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Bald ein Schandfleck weniger?

Für den Abriss des ehemaligen polytechnischen Zentrums hofft die Stadt auf Fördergeld.

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Von Sven Görner

Am Donnerstagabend überrascht Bürgermeister Dieter Jesse (parteilos) die Stadträte mit einer guten Neuigkeit: Mit dem Radeburger Sanierungsträger – der Steg – sei am Vormittag ein Fördermittelantrag für den Abriss des alten polytechnischen Zentrums und des ehemaligen Wohnhauses Radeberger Straße 4 besprochen worden.

Da das Förderprogramm vorerst aber nur noch bis 2014 läuft und die Anträge jeweils bis Ende April eines Jahres gestellt sein müssen, ist allerdings Eile geboten. Obwohl der Abriss nicht im diesjährigen Haushalt berücksichtigt wurde, stimmten die Stadträte dennoch dem Antrag zu. Schließlich sollen im laufenden Jahr nur die notwendigen Vorbereitungen dafür erfolgen. Bekommt die Stadt das Fördergeld, wäre damit auch ein in den vergangenen Jahren regelmäßig wiederkehrendes Ritual Geschichte: Immer ein paar Tage vor dem großen Karnevalsumzug wird das Areal an der Radeberger/Ecke August-Bebel-Straße mit einem großen Werbebanner des Radeburger Carnevals Clubs und bunten Luftballons etwas aufpoliert. Doch kaum ist das närrische Treiben vorbei, versinken der graue Klotz des früheren polytechnischen Zentrums und das noch etwas farbenfreudiger aussehende einstige Wohnhaus davor wieder im Dornröschenschlaf.

Neue Arztpraxen?

Seit die Heinrich-Zille-Mittelschule Anfang 2007 ihren Erweiterungsbau mit modernen Räumen unter anderem für den Profilunterricht Wirtschaft, Technik, Hauswirtschaft und Soziales in Betrieb genommen hat, ist das polytechnische Zentrum verwaist. Auf einen Interessenten oder gar Investor für das Areal hoffte die Stadt bisher vergeblich. Und für einen Abriss fehlte bei all den anderen Vorhaben das Geld.

Nun also bietet sich eine neue Chance durch den von der Steg ausfindig gemachten Fördertopf für die Revitalisierung von Brachflächen.

Je nach den weiteren Plänen der Kommunen für diese gibt es unterschiedliche Fördersätze. Werden sie innerhalb von zehn Jahren nicht wieder bebaut, fließen 90 Prozent. Soll dort Neues entstehen wird der Abriss mit 75 Prozent gefördert. Um auf der sicheren Seite zu sein, habe sich die Stadt für den geringeren Satz entschieden, so Jesse.

Denn der Standort würde sich beispielsweise gut für betreutes Wohnen von Senioren eignen. „Denkbar wäre aber auch, dort Räume für neue Arztpraxen zu schaffen, da in den nächsten Jahren altersbedingt weitere aufgegeben werden“, so der Bürgermeister. Und schließlich laufe 2014 auch der kostenlose Mietvertrag für den Seniorenclub und die Bücherei aus.

Für die Vorbereitung des Abrisses rechnet die Stadt mit Gesamtkosten in Höhe von knapp 5 000 Euro. Den Abriss selbst veranschlagt sie mit 145  000 Euro.