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Bauanträge sind künftig schneller bearbeitet

Großenhain. Die Stadt hat einen genehmigten Flächennutzungsplan. Doch was bedeutet das? SZ fragte Stadtbaudirektor Tilo Hönicke dazu.

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Seit 1990 wird an einem städtischen Flächennutzungsplan gearbeitet – was steht in solch einem „Lebenswerk“ drin?

So eine Planung weist für sämtliche Flächen im Stadtgebiet aus, was dort baulich geht und was nicht. Die gesamte möglìche städtebauliche Entwicklung liegt also vor uns.

Ein Plan, der aber vom Leben ständig überholt wird!

Ja, ein Flächennutzungsplan entwickelt sich ständig fort. Trotzdem ist er sinnvoll. Zum einen für die Verwaltung selbst, die sich über städtebauliche Trends und Absichten umfassend klar werden kann und dabei alle möglichen Aspekte zu berücksichtigen hat. Zum anderen aber auch für auswärtige Investoren und Eigentümer in der Stadt, die genau wissen, was in Großenhain gewollt und machbar ist. Wir hatten beispielsweise schon 1990 in unseren ersten Plänen die Umsteigestelle Cottbuser Bahnhof und die Ortsumgehung der B 98 drin. Vieles wird erst in der Zukunft realisiert, andere Dinge erweisen sich als Fehlentwicklung. Aber um perspektivisch zu denken, brauchen wir strategische Planungen.

Was passiert, wenn eine Kommune noch keinen genehmigten Flächennutzungsplan hat?

Eine ganz praktische Folge ist, dass Bauanträge länger in den Behörden geprüft werden. Denn Bebauungspläne, die aus einem bestätigten Flächennutzungsplan heraus entwickelt werden, müssen nicht noch langwierige Genehmigungsphasen durchlaufen.

Warum hat es so lange gedauert bis das Regierungspräsidium dem Großenhainer Flächennutzungsplan zugestimmt hat?

Jeder neuer Inhalt muss umfassend mit allen betroffenen Trägern öffentlicher Belange abgesprochen werden – Ämter, Behörden, Vereine, Verbände usw. Das dauert natürlich. In Großenhain kamen noch andere Faktoren hinzu. Zum einen verliefen die 1990er Jahre sehr dynamisch, so dass wir ständig unsere Pläne anpassen mussten. Zum anderen kamen 1994 und 1995 Skassa, Weßnitz mit Rostig und Zschauitz bei der Gemeindereform zur Stadt. 1999 kam schließlich noch Folbern hinzu. Außerdem wurden auch die überregionalen Pläne vom Land immer konkreter.

Können Sie an Beispielen erläutern, wie sich die Sicht auf ein bestimmtes Vorhaben über mehrere Jahre geändert hat?

Beispielsweise wurde zu Beginn der 90er Jahre noch mit einem enormen Zuwachs an Wohnbau- und Gewerbeflächen gerechnet. Wenn ich an unsere ersten Pläne denke, da waren noch riesige Wohngebiete eingezeichnet. Ab 2002 wurden die Flächen über das Integrierte Stadtentwicklungskonzept wieder sukzessive verkleinert, siehe in Nord-West. Andere Sachen sind dazugekommen – die gesamte Problematik Aufforsten war anfangs gar kein Thema. Erst als wir entsprechende Statistiken vorliegen hatten, wurde allmählich klar, dass wir hier dringend etwas tun müssen.

Es fragte Birgit Ulbricht