Von Domokos Szabó, Franz Herz
Aus der Fahrt nach Chemnitz wird erst einmal nichts. Für den Dresdner Jürgen Gangloff heißt es gestern, halb zehn, am Tharandter Bahnhof: Endstation. Der Regionalexpress 4764 macht dort kehrt und rollt nach Dresden zurück.
Der Lokführerstreik lässt grüßen, und Jürgen Gangloff ist enttäuscht: „Sie sind nicht mal in der Lage zu sagen, wann ein Zug fährt, oder Busse einzusetzen“, ärgert sich der Mann. Nun muss er nach einer Alternative Ausschau halten. Der Blick auf die digitale Anzeigetafel des Verkehrsverbundes Oberelbe hilft da nur wenig. Dort werden alle Verbindungen laut Fahrplan angekündigt. Gangloff kann allenfalls auf den Bus nach Freiberg setzen. Ob er von dort nach Chemnitz weiterkommt?
Obwohl die Bahn rechtzeitig einen Notfahrplan ankündigte, wurden einige Reisende in der Freitaler Region kalt vom Streik erwischt. So etwa auch die Schülerin Lisa Juhra aus Höckendorf. Mit dem Bus kam sie zwar Freitag früh problemlos nach Tharandt, doch dort wartete sie dann vergebens auf die S-Bahn nach Dresden. Diese wurde auf der Anzeige angekündigt, knapp zehn Minuten nach der geplanten Abfahrt ohne Kommentar gestrichen.
Was den Streik angeht, informierte die Bahn ihre Kunden ausgerechnet an kleineren Bahnhöfen und Haltepunkten am wenigsten. Ebenso wie in Tharandt gab es auch in Freital-Deuben keine Hinweise zu möglichen Beeinträchtigungen. Dank der Informationen im Vorfeld haben sich aber die Reisenden alles in allem auf Ausfälle gefasst gemacht. Sowohl in Freital als auch in Tharandt warteten zwischen 8 und 11Uhr – ohnehin kein Spitzenzeit – nur wenige Menschen auf die Züge. Wer jedoch arglos zum Bahnhof ging, für den wurde die Zugreise zur Lotterie.
Wie schnell sich der Verkehr dann wieder normalisierte, konnte gestern die Bahnpressestelle in Leipzig am frühen Nachmittag nicht sagen – Überlastung. Stattdessen der Hinweis auf das Internet, wo unter www.bahn.de alle aktuellen Informationen, heruntergebrochen auf die einzelnen Haltestellen, zu bekommen sind. Dort hieß es, der Verkehr rollte wenige Stunden nach Streikende wieder planmäßig.
Auch auf der zweiten Bahnstrecke im Weißeritzkreis, im Müglitztal, gibt es Einschränkungen. Züge fahren dort generell nicht, stattdessen lässt die Bahn AG Busse rollen. Aber damit hakt es kräftig. Die Busse fahren früher als der Bahnfahrplan es vorsieht. Bahn und Verkehrsverbund informieren ihre Fahrgäste zu spät oder gar nicht.
So steht Michael Lieber aus Röthenbach um 8.40 Uhr am Bahnsteig in Glashütte. Der Forstarbeiter will nach Schlottwitz, wo er arbeitet. Die moderne, elektronische Anzeige am Busbahnhof zeigt an: „8.45 Uhr Heidenau.“ Doch da kommt die Lautsprecherdurchsage: „Die Regionalbahn in Richtung Heidenau fällt aus. Es besteht Schienenersatzverkehr.“
„Wo fährt der nun? Und wann?“, fragt Lieber und geht vor den Bahnhof zu den Bussteigen. Der Bus nach Dipps steht noch da. Dessen Fahrer kennt Lieber. Er hat eine schlechte Nachricht: „Der Schienenersatz ist vor zehn Minuten gefahren. Ich habe mich auch gewundert über die Durchsage jetzt.“
Eberhard Nietzold aus Johnsbach erlebt Ähnliches in Altenberg. Erfolglos sucht er nach einer Verbindung. „Man braucht sich nicht zu wundern, wenn keiner mehr mit Zug und Bus fährt, wenn man so allein stehen gelassen wird“, sagt er.