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Bahnreisenden droht Chaos

Die Bahn sorgt wieder einmal für Schlagzeilen: So sperrt sie für fünf Tage in und um Dresden Bahnanlagen, so dass auf die Kunden verwirrende Zeiten zu kommen. Gleichzeitig muss das Unternehmen damit leben, dass die ICE-Neigezüge bis auf weiteres nicht mehr fahren dürfen.

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Dresden. Die Bahn tanzt derzeit auf mehreren Hochzeiten, sprich: Sie baut an allen Ecken und Enden. So wird Anfang August der viergleisige Streckenabschnitt zwischen Heidenau und Dresden-Reick in Betrieb genommen. Zwischen Reick und Hauptbahnhof gibt es neue Fernbahngleise. In der Nordhalle des Hauptbahnhofs neigen sich die Arbeiten dem Ende entgegen, so dass die Vorbereitungen für die Freigabe am 15. November beginnen können. Es gibt Veränderungen an der Sicherungstechnik, an der Ehrlichstraße in Dresden wird ein weiteres Stellwerk gebaut, an der Löbtauer Straße in Dresden wird die Eisenbahnüberführung erneuert und an der Freiberger Straße in Dresden beginnt der Neubau eines S-Bahn-Haltepunktes.

Um die insgesamt 15 Projekte komplex beenden bzw. für weitere Bauarbeiten vorbereiten zu können, sperrt die Bahn vom 2. bis 6. August den Knotenpunkt Dresden. Das hat nicht nur Auswirkungen auf den Nahverkehr, auch der Fern- und Güterverkehr muss umgeleitet werden. Einige Züge werden Dresden weiträumig umfahren, andere werden über Arnsdorf, Dürrröhrsdorf nach Pirna umgeleitet (siehe Grafik). Auf der Rollenden Landstraße (Rola) wird zwischen dem 2. und 6. August kein Zug verkehren. „Wir haben für die Rola Umleitungsstrecken geprüft, aber keine gefunden“, sagte gestern Hans-Jürgen Lücking, Konzernbevollmächtigter der Bahn für den Freistaat Sachsen.

Nach 80 Stunden sollen die konzertierten Arbeiten beendet sein. „Wir schaffen das“, gibt sich Lücking optimistisch. Notfallszenarien gebe es zwar, aber „die sollen nicht zum Einsatz kommen“. Die rund 100 Firmen wüssten, was auf dem Spiel steht.

Bahn: ICE-Stilllegung ohne Auswirkung auf Fahrgäste

Für die Bahn selbst sehr überraschend kam am Donnerstag Abend die Verfügung des Eisenbahnbundesamtes (EBA) in Bonn, alle Diesel-ICE-Züge mit Neigetechnik der Baureihe 605, die auch auf der Strecke Chemnitz – Nürnberg verkehren, mit sofortiger Wirkung stillzulegen. Diese Anordnung erfolgte aufgrund eines vom EBA in Auftrag gegebenenen Gutachtens. Das EBA, das Materialfehler vermutet, rechnet damit, dass die Achsen der 20 Züge komplett ausgetauscht werden müssen. „Wir waren davon ausgegangen, dass die Industrie die Schwierigkeiten mit den Diesel-ICE bis zum nächsten Fahrplanwechsel im Dezember behoben haben wird“, sagte Bahn-Sprecher Gunnar Meyer in Frankfurt.

Im Dezember letzten Jahres war der ICE 1799 „Franken-Kurier“ nahe Gutenfürst im Vogtlandkreis entgleist. An einem Drehgestell war eine Achswelle gebrochen. Seitdem dürfen die Diesel-ICE dieser Baureihe nur ohne zugeschaltete Neigetechnik mit verminderter Geschwindigkeit fahren. Schon seit der Einführung der Züge dieser Baureihe im Sommer 2001 hatte es zahlreiche Pannen gegeben.

Nach Worten der sächsischen Bahn-Sprecherin Kerstin Eckstein habe das Unternehmen nach der EBA-Verfügung rasch reagiert. Seit gestern Morgen führen mit Loks bespannte Züge auf der Strecke. Für die Fahrgäste ändere sich praktisch nichts, sagte sie, „keine Fahrzeitverlängerungen, gleicher Fahrpreis, gleiches Platzangebot“. (SZ/jk/cl)