Von Ines Scholze-Luft
In der Bussard-Sektkellerei auf der Moritzburger Straße in Radebeul-West tut sich etwas. Am 30. August soll der Startschuss für eine Wohnanlage fallen und sich die heruntergekommene Immobilie in ein Kleinod verwandeln.
Das Bussard-Areal macht einen traurigen Eindruck. Bau- und anderer Schutt auf dem Hof, leere Fensterhöhlen, kaputte Sicherungskästen, Gestrüpp rundherum. Da braucht es viel Phantasie, sich hier einen Innenhof mit Barockgarten vorzustellen, dazu Wintergärten, Terrassen und lichtdurchflutete Wohnräume.
Für Heiko Kuhn von der Dresdner Wirtschaftskanzlei Felske und Partner offensichtlich kein Problem. 29 Wohnungen sollen an dieser Stelle entstehen. Bis auf vier sind sie an den Mann gebracht, in der Hauptsache an Radebeuler, so Kuhn.
Sanierungsträger ist die Daso GmbH Langebrück. Sie will am 30. August das Startzeichen für den Bau geben, ihn zum Jahresende 2003 komplett abgeschlossen haben. 2 200 Quadratmeter Wohnfläche (Grundstück 5 500 m², Weinberg 3 000 m²) werden dann hergestellt bzw. saniert sein. Alles von einheimischen Firmen und entsprechend denkmalschützerischen Vorgaben bewältigt, verspricht Kuhn. „Die denkmalschutzrechtlichen Genehmigungen liegen vor.“ Der Weingutcharakter soll auf jeden Fall erhalten bleiben. Historische Details ebenfalls: das mit Schiefer eingedeckte Türmchen, Biberschwänze als Dachdeckung, rekonstruierte Sandsteinteile. Die Gebäude selbst werden völlig „entkernt“. Die Gesamtinvestition beläuft sich auf rund 3,8 Millionen Euro.
Ein Teil der Anlage ist allerdings noch in Ordnung. „Der Gewölbeweinkeller ist komplett in Schuss“, erklärt Kuhn. Dort feierten 600 Radebeuler im April dieses Jahres mit einer Party offiziell den Abschied von Bussard und der bewegten Geschichte.
Schließlich war die Sektkellerei – im August 1836 gegründet – spätestens mit der Einrichtung eines Weinrestaurants in den 90-er Jahren des 19. Jahrhunderts eine öffentliche Stätte. Die Kellerei erlebte manchen Besitzer- und Nutzungswechsel und viele Besucher – darunter mehrere sächsische Könige.
Nach der Wende führte der Radebeuler Cornelius Finken die Sektkellerei privat weiter, erzählt Radebeul-Kenner Gottfried Thiele. Bussard beherbergte in dieser Zeit aber auch eine Disko und die Gaststätte Weinstein. Bis 1997 war hier richtig viel Betrieb. Dann blieben nur einige Wohnungen übrig, das restliche Gelände verfiel. Auch Ex-Baulöwe Tobollik kam nicht zum Zug.