SZ +
Merken

„Bastelschule war immer ein Vorurteil“

Heute feiert die Freie Werkschule das zehnjährigeBestehen. Die SZ hat sich mit zwei Schülerinnen aus dem Eröffnungsjahrgang unterhalten.

Teilen
Folgen

Im Schuljahr 2001/02 nahm die Freie Werkschule den Unterricht auf. Im Jahr zuvor war die Initiative zur Gründung dieser Schule von christlichen Eltern, dem Waldorfschulverein Meißen-Radebeul e.V. und Mitgliedern des Meißner Hahnemannzentrums ausgegangen. Auf einer Festveranstaltung im historischen Rathaus blicken Schulträgerverein, Schüler, Eltern und Lehrer auf das über zehnjährige Bestehen der Schule zurück. Zum Jubiläum sprach die SZ mit den Schülerinnen Miriam Schneider und Antonia Ditscherlein. Beide besuchen die Schule seit der 1.Klasse. Sie gehören zum Jahrgang der ersten Erstklässler an dieser Schule.

Miriam, Antonia, wie nehmen es Bekannte, Freunde oder Verwandte auf, wenn die Rede darauf kommt, dass ihr nicht in eine „normale“ Schule geht?

Antonia: Ganz schnell kommen die Vorurteile, auch heute noch.

Miriam: Wir werden immer noch belächelt. Und hören dieselben Sprüche: Dass wir eine Bastelschule sind, dass uns die Noten hinterher geworfen werden, dass hier kein Respekt herrscht.

Woran liegt das?

Antonia: Jedenfalls nicht daran, dass das der Wirklichkeit entspricht. Ich merke immer wieder, dass es außerhalb der Schule auf Unverständnis stößt, dass wir unsere Lehrer duzen und mit dem Vornamen ansprechen. Ich finde, das hat dazu beigetragen, dass wir sehr respektvoll miteinander umgehen.

Es gibt auch einige Schüler, die damit Schwierigkeiten haben.

Miriam: Wenn ich an meine bisherige Schulzeit hier zurückdenke, dann haben wir in der Klasse immer über Probleme gesprochen und uns auseinandergesetzt. Egal, ob es sich dabei um das Verhalten einzelner Schüler oder die Arbeit der Lehrer handelt. Dazu gehört auch die Aufforderung, den Stoff im Unterricht so zu vermitteln, dass wir Schüler das auch verstehen. Nicht zu kuschen, das schätzt man hier.

Antonia: An dieser Schule geht es diszipliniert zu, weil wir uns gegenseitig respektieren.

Und wie ist das mit den Noten?

Antonia: Die gibt es hier natürlich, wie an jeder anderen Schule auch. Seit wir in der gymnasialen Oberstufe sind, hat das Notenpunkte-System deutlich angezogen.

Miriam: In Mathe bieten Lehrer Nachhilfe an, damit sich Noten verbessern

Was ist im Unterricht anders?

Antonia: Vieles wird im Zusammenspiel vermittelt. Die Schüler fragen nach. Und die Lehrer geben sich viel Mühe, sich immer wieder was neues einfallen zu lassen.

Miriam: Und es gibt sehr viele Projekte und Gruppenarbeit.

Wie zeigt sich das Zusammengehörigkeitsgefühl an der Schule?

Miriam: Auch darin, dass wir mit einigen Lehrern Geburtstage feiern. Aber auch an Lernpatenschaften. Ich habe eine solche im Fach Deutsch für zwei Schüler aus der 6. Klasse übernommen.

Antonia: Das geschieht innerhalb der Services. Mein Projekt ist das Produzieren eines 45-minütigen Imagefilms für die Schule. Er soll aus Beobachtungen während eines ganzen Schuljahres entstehen.

Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus?

Antonia: Nach dem Abi will ich erstmal ins Ausland gehen.

Miriam: Ich denke, dass ich später mal im landwirtschaftlichen Bereich arbeiten werde.

Gespräch: Harald Daßler