Von Jenny Thümmler
Görlitz. Nach dem Rückzug der Deutschen Stiftung Denkmalschutz von der Finanzierung des Handwerkszentrums gibt es neue Pläne für das Waidhaus. Wie Bürgermeister Michael Wieler sagt, laufen Verhandlungen mit der Bao. Der Bildungsträger will mit seinem Görlitzer Schulungszentrum ein Jahr lang das Waidhaus nutzen. Wieler wird das Projekt im August-Stadtrat vorstellen und hofft auf Zustimmung des Gremiums. „Dadurch wird Zeit gewonnen, um eine Nachnutzung des Waidhauses vorzubereiten.“
Die Bao bestätigt die Pläne. „Wir wollen eine Maßnahme für Langzeitarbeitslose starten und Görlitzer Hallenhäuser als Modelle bauen“, sagt Marion Reichelt, die das Görlitzer Schulungszentrum leitet. Diese Modelle sollen die Bewerbung der Stadt zum Weltkulturerbe unterstützen. „Man könnte sie dann gut mitnehmen und zeigen.“ Konkrete Häuser zum Nachbau habe man noch nicht im Blick, das solle dann gemeinsam mit Teilnehmern und Ausbildern beschlossen werden.
Michael Wieler sitzt in dieser Angelegenheit zwischen den Stühlen. Zum einen als Bürgermeister der Stadt, die Eigentümerin des Waidhauses ist und Miete mit dem Gebäude verdienen will. Derzeit verhandelt er mit der Stiftung Denkmalschutz, damit die Betriebskosten bis Ende des Jahres mitgetragen werden. Zum anderen ist er aber Vorsitzender des Handwerkzentrumsvereins, dessen Arbeit in der jetzigen Form eingestellt werden würde. Der Verein hat seit 1994 in 22 durchgeführten Lehrgängen 421 Restauratoren und Fachhandwerker ausgebildet. Zusammen mit einer polnischen Stiftung wurden seit anderthalb Jahren 157 polnische Handwerker in Restaurierungsarbeiten geschult.
Der Verein hat zusätzlich das Kinder- und Schulprojekt „DENK-MAL macht schlau“ initiiert und darüber etwa 200 Kinder und Schüler durch die Werkstätten geführt. Zusätzlich betreute der Verein in Zusammenarbeit mit anderen Stiftungen Förderprojekte in Polen und schulte in mehrtägigen Seminaren Handwerker vor Ort. Sollten die Pläne mit der Bao Wirklichkeit werden, dann würde der Mietvertrag mit dem Handwerkszentrum im Waidhaus zur Jahresfrist beendet, so Wieler, auch wenn er eigentlich bis 2018 läuft. „Alle haben sich für Erhalt und Fortführung des Handwerk-Fortbildungszentrums eingesetzt, auch Bundestagsabgeordneter Kretschmer und Landtagsabgeordneter Ursu. Leider vergeblich.“
Aber: Sicher ist die künftige Nutzung des Waidhauses durch die Bao noch nicht, das betonen alle Beteiligten. Neben der Zustimmung des Stadtrates hat auch der Verein des Fortbildungszentrums für Handwerk und Denkmalpflege ein Wörtchen mitzureden. Er ist bislang der eigentliche Betreiber des Fortbildungszentrums und hat es bekannt gemacht. Am kommenden Montag ist Vorstandssitzung, dann will sich der Verein positionieren. Was dann noch fehlt, ist die Zustimmung der Mitglieder des Vereins. Geschäftsführer Andreas Vogel findet die Idee mit der Bao nicht schlecht, aber: „Ich wünsche mir, dass bis zuletzt Fördermöglichkeiten gesucht werden, um das Waidhaus in seiner jetzigen Nutzung und damit das Handwerkszentrum zu erhalten.“