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Bahn-Premiere mit einer Panne

Die junge Frau tritt von einem Bein aufs andere. „Meine Zehen frieren langsam ein. Wo bleibt bloß die S-Bahn?“ Es ist kurz vor halb sieben. 6.07 Uhr sollte die S-Bahn von Radebeul-West Richtung Dresden auf den neuen Gleisen rollen, seit gestern wieder im normalen Fahrplan.

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Von Peter Redlich

Die junge Frau tritt von einem Bein aufs andere. „Meine Zehen frieren langsam ein. Wo bleibt bloß die S-Bahn?“ Es ist kurz vor halb sieben. 6.07 Uhr sollte die S-Bahn von Radebeul-West Richtung Dresden auf den neuen Gleisen rollen, seit gestern wieder im normalen Fahrplan.

Doch das war während der morgendlichen SZ-Testzeit zwischen Radebeul, Dresden und Meißen die einzige Bahnpanne. 6.35 Uhr statt 6.33 Uhr fährt die nächste Bahn. Zwei Minuten Plus – war wohl die gerade gefallene Schneeflocke schuld. Auch 7.07 Uhr ist die nächste S-Bahn noch nicht da, zwei Minuten Verspätung. „Die zwei Minuten jucken mich nicht“, sagt Dino Hasanbasic. Der junge Radebeuler ist in der Ausbildung und muss nach Dresden-Niedersedlitz. In der letzten Woche hat er mit dem Schienenersatzverkehr eine anderthalbe Stunde bis zur Berufsschule gebraucht. Jetzt sind es 41 Minuten mit der S-Bahn.

Die zwei Minuten Verspätung schleppt die gut geheizte S-Bahn mit. Es werden auch nicht mehr. Etwa 50 Fahrgäste – vor allem junge Leute mit Rucksack – steigen jeweils an den großen Stationen in Meißen, Radebeul-West und Radebeul-Ost zu. Auch in Weintraube in Radebeul-Mitte wird jetzt wieder gehalten. Immerhin – um die 20 Fahrgäste steigen hier je Zug ein. Sie sind froh, weil ihr Weg zur S-Bahn nach zwei Jahren Sperre wieder kürzer ist.

Kein Rumpeln, kein Rattern, auch nicht am Ostende von Radebeul. Hier schwenkt die S-Bahn nahe Trachau neuerdings nach links. Extra 300 Meter Gleis wurden dafür samt Oberleitungen in der letzten Woche verlegt. Kein feiner Job für die Gleisbauer bei Nachtfrösten nahe 20 Grad minus. Doch sie haben es pünktlich geschafft.

Vieles, was da in den letzten Tagen an der Strecke zwischen Coswig und Radebeul-Ost geschah, blieb den Fahrgästen verborgen. Etwa, dass auf dieser Strecke sechs Stellwerke neu angepasst werden mussten.

Diplomingenieur Frank Lau ist einer, der das genau kennt. 42 Prüfvorgänge hat er vom Protokoll bis zur Wirklichkeit testen müssen, ob alles auch so funktioniert, wie es soll. Dazu gehören Sicherungstechnik, Oberleitungen, Signaltechnik, Gleise, Stützmauern, Brücken und Weichen entlang der Strecke.

Zum Beispiel die eine Weiche vorm Stellwerk in Radebeul-Ost. Drinnen im Schaltschrank bei Fahrdienstleiterin Monika Bachmann muss Lau prüfen, ob die Schaltung auch richtig verdrahtet ist. Dann gibt es einen Test und draußen an der Weiche überzeugt sich ein weiterer Mann, ob die Weiche auch so schaltet, wie es der Knopf im Stellwerk vorgibt. Am Sonntag hat Frank Lau dann Probefahrzeuge über die neu verlegte Strecke geschickt. Es hat alles funktioniert.

Wenn in Radebeul-West, vom dortigen Stellwerk, ein Zug in Ost angemeldet wird, bedient Monika Bachmann die Relais für drei Signale und eine Weiche.

Wenn sie das vergessen würde, bliebe der Zug stehen – es gibt eine Sicherheitsbremse. So geschieht das Abschnitt für Abschnitt bis nach Dresden. Noch bis 2014. Dann soll das ein elektronisches Stellwerk regeln.

Doch von diesen Signal- und Weichenschaltungen merken die morgendlichen S-Bahnfahrer nichts. Der Zug kommt fast pünktlich in Dresden-Neustadt an. In die andere Richtung, nach Meißen, rollt es sogar auf die Minute genau.

Bleibt die eine Panne. „Der Zug hatte schon Richtung Meißen einen technischen Defekt, wir konnten die Leute nicht einsteigen lassen“, sagt Verkehrsverbund-Sprecher Christian Schlemper.