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Basis macht mobil gegen den Vorstand

Kritik. Heute reden dieMitglieder derVolkssolidarität über die Gehaltsaffäre beimVorstand des Vereins.

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Von Gunter Niehus

Ein eiskalter Wind dürfte dem Vorstand des Kreisverbandes der Volkssolidarität und Geschäftsführerin Sabine Vincze heute in Riesa ins Gesicht wehen. Um 14 Uhr tritt im Frauenzentrum am Karl-Marx-Ring die kurzfristig einberufene Delegiertenversammlung zusammen. Dort dürfte es nur ein Thema geben: Die Vorwürfe von Sonja György, Vorsitzende der Revisionskommission. Die oberste Kassenprüferin hatte Vinczes Gehalt von rund 7 500 Euro brutto im Monat sowie das Einkommen andere Führungsmitglieder als viel zu hoch kritisiert. Außerdem, so Sonja György, habe der Sozialverband das kräftig angehobene Salär der Geschäftsführerin rückwirkend ausbezahlt, noch bevor es überhaupt einen gültigen Beschluss des Vorstands dazu gab. Das und vieles andere wollte Sonja György den Delegierter mitteilen. Doch sie wird heute nicht da sein. Denn zu dieser Zeit hat sie Urlaub. Dies, behauptet die Vorsitzende der Revisionskommission, habe der Vorstand gewusst.

Deshalb beschuldigt sie nun Vorstandsvorsitzende Luisa Kehr, die Versammlung ganz bewusst auf diesen Tag gelegt zu haben. „Ich gehe davon aus, dass man mich auf der Delegiertenkonferenz als Kommissionsvorsitzende entlassen und aus der Volkssolidarität ausschließen will“, sagte György gegenüber der SZ.. Geschäftsführerin Sabine Vincze und die Mitglieder des Vorstands hüllen sich in Schweigen. „Kein Kommentar“, war alles, was Vincze gestern gegenüber der SZ sagte. Auch Aussagen über persönliche Konsequenzen, also einen möglichen Rücktritt von ihrem Posten, lehnte sie ab.

„Das gibt großen Ärger“

Fragen, so Vincze, beantworte nur Vorstandsvorsitzende Luisa Kehr. Auch Vorstandsmitglieder wie Charlotte Gläsel und Steffen Zenker verweisen auf Kehr. Doch die ist nicht erreichbar. Am Telefon meldet sich seit Tagen nur der Anrufbeantworter. Doch auf der heutigen Delegiertenversammlung wird sie sprechen müssen. Die Stimmung an der Basis ist mittlerweile gereizt. „Das gibt großen Ärger“, kündigt Brigitte Weimert, Leiterin der Ortsgruppe Zschauitz, an. „Das Gehalt für Sabine Vincze mag juristisch in Ordnung sein, aber für gerechtfertigt halte ich es trotzdem nicht“, so Weimert. Umso mehr, da es Mitglieder gebe, denen es finanziell nicht ganz leicht falle, den Mitgliedsbeitrag zu entrichten.

Neuer Ärger droht der Riesa-Großenhainer Volkssolidarität vielleicht auch noch aus einer anderen Richtung. Das Regierungspräsidium in Dresden prüft zurzeit, ob Steffi Vincze, Leiterin des Pflegeheims in Glaubitz, über die erforderliche Qualifikation für diesen Posten verfügt. „Sie muss eine zweijährige Berufserfahrung in einer Führungsposition vorweisen können“, sagte Pressesprecher Holm Felber. Dies werde zurzeit intensiv geprüft. Zwar habe das Regierungspräsidium in Dresden zu einem früheren Zeitpunkt bereits sein O. k. gegeben. Da sei man sich aber nicht darüber im Klaren gewesen, dass es sich um die Tochter von Geschäftsführerin Sabine Vincze gehandelt habe. Deshalb werde nun noch einmal genauer hingeschaut.