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Baufälliges Haus bedroht Händler

Ein Teil der Böhmischen Straße ist fast ein Jahr abgesperrt. Das kostet ein Geschäft jetzt den ersten Arbeitsplatz.

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Von Thomas Christmann

Ein Horror. So bezeichnet Dörte Wagner vom Schreibwarenladen „Büroklammer“ mittlerweile den Zustand auf der Böhmischen Straße. Jeden Tag beschweren sich die Kunden bei ihr, weil sie Umwege gehen müssen. Die Geschäftsführerin findet dann schon keine Worte mehr. „Wir tun uns hier nichts Gutes.“ Seit Anfang März 2012 ist der obere Teil der Böhmischen Straße abgesperrt, weil das leer stehende Haus mit der Nummer 9 als baufällig gilt. Doch das ist nicht das einzige Problem von Dörte Wagner. Erschwerend kommt die halbseitige Sperrung im unteren Teil der Böhmischen Straße hinzu, weil das Haus mit der Nummer 32 abgestützt werden muss. Manches Mal ständen dort Autos, dann käme kaum noch einer durch, erklärt die Geschäftsführerin. Es sei einfach nicht verlockend, die Straße entlang zu fahren oder zu gehen, sagt sie.

Dörte Wagner hat schon mehrere Gespräche mit der Stadt geführt. Erst vor zwei Wochen lud sie der Oberbürgermeister ein. Dörte Wagner will nicht aufgeben, ist auch anderweitig aktiv. So hat sie eine Filiale auf dem Markt eröffnet, um Kunden abzufangen. Doch der Umsatz geht zurück. Wegen der Situation muss die Geschäftsführerin zum Monatsende einem ihrer fünf Mitarbeiter kündigen. Oberbürgermeister Arnd Voigt hat die Böhmische Straße nun zur Chefsache gemacht.

Die Stadt verlangte voriges Jahr vom Eigentümer einen Teilabriss. Im November veranlasste er die Arbeiten dafür. Der Eigentümer ist nun der Meinung, seiner Pflicht nachgekommen zu sein. Die Standsicherheit sei mit Hilfe eines Experten bei einer Begehung nachgewiesen, sagt er. Doch die Stadt sieht das anders. Der Rückbau sei unsachgemäß erfolgt und augenscheinlich noch nicht abgeschlossen, sagt Rathaussprecherin Ines Hirt. Wie Bürgermeister Michael Hiltscher mitteilt, habe das Haus sogar weiter an Standfestigkeit eingebüßt. Der untere Teil bauche aus, der Schnee hätte zusätzliches Gewicht gebracht, erklärt er. All das macht die Öffnung der Straße unmöglich.

Zum Leid der Geschäfte. Auch wer zum Reise-Treffpunkt will, muss Umwege laufen. Nach Aussage von Inhaberin Simone Hempel ärgern sich die Stammkunden darüber, aber sie halten ihr wenigstens die Treue. Der Januar und Februar ist zudem die buchungsstärkste Zeit im Jahr. „Wir haben momentan sehr viel zu tun“, sagt sie. Doch die Laufkundschaft fehlt. So klärt Simone Hempel vieles über E-Mail und Telefon. Mit dem Zustand abfinden will sich die Inhaberin aber deshalb nicht.

Die Stadt sucht eine Lösung. Sie hat ein Zwangsgeld gegen den Eigentümer festgesetzt, die Bauaufsicht steht im regelmäßigen Kontakt mit ihm. Laut Michael Hiltscher ist die Stadt dran, dem Eigentümer weitere klare Auflagen zu erteilen und Forderungen auch umzusetzen. Bis Mitte des Jahres soll es eine vertretbare Lösung geben. Genaueres ist nicht zu erfahren.