SZ +
Merken

Backstube ist jetzt ein Museum

Wer sich in der Bäckerei Möbius Kaffee und Kuchen schmecken lässt, der sitzt jetzt sozusagen auf dem früheren Backofen.

Teilen
Folgen

Von Heike Heisig

Beim Schul- und Heimatfest ist zu den Ausstellungen in Roßwein eine im Keller der Bäckerei Möbius dazugekommen. Die Hausfrauen haben manches Arbeitsgerät, das ihnen früher in der Küche half, wiedererkannt. Und selbst die Männer schauten sich interessiert die alte Technik an. „In Roßwein gab es früher in fast jedem dritten Haus eine Bäckerei. Also hat fast jeder einen Bezug dazu“, erklärt der heutige Chef der Bäckerei Mathias Möbius das Interesse der Besucher. Bis 1955 haben seine Vorfahren an dieser Stelle Brot und Brötchen gebacken. 1914 hat die Familientradition in dem Haus an der Döbelner Straße 23 begonnen. Fortgesetzt wird sie im Haupthaus in Oederan. Wegen der Wurzeln in Roßwein hatte sich die Familie Möbius allerdings dazu entschieden, den alten Backofen im Keller wieder „auszugraben“. Im Laufe der Jahre hatte sich dort – wie es eigentlich in jedem Haushalt üblich ist – eine Menge angesammelt. Nach dem Entrümpeln wurde ordentlich geputzt und altes Handwerkszeug aus nahezu allen Backstuben zusammengetragen. Noch aus Roßwein stammt ein Kirschentkerner sowie ein Pfannkuchenofen mit Vorrichtung zum Einspitzen der Marmelade. Die Ausstellung vervollkommnen Informationen zur Geschichte der Familienbäckerei, Fotos, Backformen und anderes mehr.

Die Besucher honorierten die Mühen mit Lob. Auch das bestätigte Mathias Möbius, dass die Entscheidung richtig war, den Aufwand auf sich zu nehmen. Nur für ein Wochenende wäre der allerdings übertrieben gewesen. Und so hat sich die Chefetage entschlossen, die Bäckereiräume noch zu anderen Anlässen zu öffnen. Das könnte zum Tag des offenen Denkmals sein oder für die Teilnehmer von Klassentreffen. Mathias Möbius will versuchen, dass bei den Terminen jemand vom Fach dabei ist. Der Backofen gehört schon zu den moderneren, zumindest für die Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts. Seniorchef Dietmar Möbius könnte ihn – sofern er noch funktionstüchtig wäre – sofort bedienen. „Kein Problem“, sagt er und eilt schon fast zu den beiden Ofenklappen. Je nach Größe konnten in jedem Backrohr 20 bis 30 Brote gleichzeitig gebacken werden.

Dieser Ofen würde das heutige Pensum längst nicht mehr schaffen. Die Bäckerei Möbius betreibt inzwischen fast 50 Filialen. Dort und in den Backstuben sind um die 350 Mitarbeiter beschäftigt. Um Nachwuchs, der dem Bäckerhandwerk fehlt, wirbt das Unternehmen auch in Roßwein.

Wer an einer Besichtigung der alten Backstube der Bäckerei Möbius interessiert ist, kann im Laden anfragen, unter Tel. 037292 60377 im Büro in Oederan oder per E-Mail unter [email protected]