Von Christine Wittkamp
Gehämmert, geschweißt und gebohrt wird auf den privaten und öffentlichen Baustellen im Landkreis Meißen immer weniger. Der Umsatz sowie die Anzahl der Beschäftigten im Baugewerbe sind im Jahr 2004 laut Informationen des Landesamtes für Statistik weiter gesunken. Und die Anzahl der Insolvenzen steigt. Jüngstes Beispiel aus der Region ist die Firma Keßner&Arzberger. Durch die Insolvenz der Baufirma haben im Januar 18 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verloren, auch im Jahr davor wurden aufgrund der schlechten Wirtschaftslage schon 14 Beschäftigte entlassen.
Vielfältige Ursachen
„Die Ursachen für die insgesamt angespannte Situation im Baugewerbe sind vielfältig“, sagt Kurt Hähnichen, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Mittelsachsen und zuständig für die Region Riesa-Großenhain-Meißen. Ein bedeutender Grund ist seiner Meinung nach die Aufhebung des Meisterzwanges für rund 50 Prozent aller Handwerksberufe. Seit letztem Jahr dürfen sich in vielen Berufen Personen auch ohne einen Meisterbrief selbstständig machen. „Zum einen wird dadurch der Existenzkampf in der Branche verschärft, denn mehr Handwerkern steht eine sinkende Anzahl an Aufträgen gegenüber. Zum anderen kommt es durch die gesenkten Zulassungsqualifikationen für eine Selbstständigkeit zu einem Qualitätsverlust im gesamten Gewerbe“, sagt Kurt Hähnichen. Davon besonders betroffen ist der Beruf des Fliesenlegers. Im gesamten Regierungsbezirk Dresden haben sich seit der Gesetzesnovelle 300 neue Fliesenleger privatisiert.
„ Eine geringe Investitionsbereitschaft der Städte und Kommunen verschärft die Lage noch“, so der Kreishandwerksmeister weiter. „Sorgten öffentliche Aufträge in der Vergangenheit oftmals für eine Gegenbewegung zur schwachen privaten Auftragslage, bleiben diese Gelder zur Zeit angesichts klammer Kommunal- und Landeskassen oft aus.“ Nicht nur die fehlenden Investitionen aus den öffentlichen Geldbörsen, sondern auch niedrige Temperaturen vergrößern die Not im Bauhandwerk: Schnee, Frost und die lang anhaltende Kälte haben in diesem Winter dem Baugewerbe vor allem im Hoch-und Tiefbau deutliche Umsatzeinbußen beschert. Trotz der angespannten Lage stecken die verbliebenen lokalen Bauunternehmer den Kopf nicht in den Sand. Dirk Blättermann, Geschäftsführer der Firma PTF-Bau Meißen, beschäftigt in seinem Betrieb 37 Mitarbeiter vor allem in den Gewerken Putzen, Trockenbau und Fliesen. „Wir bemerken bei den Kunden durch die Vielzahl an neuen Kleinunternehmern ohne Meisterbrief eine Verunsicherung in Qualitätsfragen. Da wird vor der Auftragsvergabe oft doppelt und dreifach nachgefragt und geprüft“, sagt er. Aber genau dies sieht Blättermann nicht als Bedrohung, sondern als Chance. „Wenn man gute Handwerksarbeit leistet und Qualitätsansprüche erfüllen kann, spricht sich dies herum und grenzt den Betrieb positiv von den Billig-Handwerkern ab“, sagt er.
Eine ähnliche Strategie verfolgt die Firma Mabau aus Coswig, die sich auf Straßen- und Pflasterbau spezialisiert hat. Im konventionellen Straßenbau noch lukrative Aufträge zu ergattern, ist schwer: „Es herrscht hoher Konkurrenzdruck und die großen Unternehmen machen mit Dumpingpreisen den Markt kaputt“, sagt Ralf Schrader, Prokurist bei Mabau. Daher suchen er und seine Kollegen nach neuen Wegen und Nischen. „Wir spezialisieren uns zunehmend auf hochwertige Pflasterarbeiten und Außenanlagen, da in diesem Bereich noch bessere Möglichkeiten für Aufträge und Gewinne bestehen.“ So wollen die Unternehmen ihren Weg aus der Krise finden.