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Balance zwischen den Linien

Malerei. Nora Conrad stellt in der Bibliothek von Radebeul-Ost aus.

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Von Wolfgang Zimmermann

Paul Klee nennt sie als eines ihrer künstlerischen Vorbilder; er steht unter anderem für die Freiheit der Linie. Doch man kann auch die Farbigkeit eines Friedensreich Hundertwasser in ihrer Malerei entdecken oder die luftige Leichtigkeit eines Joan Miro.

Nora Conrad – 1975 in Dresden geboren – zeigt bis zum 3. November in der Stadtbibliothek Radebeul-Ost eine Auswahl ihrer farbigen Malerei, die ziemlich konsequent etwa in der Mitte zwischen figürlicher und abstrakter Sichtweise liegt. Das ließe den Schluss zu, Nora Conrad könne sich weder für das eine noch das andere entscheiden. Tatsächlich aber spricht dieses Balancieren für die immense Vielseitigkeit der jungen Frau, die ausgesprochener Autodidakt ist und sich auch stets konsequent dem Mittun in einem Mal- und Zeichenzirkel verweigert hat. Andererseits aber ist die – im bürgerlichen Leben als Zahnärztliche Prophylaxe-Assitentin arbeitende – gewissermaßen auch süchtig nach Publikum. Sie blüht nicht nur sichtbar auf, wenn man Interesse an ihrer Malerei zeigt, sie ist auch wieder eine ganze andere Person, wenn sie im Duett mit der Cellistin Beate Hofmann ihre kräftige und hörbar gut geschulte Stimme einsetzt.

Nora Conrad lebt – so sagt sie selbst – „between lines“. Von daher ist der Titel der Ausstellung keineswegs verwunderlich, denn er umreißt den Zusammenhang zwischen den Bildern und der Person, die sie gemalt hat, ziemlich genau.

Die „Oceanflowers“ sind bei Nora Conrad rote Blüten im stahlblauen Wasser, ihr „Sommergarten“ erweist sich als ein fast geografisch anmutendes Luftbild und der „Fischmond im Netz“ ist von zahllosen filigranen Miniaturfischchen umgeben.

Die schönste Arbeit – die treffend sowohl die Abstraktion als den Gegenstand in sich vereint – ist das „Sommerfest der Pusteblumen“. An zierlichen Stengeln wiegen die sich im Wind; zart und zerbrechlich.