Bäcker schließt Filiale an Dresdner Straße

24 Jahre habe er die Filiale betrieben, die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen, sagt Sten Langholz. Doch nun muss der Freitaler Bäckermeister die Reißleine ziehen und seine Filiale in Potschappel gleich neben der Sparkasse schließen. Nur noch bis Ende dieser Woche werden in dem Geschäft an der Dresdner Straße Brot, Brötchen und Kuchen verkauft. Dann ist Schluss. "Ich habe lange überlegt und immer wieder hin und hergerechnet. Aber es geht einfach nicht mehr", sagt Langholz, dessen Backstube im Poisental bei Niederhäslich liegt.
Der Handwerker gibt die Potschappler Verkaufsstelle aus wirtschaftlichen Gründen auf. Viel zu wenig Einnahmen habe er zuletzt in der Kasse gehabt. "Seit 2005 ist der Umsatz etwa um die Hälfte zurück gegangen", berichtet Langholz. Vor allem die zwei heißen Sommer 2018 und 2019 haben ihm zuletzt die Bilanz kaputt gemacht - bei 30 Grad und mehr ließ der Brötchen- und Kuchenhunger rapide nach.
Dabei ist die Lage des Ladens nicht die schlechteste. Neben der zentralen Sparkassenfiliale gelegen, gibt es sogar Parkplätze vor der Tür. In der Häuserzeile gegenüber befinden sich ein Fleischer, ein Zeitungsladen, ein Blumengeschäft. Und auch zwei Döner-Imbisse. Zudem liegen in unmittelbarer Umgebung eine Apotheke und Arztpraxen.
Doch das alles hat zuletzt nicht wirtschaften geholfen. "Es ist dort einfach zu wenig los, vor allem nachmittags kommen kaum Passanten vorbei." Gezielt nach Potschappel einkaufen gehe doch ohnehin kein Freitaler mehr. Und auch die Sparkasse zieht immer weniger Passanten an, weil zunehmend mehr Bankgeschäfte übers Internet abgewickelt werden. So hat es zumindest der Bäckermeister beobachtet.
Dazu kommt, dass die Discounter wie der nahe gelegene Lidl-Markt inzwischen ihr Backwaren-Angebot umgestellt haben. Brot, Brötchen und Kleingebäck kommen als Rohlinge ins Geschäft und werden dann vor Ort in den Ofen geschoben. Frisch wie vom Bäcker liegt die Ware dann im Regal - zu einem Preis, den kein Meister bieten kann. Sten Langholz zum Beispiel muss für seine Potschappler Filiale nicht nur Ware nach den Qualitätsanforderungen der Bäckerinnung herstellen, sondern auch das Personal, die Miete sowie die Stromrechnung erwirtschaften.
Langholz ist nicht der erste, der in Potschappel aufgibt. Bereits Ende 2018/Anfang 2019 schlossen unmittelbar gegenüber drei Läden: eine Schneiderei, ein Fußbodenhändler und eine Modeboutique - teils aus Altersgründen, teils wegen Fachkräftemangels, teils wegen fehlender Umsätze. Der Drogeriemarkt ging Anfang des Jahrzehnts mit der Schlecker-Pleite unter, selbst ein Getränkemarkt konnte sich hier nicht halten.
Dass nun nicht mal mehr eine Bäckerei genug Brötchen an den Mann bringen kann, gibt zu denken. Denn es trifft indirekt auch die anderen. Viele Kunden drehten bisher eine Einkaufsrunde zwischen Bäcker, Fleischer und dem nahe gelegenen Lidl-Markt. Fällt der Bäcker weg, wird dieser Teil der Dresdner Straße insgesamt noch weniger attraktiv.
Sten Langholz tut das leid. Er habe genau aus diesem Grund lange um den Laden gekämpft. Nun konzentriert er sich auf sein Stammgeschäft in Niederhäslich sowie die zwei Filialen in den Netto-Märkten auf der Poisentalstraße und an der Rabenauer Straße. Das Personal von der Dresdner Straße wird in den anderen Geschäften eingesetzt. Der Bäckermeister sieht vorerst auch davon ab, wieder eine dritte Filiale zu öffnen. "Wenn, dann muss es zu meiner Betriebsgröße passen." Ohnehin sieht er mehr Potential im Bereich Imbiss- und Mittagsangebot sowie Cateringservice. Vielleicht, sagt der Bäckermeister, gehe die Entwicklung eher in diese Richtung.
Für seine treuen Potschappler Kunden hat Sten Langholz aber noch ein Angebot, wie er auf seiner Internetseite mitteilt: Wer Bedarf hat, kann bei der Fleischerei Wegner, gleich gegenüber der bisherigen Bäcker-Filiale, seine Backwaren bestellen und abholen.
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