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Bach ist immer eine Überraschung

Am Sonntag spielte Peter Kleinert aus Frauenstein ein Orgelkonzert in der Dorfkirche zu Neschwitz. Im ersten Teil ging es ausgesprochen anspruchsvoll zu. Der sympathische Kantor aus dem Osterzgebirge spielte eingangs Johann Sebastian Bach.

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Von Michael Vogler

Am Sonntag spielte Peter Kleinert aus Frauenstein ein Orgelkonzert in der Dorfkirche zu Neschwitz. Im ersten Teil ging es ausgesprochen anspruchsvoll zu. Der sympathische Kantor aus dem Osterzgebirge spielte eingangs Johann Sebastian Bach.

Mit der harmonisch recht kühnen Fantasie g-Moll wurde die Eule-Orgel gleich heftig herausgefordert. Danach folgten drei Choräle aus der Bach´schen Orgelmesse – zuerst „Christ, unser Herr zum Jordan kam“, hier hörte man förmlich das Rauschen des Flusses. Im zweiten Werk war bei guter Registrierung des Instrumentes das tiefsinnige Anliegen des Meisters zu verspüren. Trost, aber auch Kraft und Hoffnung schwingt in dem Choral „Aus tiefer Not schrei´ ich zu Dir“. Das dritte Stück als „musikalischs Abendmahlsbild“ ist spröde und ernst. Der Kreis des früheren Thomaskantors wurde mit der Fuge zur g-Moll Fantasie geschlossen.

Ein niederländisches Volkslied bildet den thematischen Hintergrund des Stückes. Bach hat offenbar nicht nur Tiefsinniges geschrieben – der Beweis ist dieses Werk. Ihr wird schon immer gern der Text unterlegt: „Das Kaffeewasser kocht, das Kaffeewasser kocht…“. Diese Fuge ist wohl der intelligenteste und „genialiste Gassenhauer der Welt“ – übrigens in Neschwitz besonders sinnfällig, denn das Konzert am Wochenende war mit einem Kaffeetrinken verbunden.

Im 100. Geburtsjahr von Hans Friedrich Micheelsen (1902-1973) kamen drei Werke zu Gehör. Wobei das letzte eine Toccata „Da jammert Gott in Ewigkeit…“ mit seiner lebendigen Ruf- und Einfühlkraft erneut bewies, dass Micheelsens Musik durchaus in Konzerte der Gegenwart gehört.

Der 1962 geborene J. M. Michel erfreute sicher die jüngeren Konzertbesucher. Es erklangen drei für konventionelle Ohren recht muntere und pfiffige Stücke aus dem so genannten Swing- und Jazz-Orgelbüchlein des Komponisten.

Abschließend war noch vom französischen Organisten Theodore Dubois (1837-1924) die „Toccata in G-Dur“ im Programm. Zwar scheint dieses Werk im ersten Moment sehr eindrucksvoll – aber beim genauen Zuhören wird leider eine gewisse Leere deutlich. Selbst die pneumatische Orgelschwäche wird elegant „zugekleistert“…

Aber! Das Neschwitzer Konzert des schon zum dritten Mal hier eingeladenen Peter Kleinert war vielseitig, überraschend und lohnend – schon deshalb, weil ein Musikerlebnis mit Bach die Zuhörerschaft immer beglücken kann.