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Bälle im Garten, Bälle im Zimmer – aber zu Weihnachten gibt’s keine mehr

Das Görlitzer Ehepaar Petra und Andreas Brückner hat gleich zwei fußballverrückte Töchter.

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Von Frank Thümmler

Als Petra und Andreas Brückner vor vier Jahren ihren Töchtern – damals sechs und acht Jahre alt – sagten: „Sucht Euch einen Sport, wir wollen nicht, dass ihr zu Hause vor dem Fernseher rumhängt“, ahnten sie nicht, was sie damit anrichteten. Samantha, die jüngere mit dem spitzbübischen Gesicht, hatte schon einen Plan im Kopf: „Wir spielen Fußball!“ – und Bianca, die größere, kam natürlich sofort mit.

Heute bestimmt der Fußball der beiden Töchter einen gehörigen Teil der Wochenplanung bei den Brückners: Bianca jagt in gleich drei Mannschaften dem Ball hinterher. Sie spielt in ihrem Heimatverein SV Ludwigsdorf inmitten der Jungs bei den D-Junioren auf dem Kleinfeld und den C-Junioren auf dem Großfeld. Außerdem tritt sie mit der Mädchen-C-Mannschaft der Spielgemeinschaft Hagenwerder in der Bezirksliga an.

Dreimal in der Woche ist Training: Jeden Montag geht es ins Trainingszentrum nach Hagenwerder, am Mittwoch wird zwischen Hagenwerder und Ludwigsdorf gewechselt und der Freitag gehört dem Training bei ihrem Heimatverein SV Ludwigsdorf 48.

In den Nachbarort Ludwigsdorf können die Mädchen – Samantha absolviert auch schon ein ähnliches Pensum – zumindest in den Sommermonaten mit dem Fahrrad fahren. Sonst aber müssen Papa oder Mama ran. „Mein Mann, der bei der Berufsfeuerwehr in Görlitz arbeitet, versucht schon, seine freien Tage so zu legen, dass er die Mädchen fahren kann“, sagt Petra Brückner. Auch sie selbst sei oft genug Fahrerin, und wenn es bei beiden nicht klappt, wechsele man sich mit anderen Eltern fußballverrückter Kinder ab. „Am schwersten fällt mir, dass so viele Wochenenden hinüber sind. Oft stehen am Sonnabend und Sonntag Spiele für Bianca oder Samantha an.“

Andere Folgen des Fußballfiebers fallen da nicht so ins Gewicht. Die Pflanzen im Garten leiden unter dem Dauerbeschuss, in den Zimmern hört man immer wieder Bälle poltern. Scheiben sind zum Glück noch nicht zu Bruch gegangen. Eine Folge aber: „Bälle dürfen wir uns zu Weihnachten keine mehr wünschen, davon haben wir einfach schon zu viele“, sagt Bianca.

Im Kader der Sachsenauswahl

Das viele Training, der häufige Umgang mit dem Ball, hat schon Einiges gebracht. Die jetzt zwölfjährige Bianca ist den DFB-Stützpunkttrainern aufgefallen, spielt in der Bezirksauswahl und war auch schon zu einem Trainingslehrgang der Landesauswahl in Leipzig. Das Sportgymnasium dort kommt für Bianca in anderthalb Jahren vielleicht in Frage. Eine neue Herausforderung auch für die Eltern: „Wir stehen hinter den Mädchen und ihrer Fußball-Leidenschaft. Am Ende müsste so etwas die Bianca aber selbst entscheiden“, sagt Petra Brückner. Heute solle es vor allem Spaß machen.

Den haben die beiden Mädchen auch beim Jonglieren, das sie vor dem Rastelli-Wettbewerb besonders intensiv üben: „Ich habe in der letzten Woche 72 Mal geschafft“, berichtet Samantha, während Bianca schon bei über 250 Ballkontakten angekommen ist. Da kann auch Vater Andreas, sonst der schärfste Kritiker, nur staunen.