Diebesbande auf Zigaretten spezialisiert

Dresden. Sie haben wenig Chancen, als Asylbewerber anerkannt zu werden, und sie können mit einem Touristenvisum ungehindert in die Bundesrepublik einreisen. Manche Bürger aus Georgien haben diese äußeren Gegebenheiten zu einem einträglichen Geschäftsmodell weiterentwickelt, das jedoch die Aufmerksamkeit der Polizei nach sich zieht.
Am Montag saßen drei Männer und eine Frau auf der Anklagebank des Amtsgerichts Dresden, deren Schwindel erst Ende Dezember vergangenen Jahres aufgeflogen ist. Die drei Männer mussten daher ihren Platz in einer Dresdner Asylbewerberunterkunft gegen Untersuchungshafträume sächsischer Gefängnisse tauschen.
Vor allem Diebstahl und Betrug
Laut Anklage hat sich das Quartett auf den Klau von Zigarettenschachteln in Supermärkten spezialisiert. Zu dritt oder zu viert bevölkerten sie den Kassenbereich von Aldi-Filialen in Dresden und Umgebung, um dann sehr geschickt die Schachteln verschwinden zu lassen. An zwei Tagen erbeuteten sie so Zigaretten für insgesamt 400 Euro in acht Märkten.
Darüber hinaus haben die Angeklagten per Lastschrifteinzug mehrfach ihre Einkäufe bei H&M beglichen. Allerdings fehlte ihrem Konto die nötige Deckung, sodass der schwedische Mode-Filialist auf dem Schaden sitzenblieb – insgesamt ebenfalls rund 400 Euro.
Weiter fanden die Ermittler bei der Festnahme der Täter eine nagelneue Jacke von Dolce & Gabbana, an der sich noch Preisschild und Sicherung befand. Darüber hinaus haben die Angeklagten behauptet, ihre Pässe seien gestohlen worden. Tatsächlich fanden sich die Identitätsnachweise in ihrem Fahrzeug, einem Renault Clio mit französischen Kennzeichen, und in einem Versteck ihrer Asylunterkunft.
Beute wurde an Hehler vertickt
Nach Angaben der Justiz müssen die Angeklagten eine gewisse Perfektion entwickelt haben, um unbemerkt an den Supermarktkassen die Schachteln – mal zehn, mal zwölf, mal 17 – verschwinden zu lassen. Sowohl Kassiererinnen als auch Polizisten, die die Tat observiert und gefilmt haben, berichteten, dass sie nicht gesehen hatten, wie die Täter in die Warenträger griffen und wie sie die Schachteln dann weiterreichten. Den Beamten war nur aufgefallen, dass die Männer stets in der gleichen Formation am Kassenband standen.
Die Angeklagten haben umfassende Geständnisse abgelegt und dem Gericht eine aufwendige Beweisaufnahme erspart. Die Zigaretten hatten sie einem Hehler verkauft, gegen den anderweitig ermittelt wird.
Die Herkunft der D&G-Jacke blieb ungeklärt. In abgehörten Telefonaten hatten sich die Angeklagten gefreut, wie einfach ihnen der Diebstahl in manchen Geschäften gemacht würde und dass es manchmal gar keine Überwachungskameras gab.
Nach dem Urteil in Freiheit
Das Schöffengericht verurteilte die drei Männer (33, 41, 43) zu Freiheitsstrafen von je zwei Jahren, die zur Bewährung ausgesetzt wurden. Auto und Handys wurden als Tatmittel eingezogen.
Die im sechsten Monat schwangere Frau (35) erhielt eine Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren. Der Staatsanwalt hatte für alle vier Angeklagten etwas höhere Freiheitsstrafen ohne Bewährung gefordert.
Ehe der Vorsitzende Richter alle Angeklagten in die Freiheit entließ, betonte er in seiner Urteilsbegründung, dass das Quartett einen Staat betrogen habe, der ihm Obhut und Verpflegung gewährt hat. Die Georgier müssen nun wieder mit ihrer Abschiebung rechnen – so wie erst im Dezember, als mit der Festnahme der Täter ihre bevorstehende Abschiebung vereitelt wurde.