Dresden bekommt nun doch eine Bahnhofsmission

Hilfe für Reisende in Not und ein warmes Obdach in der Nacht – schon lange wird am Dresdner Hauptbahnhof um eine Bahnhofsmission gerungen. Doch in den vergangenen Jahren sind die Bemühungen immer wieder gescheitert. Potenzielle Betreiber, wie die Caritas, konnten sich mit der Deutschen Bahn als Vermieter möglicher Räume nicht einigen.
Vor anderthalb Jahren war die Idee das letzte Mal beerdigt worden, weil sich die angebotenen Räume außerhalb befanden. Die Caritas sah damals wenig Sinn darin, einen Warteraum, in dem Kaffee und Tee ausgeschenkt werden sollen, weit weg von den Gleisen einzurichten.
Doch nun scheint genau das die Lösung zu sein. Wie die Deutsche Bahn-Sprecherin Erika Poschke-Frost erklärt, würden für die künftige Bahnhofsmission 81 Quadratmeter zur Verfügung stehen, die von der Bayrischen Straße aus zugänglich sind. Der Eingang zu den Räumen soll sich zwischen dem Dönerladen Baba und der Warenanlieferzone befinden. Die Fläche wird voraussichtlich Anfang Juni an den Betreiber übergeben.
Als dieser tritt nun der Verein „Diakonische Werk - Stadtmission Dresden“ ein. Deren Direktor Thomas Slesazeck bestätigt, dass es diese Lösung gibt, will sich zu den Details und dem genauen Konzept bisher aber noch nicht äußern.
Die Diakonie kann zumindest mit einer finanziellen Förderung durch die Stadtverwaltung rechnen. So hat der Stadtrat im März für die Bahnhofsmission für dieses Jahr ein Budget in Höhe von bis zu 60 000 Euro beschlossen. Für kommendes Jahr werden rund 65 700 Euro bereitgestellt. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) hatte sich in seiner Dienstberatung eigens dafür stark gemacht, dass das benötigte Geld eingeplant wird. Darüber hinaus hat die Diakonie beim Sozialamt einen Fördermittelantrag für Personal- und Fortbildungskosten eingereicht. Die Unterlagen mussten noch einmal aktualisiert werden. Der Ausschuss für Soziales und Wohnen muss darüber entscheiden, bevor der Betrieb richtig starten kann.
Das Angebot der Bahnhofsmissionen richtet sich 24 Stunden am Tag an all jene, die Hilfe brauchen. Etwa beim Umsteigen, mit den Gepäckwagen oder als Begleitung für allein reisende Kinder. Wer in Not gerät, sein Handy verloren hat oder bestohlen wurde, kann sich genauso an die Mitarbeiter wenden. Doch nicht nur Reisende, die nicht weiter wissen oder gestrandet sind, bekommen hier Hilfe. Deutschlandweit gibt es rund 100 solcher Bahnhofsmissionen, in Sachsen bisher nur in Leipzig, Chemnitz und Görlitz.
Häufig sind diese auch ein fester Anlaufpunkt für Obdachlose, die sich im Umfeld des Bahnhofs aufhalten und irgendwie die Nacht überstehen müssen. Die normalen Aufenthaltsräume der Deutschen Bahn werden in der Regel um 23 Uhr geschlossen. Nur in besonders kalten Nächten bleiben die Räume durchgängig geöffnet und werden von der Bundespolizei mit kontrolliert.
Dass der Bedarf durchaus da ist, hatte erst im Februar der Fall von drei Obdachlosen gezeigt. Diese hatten mehrere Wochen in einem Eingang zu ungenutzten Räumen der Deutschen Bahn an der Strehlener Straße gehaust. Die Bahn sah darin ein Sicherheitsrisiko und verwies auch auf die zahlreichen Gäste des Schienenersatzverkehrs, die in diesem Bereich unterwegs sein würden. Deshalb ließ das Unternehmen die kleine Nische mit allen Sachen der Obdachlosen räumen und verschloss den Eingang mit einem Metalltor. Noch Tage später schliefen zwei der Männer auf einer Bank im gegenüberliegenden Park.