Von Annelies Bennewitz
Es gehört schon etwas Mut dazu, vom Leben aus der Stadt aufs Land überzusiedeln. Früher war es meist umgekehrt. Der Bauernsohn Friedrich Richhard Ziegenbalk zum Beispiel, geboren am 22. Januar 1888 in Brößnitz, lernte Kaufmann und heiratete Helene Lösche. Das jungvermählte Paar erwarb in Dresden am Schillerplatz 14 ein Grundstück, wo es ein Schreibwarengeschäft eröffnete und bis ins Rentenalter besaß. Aus dieser Ehe ging ein Sohn namens Christoph hervor. Ältere Einwohner aus Blasewitz wissen noch zu berichten: Wir kauften am Schillerplatz im Geschäft Ziegenbalk unsere Schulhefte, die Eltern kauften dort ihre Eintrittskarten für Kino- und Theaterbesuche.“
Ich selbst lernte Familie Ziegenbalk als Kind kennen. Sie besuchte Brößnitz öfter, war somit heimatverbunden. Da meine Großmutter die Cousine von Richard Ziegenbalk war und in Dresden wie überall in den Städten Hungersnot war, wurden Kartoffeln und etwas Essbares bereit gestellt. Ich bekam immer zwei bis drei Schulhefte dafür und brauchte nicht wie andere Kinder auf Zeitungsrändern oder in anderen Büchern meine Schulaufgaben aufzuschreiben, was 1945 keine Seltenheit war.
Wenn wir heute vom Körnerplatz über das Blaue Wunder fahren, so kommt mir immer der Gedanke – ein Brößnitzer, der seine Heimat nie vergessen hat. Ein besonderer Dank an dieser Stelle an Familie Voß aus Brößnitz, die mir wichtiges Material für unsere Ahnentafel bereitgestellt hat.