsse absolut sicher sein, unbeobachtet ihr Kind ablegen zu können, sagte Margret Mehner, Vorsitzende von Kaleb. Der Dresdener Verein richtete 2001 eine Babyklappe ein. Seitdem wurden fünf Säuglinge hineingelegt. Ein Brief in der Klappe informiert die Mutter, was mit dem Kind weiter geschieht.
Wird ein Säugling in der Dresdener Babyklappe abgelegt, löst dies einen Alarm aus. Wenige Minuten später treffen Frauen des Vereins ein und bringen das Kind ins nahe- gelegene Diakonissenkrankenhaus. Dort wird es untersucht. Dann kümmert sich eine Pflegefamilie darum. Acht Wochen habe die Mutter jetzt Zeit, sich zu melden, so Mehner. Danach leite das Jugendamt die Adoption ein. Bisher verlangte keine Frau ihr Baby zurück.
Für die Vereinsvorsitzende ist die Babyklappe die „allerletzte Möglichkeit“ für Frauen in Not. Kaleb schaltete deshalb parallel einen „Mütternotruf“. Margret Mehner: „Die Anfragen dort kann ich schon gar nicht mehr zählen.“ Bautzener Wohlfahrtsverbände begrüßen den Plan des Krankenhauses. „Die Babyklappe ist eine Möglichkeit, die Gefahr für ein Neugeborenes aus dem Weg zu räumen. Sie ist eine Erste-Hilfe-Stelle, um ein ungewolltes Kind vor Tötung oder Aussetzung zu schützen“, so Bernd Dolgow, Pressesprecher der Diakonie. Mütter könnten sich aber auch an die Beratungsdienste des Verbandes wenden.
Die Arbeiterwohlfahrt spricht sich einerseits für den Ausbau von Beratungsstellen aus. Geschäftsführer Klaus Naumann weiß aber andererseits: „Kein Angebot erreicht alle Betroffenen.“ Insofern sei die Babyklappe ein gute Idee. „Jede Möglichkeit, Leben zu retten ist besser als gar keine.“ Die Kreisverwaltung sieht das ähnlich. Das Recht auf Leben sei entscheidend, die Einrichtung einer Babyklappe deshalb überlgenswert, so Pressesprecherin Annegret Bichl-Müller.