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Bannewitzer beobachtet Sterne vom Spitzboden

Tagsüber ist der Hobby-Astronom Bernd Bitnar der Sonne auf der Spur. Nachts fotografiert er am liebsten den Sternenhimmel.

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Von Dana Ritzmann

Schmale Stufen führen vom Arbeitszimmer direkt hinauf zum Sternenzelt. Bernd Bitnar schnappt sich seine dicke Jacke, die griffbereit über dem Schreibtischstuhl hängt. „Hier oben ist es immer kalt“, sagt der 43-Jährige auf dem Weg zu seinem Hobbyraum. Dafür ist man dem Himmel ganz nah, zumal wenn Bitnar mit zwei Handgriffen die Schraubverbindung in der Ecke löst und mit etwas Schwung das Dach aufschiebt. „Wenn Sie scharf nach links schauen, sehen Sie die Dresdner Altstadt“, erklärt Bitnar, der vor drei Jahren im Bannewitzer Ortsteil Cunnersdorf ein Haus baute. Damals ließ er sich von einem befreundeten Architekten eine Sternwarte überm Wohnzimmer planen. Herzstück seines Spanplatten-Observatoriums ist das Spiegelteleskop mit 30-Zentimeter-Durchmesser, das der Hobbyastronom fast so lange besitzt, wie er seine Leidenschaft für den Sternenhimmel pflegt.

Schon mit 15 hat er im Garten seines Elternhauses in Aschaffenburg eine Betonsäule gegossen, worauf er sein erstes kleines Teleskop platzierte. Das Riesenfernrohr, durch das er jetzt die Sterne über Dresden beobachtet, hatte er schon zu Studienzeiten. „Damals stand es in einer Hütte hinterm Kuhstall auf dem Bauernhof eines Kommilitonen“, erinnert sich Bitnar mit einem Schmunzeln. Als der promovierte Physiker 2004 zum Arbeiten nach Freiberg kam, stellte er das Teleskop auf den Balkon und wusste schon damals, dass es irgendwann mal einen Platz in seinem Zuhause haben wird – der kurzen Wege wegen. „Wenn das Wetter gut ist, will ich nicht erst irgendwo hinfahren müssen“, erklärt Bitnar, der tagsüber in der Solarzellenforschung tätig ist.

Sobald es aber dunkel wird, greift er nach den Sternen. Er beobachtet und fotografiert sie. Natürlich fokussiert Bitnar auf seltene Himmelskörper, wie den Kometen Panstarrs, der gerade gut sichtbar am Abendhimmel steht. Aber am meisten interessieren den Astrofotografen Gasnebel, Galaxien und Sternenhaufen: „Diese lichtschwachen Objekte sind spannend zu fotografieren, weil man sie lange belichten muss“, schwärmt Bitnar. Pro Abend nimmt er sich ein Objekt vor. Er sichtet und justiert, stellt scharf und legt die Belichtungszeit fest. Die meisten Handgriffe macht Bitnar am Laptop, ein Motor am Teleskop sorgt dafür, dass der Stern während der etwa zweistündigen Fotosession nicht aus dem Bild wandert. Manchmal bleibt der Fotograf auf seinem Ausguck sitzen, vor allem, wenn es im Sommer gemütlich warm unterm freien Himmel ist. An den wenigen Winterabenden, die klar genug sind, um Sterne zu fotografieren, friert er nicht freiwillig, sondern lässt die Technik für sich arbeiten. Dann trinkt er in der Küche einen Kaffee, bis die Aufnahmen im Kasten sind.

Aktuell werden seine spektakulärsten Astrofotos im Heimat- und Palitzsch-Museum in Dresden-Prohlis gezeigt. „Sterne über Dresden“ heißt die Ausstellung, die am morgigen Donnerstag um 19 Uhr eröffnet wird. Die Aufnahmen entstanden in den vergangenen zwei Jahren von Bitnars Wohnhaus aus. Sie zeigen ganz bewusst, dass es auch am aufgehellten Himmel über einer Großstadt wie Dresden, möglich ist, Sterne zu beobachten. Damit das so bleibt, macht sich Bitnar gegen die Verschmutzung durch künstliche Lichtquellen stark. „Der Sternenhimmel ist ein Kulturgut, das man schützen sollte wie das Wasser oder die Luft“, sagt der Astro-Fan. „Jeder Mensch sollte die Sterne sehen können.“

www.museen-dresden.de