Von Susanne Plecher
Was eben noch von der kraftvollen Mittagssonne gestresst die Blättchen hängen lässt, soll bald und überbordend blühen, dabei artig in Reih und Glied stehen. Genau so, wie es Wackerbarth und seinen hochwohlgeborenen Gästen zur Erbauung gereicht hätte. Seit Donnerstag schmücken Fuchsschwanz, Verbene und Eisenkraut die beiden langen Beete und die vier Pflanzschalen zwischen Palais und Spiegelteich. Mitarbeiter des Stadtbauhofes haben die Sommerbepflanzung vorgenommen und sich strikt an die Maßgaben des barocken Gartenideals gehalten.


Zufall sah das keinesfalls vor. Der absolutistische Herrschaftsanspruch in der Epoche zeigte sich noch in der Reihung der Blümchen. Die Natur war vom Menschen zu unterwerfen, er gab ihr vor, wo und wie sie zu sein hatte. Nicht ohne Grund war der barocke Garten Teil des architektonischen Gesamtkonzeptes eines Schlosses. Deshalb wurde er geometrisch gegliedert, gab es Haupt- und Nebenachsen. Das können Wege, Kanäle oder, wie in Zabeltitz, Bassins sein. Dort formen Spiegel- und Flaschenbassin, vom Palais aus gesehen, eine Sichtachse bis zum Aha.
Obwohl der Garten in Zabeltitz zu den kleineren barocken Anlagen zählt, weist er alle wesentlichen Merkmale auf. Die sogenannten Parterrebeete gehören dazu. Sie waren, da sie sich in unmittelbarer Nähe zum Palais und damit direkt unter den Augen der erlauchten Hoheiten befanden, besonders prachtvoll dekoriert. Welche Pflanzen früher einmal auf den Zabeltitzer Parterrebeeten standen, ist nicht überliefert. Die Landschaftsarchitektin Petra Pelz, die von der Stadt mit der Gestaltung der langen Beete beauftragt worden war, hat sich daher in der Literatur umgesehen, hat Pflanzpläne anderer Gärten zurate gezogen und auf dieser Basis Pläne für Zabeltitz entwickelt. Die verwendeten Pflanzen hat sie in Anlehnung an die historischen Arten ausgewählt. Zinnien, Tagetes und Salbei gab es auch vor 300 Jahren schon. „Mir ist wichtig, dass es einen Rhythmus im Beet gibt, dass sich Pflanzen wiederholen und das Auge durch das Beet geleitet wird. Das bringt Klarheit und Harmonie“, sagt Petra Pelz. Ihr exakter Pflanzplan unterteilt die 33 Meter langen und einen Meter breiten Beete in elf gleich lange Abschnitte mit je neun Pflanzenreihen. Die Blumen kommen nach festgelegtem Muster und sich wiederholender Reihenfolge in die Erde - im Frühling wie im Sommer. In der Mitte stehen nun rotblättriger Fuchsschwanz, blau blühende Hohlverbene, Spinnenblume, hohes Eisenkraut. 50 bis 60 Zentimeter werden die Pflanzen einmal hoch sein. An den Rändern, die sanft auslaufen sollen, wachsen niedrigere Sorten: Sommerastern, Zinnie, Silberblatt. Rund 1480 weiß, rosa und bläulich blühende Pflanzen stehen in Reih und Glied. Manche Kombinationen richten sich dabei nicht nur nach der Farbe. „Man kann eine optische Spannung auch aufbauen, wenn man verschiedene Blütengrößen nebeneinandersetzt“, sagt Petra Pelz. Noch sind viele Blumen nicht aufgeblüht. Aber zum Tag der Parks und Gärten, der am kommenden Sonntag viele Gäste nach Zabeltitz locken wird, kann man die künftige Pracht vielleicht schon erahnen.