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Run auf Gärtnereien und Baumärkte

Muttertag steht vor der Tür, Balkonien naht. Für Blumengeschäfte ist jetzt Hochzeit. Das ist nach der Corona-Schließzeit auch bitter nötig.

Von Gabriela Lachnit
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Marén Raffelt ist Mitarbeiterin in der Gärtnerei Friedrich in Niesky. Der Muttertag ist in diesem Geschäft der umsatzstärkste Verkaufstag im Jahr.
Marén Raffelt ist Mitarbeiterin in der Gärtnerei Friedrich in Niesky. Der Muttertag ist in diesem Geschäft der umsatzstärkste Verkaufstag im Jahr. © André Schulze

Die Blumenpracht tröstet Kathrin Friedrich derzeit nur wenig über den Streich hinweg, den ihr die Stadtverwaltung Niesky gespielt hatte. Aus dem Rathaus kam die Anweisung, dass die Inhaberin einer Gärtnerei in Trebus und eines Blumengeschäftes in der Rothenburger Straße in Niesky den Laden wegen Corona schließen müsse. Mehrere E-Mails gingen hin und her. Das Rathaus blieb streng: Der Blumenladen muss geschlossen werden. 

Kathrin Friedrichs Hinweis, dass Gärtnereien geöffnet bleiben und auch selbst produzierte Ware verkaufen dürfen, blieb in der Stadtverwaltung ungehört. Erst als sich die Gärtnerin an das Landratsamt wandte, durfte sie seit dem Montag vor Ostern ihre Blumen und selbst produzierten Gemüsepflanzen im Geschäft wieder verkaufen. Zwei Wochen Umsatz waren da aber schon verloren.

Kathrin Friedrich setzt jetzt viele Hoffnungen auf den kommenden Sonntag: Muttertag.  "Das ist bei uns der umsatzstärkste Tag im Jahr", sagt die Inhaberin der Gärtnerei.

Wirrwarr bei den Öffnungszeiten

Ähnliche Hoffnungen hegen andere Gärtnereien. Beispielsweise die in Kunnersdorf, direkt an der Bundesstraße 115. Deswegen ist das Blumengeschäft auch am Muttertag geöffnet. Inhaberin Gundula Czyron klagt über erhebliche Einbußen wegen der Corona-Pandemie. Zwar war die Gärtnerei die ganze Zeit geöffnet, auch der dazugehörige Laden, aber viele Menschen hätten das gar nicht gewusst, denn fast alle Geschäfte mussten ja geschlossen werden, sagt Frau Czyron. Wer öffnen darf und wer schließen muss, das war ein einziges Wirrwarr, denn die Regelungen in den einzelnen Bundesländern waren und sind nicht einheitlich.

Ob sie die Einbußen jemals wieder aufholen kann? Gundula Czyron weiß es nicht. "Im günstigsten Falle kommen wir mit einem blauen Auge davon", sagt sie. Und: "Abgerechnet wird nach Saisonende." 

Ein Pluspunkt für ihre und sicher auch für andere Gärtnereien sei es wohl gewesen, dass die großen Gartenmärkte in Görlitz und Niesky lange geschlossen waren. "Da kamen dann doch mehr Kunden zu uns, um die Jungpflanzen für das Gewächshaus und das Frühbeet bei uns zu kaufen", erklärt die Gärtnerin. Diese Erfahrung hatte auch Kathrin Friedrich gemacht. "Da wurde vielen Menschen bewusst, dass es da in Trebus ja noch eine Gärtnerei gibt", sagt sie.

Freude über treue Kundschaft

Karin Bräuer, die mit ihrem Mann Gerd in Tauchritz eine Gärtnerei betreibt, schätzt ein, dass ihr Umsatz gleichgeblieben sei. "Da der Görlitzer Wochenmarkt, wo wir sonst verkaufen, ausfiel, kamen mehr Leute zu uns direkt in die Gärtnerei und kauften vor allem Gemüsepflanzen", sagt sie. "Es hat mich sehr gefreut, dass uns die Kunden auch in schwierigen Zeiten die Treue halten."

Für die Gärtnerei Halke in Niesky läuft jetzt die Erdbeerzeit an. Die ersten roten Früchte aus dem Gewächshaus sind im Angebot. Viel gefragter sind jetzt Beet- und Balkonblumen: Pelargonien, Petunien und Begonien vor allem. Die schmücken schon jetzt zahlreiche Balkons, Terrassen, Schrebergärten, aber auch Gräber auf den Friedhöfen - obwohl manche Hobbygärtner noch die Eisheiligen fürchten und mit dem Auspflanzen zögern. 

Die Einbußen der Gärtnerei Halke halten sich in Grenzen, sagt Hannelore Kranich, die Schwester der Inhaberin. Eine Mitarbeiterin ist in Kurzarbeit wegen der Kinderbetreuung, die anderen sechs Mitarbeiter haben derzeit alle Hände voll zu tun.

Projekte als Urlaubsersatz

Das haben auch die Mitarbeiter in den drei großen Gartenmärkten: Obi in Niesky sowie Toom und Hornbach in Görlitz. Der Obi Bau- und Gartenmarkt macht derzeit keine große Werbung für Pflanzenware, die schon lange bei den Produzenten bestellt ist, "sonst kommen zu viele Menschen auf einmal und müssten dann lange warten", erklärt Marktleiter Toni Mambk. Denn auch hier gelten die Corona-Auflagen: nicht zu viele Menschen gleichzeitig im Markt, Maskenpflicht, Abstandsregeln. Der Marktleiter ist aber froh, dass vor dem Muttertag geöffnet ist. "Der und die Brückentage sind sehr umsatzstark", sagt er. 

Ob die Umsatzverluste wegen der Schließzeit aufgeholt werden können, weiß der Marktleiter nicht. "Wir bemühen uns", sagt er. Toni Mambk setzt dabei auch darauf, dass die Kunden wissen, dass es in diesem Jahr wohl keinen Sommerurlaub in der Ferne geben wird. Deswegen investieren viele jetzt in Haus und Hof. "Wir stellen uns darauf ein und haben zusätzlich unter anderem Campingmöbel, Pools und Freizeitartikel geordert", erklärt er.

Petra Symank arbeitet in der Gartenabteilung des Hornbach-Gartenmarktes in Görlitz. Vor allem Blumenpflanzen für Balkon und Terrasse stehen jetzt hoch im Kurs bei den Kunden. Auch für die Mitarbeiter ist jetzt Mundschutz Pflicht.
Petra Symank arbeitet in der Gartenabteilung des Hornbach-Gartenmarktes in Görlitz. Vor allem Blumenpflanzen für Balkon und Terrasse stehen jetzt hoch im Kurs bei den Kunden. Auch für die Mitarbeiter ist jetzt Mundschutz Pflicht. © Nikolai Schmidt

Die erste Pflanzung fiel aus

Der Toom-Gartenmarkt  sieht sich vor allem bei Pflanzen im Vorteil, da das Unternehmen über ein eigenes Pflanzenlager verfügt. "Dies macht uns besonders flexibel und wir sind schnell in der Lage, den Bedarf der einzelnen Märkte zu decken durch entsprechende Mengen-Anpassungen oder höhere Logistikleistung", erklärt Pressesprecherin Daniela Rissinger. 

Andreas Böttcher, Leiter des Gartenmarktes im Hornbach in Görlitz, ist froh, dass jetzt wieder alle Kunden einkaufen dürfen.  Wochenlang war das Gewerbetreibenden vorbehalten. Seit 26 Jahren ist Böttcher in dieser Filiale tätig, aber so eine Schließzeit hat er noch nie erlebt. Aber: "Wir sind auf die Herausforderung eingestellt", sagt er. Im Gartenmarkt gibt es jetzt größere Abstände zwischen den Regalen, die Kundenströme werden durch Absperrungen besser gelenkt und aufgelockert. 

Der Bedarf an Pflanzen ist derzeit groß. "Die erste Pflanzung mit Stiefmütterchen, Primeln und Tausendschönchen fiel wegen der Schließzeit aus", sagt der Marktleiter, jetzt gibt es mit den Beet- und Balkonblumen die zweite Pflanzung. 

Ohne Delle in der Umsatzkurve werde es wohl auch bei Hornbach nicht ausgehen. Dennoch ist Böttcher optimistisch. Wenn der Nachholebedarf an Pflanzen gestillt ist, hofft das Hornbach-Team darauf, dass der Umsatz Fahrt aufnimmt, wenn die Kunden ihre Projekte umsetzen, für deren Planung viele jetzt Zeit hatten, weil sie zu Hause waren. "Über Gartenbewässerungssysteme zum Beispiel denken viele Kunden nach", sagt Andreas Böttcher - wegen anhaltender Trockenheit und weil immer weniger Hobbygärtner ständig Gießkannen schleppen möchten.

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