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"Wir sind Gastgeber. Das fehlt"

Die ersten Industriezweige fahren langsam wieder hoch. Andere noch nicht. Das trifft auch Robert Meinecke von der Bar N13. Ob Görlitzer Restaurants daran sterben?

Von Susanne Sodan
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Robert Meinecke führt seit zehn Jahren die Bar N13 am Untermarkt. Wie durch die Wartezeit kommen?
Robert Meinecke führt seit zehn Jahren die Bar N13 am Untermarkt. Wie durch die Wartezeit kommen? ©  Archiv/Nikolai Schmidt

Ein kleines Freudentänzchen war's ihm wert. Ganz allein, auf dem leeren Untermarkt vor seiner N13-Bar. Der Anlass: Bei Inhaber Robert Meinecke war die Zusage für einen zinslosen Kredit eingegangen. 

"Ich glaube, ich gehörte zu den ersten, die einen Antrag eingereicht hatten", erzählt er. Etwa fünf Wochen ist das jetzt her. Und vor reichlich drei Wochen dann lag die Zusage im Briefkasten. Vorbei das Warten und die Unsicherheit? "Ich bin damit sorgenfrei und komme durch diese schwierige Zeit", schrieb Robert Meinecke auf Facebook zum Tänzchen-Video dazu. Ganz so rosig sei die Situation tatsächlich nicht.

"Bei anderen soll es sehr fix gegangen sein, aber die N13-Bar wartete bis vorigen Donnerstag, bis das Geld auf dem Konto war. Die zinslosen Kredite, ebenso wie die Soforthilfen des Bundes, laufen über die Sächsische Aufbaubank (SAB). Betrugsversuche hatten dafür gesorgt, das Auszahlungen ins Stocken gerieten, "das war zu einer Zeit, wo wir offenbar betroffen waren." 

Nicht nur des Geldes wegen: "Es ist komisch, so zu warten." Darauf, dass das Geschäft überhaupt wieder anlaufen kann. Verschiedene Industriezweige fahren nun langsam wieder hoch. Tourismus und Gastronomie gehören nicht dazu. Noch gilt, dass Hotels in Sachsen für touristische Zwecke nicht genutzt werden dürfen. Auch Restaurants bleiben geschlossen. 

Vor über zehn Jahren hatte Robert Meinecke das Restaurant am Untermarkt 13 von seinem Vater, der es Ende der 90er Jahre eröffnete, übernommen. Vier bis fünf Angestellte hat er. In den Nicht-Saison-Monaten arbeiten sie mit verringerter Stundenzahl. "Zu Ostern hätte ich sie eigentlich bei der Arbeitszeit wieder hochgestuft." Das hat er jetzt gelassen. In Kurzarbeit hat er auch niemanden geschickt. "Wenn sie jetzt ohnehin schon nur eine kleine Stundenzahl haben, was bleibt dann bei einem 60-Prozent-Verdienst noch übrig?", erklärt Meinecke. "Das wollte ich vermeiden." 

Kredit mit Tücken

Achterbahn, so beschreibt er die Situation jetzt. "Manchmal macht man sich Hoffnung, dann überwiegen wieder die Sorgen." Dabei sei er noch in einer privilegierten Lage. Denn das Haus, der Untermarkt 13, gehört ihm. Sonst hätte er den Antrag für den zinslosen Kredit vielleicht gar nicht gestellt. 50.000 Euro bekommt man maximal. Drei Jahre lang muss man diesen Kredit nicht tilgen. "Das ist erst mal eine Möglichkeit, die Liquidität aufrecht zu erhalten." Angenommen aber, jemand hat einen Pachtvertrag, der in den kommenden Jahren unerwartet nicht verlängert wird, "dann geht man unter Umständen mit hohen Schulden dort raus." 

Bei der Soforthilfe des Bundes ist es anders. Auch hier gibt es strenge Regeln, wofür das Geld genutzt werden darf - ausschließlich für Geschäftliches. Die Summe - die Höhe  richtet sich nach der Größe des Geschäftes - muss aber nicht zurückgezahlt werden. "Über einen solchen Zuschuss beschwert sich natürlich niemand." Eine Schwierigkeit dennoch: Eigentlich, erklärt Meinecke, sollte die Soforthilfe einem Kleinunternehmen etwa drei Monate über die Runden helfen. Auch er hat die Soforthilfe beantragt. "Bei mir reicht sie eher für einen Monat." 

Beschäftigungstherapie: Cocktails zum Mitnehmen

Wie viele andere Gastronomen versucht er nun, "links und rechts ein bisschen was einzunehmen." In seinem Fall mit Cocktails und Paketen mit Wein und Baguette zum Mitnehmen. "Es läuft nicht weltbewegend, aber ganz gut." Für ihn sei es vor allem Beschäftigungstherapie. "Ich mache diese Arbeit jetzt seit zehn Jahren." Und die meisten Gastronomen seien nicht in das Fach gegangen, weil ihnen nichts anderes eingefallen wäre. "Wir sind Gastgeber. Und das fehlt. Die Gästegespräche, die Stammkunden, der Austausch mit den Touristen." 

Ob tatsächlich Görlitzer Restaurants an Corona sterben werden? "Das hoffe ich nicht", sagt Meinecke. Wie groß die Sorgenlast gerade ist, hänge auch an den Konzepten der Restaurants. Es gibt welche, erklärt er, die gerade im Winter gut laufen. Die also Einnahmen machen konnten, bevor Corona mit allen Auswirkungen kam. Und es gibt Gastrobetriebe, die, wie er, mit Außenbereich eher auf die Freiluftsaison spezialisiert sind. Die mit der Osterzeit in ihre Saison gestartet wären. Und bei denen die Ängste jetzt vermutlich größer sind, nimmt Meinecke an. 

Hoffen auf Himmelfahrt

Wenn dort Maßnahmen gelockert werden, warum nicht auch hier - an diesen Debatten will er sich nicht beteiligen. "Das läuft nur darauf hinaus, eine Branche gegen die andere auszuspielen." Allerdings, gerade bei der Außengastronomie, die jetzt vom Wetter her möglich wäre, würde er Möglichkeiten sehen, mit Abstandsregelungen wieder zu eröffnen. "Aber nicht jeder hat eine Außengastronomie. Das wäre dann auch wieder unfair." Er hofft auf den Mai. 

Ministerpräsident Michael Kretschmer hatte angedeutet, dass man bei einer Lockerung für die Restaurants die Zeit zwischen Himmelfahrt und Pfingsten im Blick hat.  Aus dem Wirtschaftsministerium kam jetzt der Vorschlag, möglicherweise könnten Cafés und Restaurants ihre Außenbereiche bereits am 15. Mai öffnen, unter Sicherheitsvorkehrungen und falls die Entwicklung der Infektionszahlen es zulässt.

Rezept für ,, Apfelstrudel" - gemixt, nicht gebacken

Hier geht es um den Cocktail, nicht die Nachspeise.Auch an der Cocktail-Bar geht es mitunter kompliziert zu. Für die Zeit jetzt hat Robert Meinecke aber ein Rezept rausgesucht, für das man sich nicht lange im Supermarkt aufhalten braucht: 

  • Für eine 0,3-Liter-Menge: 
  • Malibu Rum: 5 cl
  • Apfelsaft: 0,2 Liter
  • Eis rein.
  • Obendrauf Zimt streuen. 

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