Von Reiner Hanke
Es regnet in Strömen am Bahnhof in Großröhrsdorf. Kein Dachdeckerwetter. Das Handwerker-Trio zieht sich in den Firmenwagen zurück. Bauherr und Bahnhofsbesitzer Detlev Suminski ist besorgt. Die Zeit sitzt ihm bei der Sanierung im Nacken. Das Dach sollte schon weiter sein. Die Fassade muss auf dieser Seite des Bahnhofsgebäudes ja auch noch saniert werden. Und das Gerüst koste ja ebenfalls einiges, wenn es länger steht. Eine Woche habe ihn der Regen schon zurückgeworfen. Im Juni soll das Gerüst schon zum vorderen Flügel des Bahnhofs umgesetzt werden, um das Dach neu zu decken. Ende Juli will der Unternehmer aus Berlin fertig sein mit Dach und Fassade der Hauptgebäude.

Dort wird auch das Dach neu gedeckt, bevor die Fassade drankommt. Wer nach dem SZ-Bericht im April noch nicht so recht an eine Sanierung glauben wollte, der kann die Fortschritte nun nicht mehr übersehen. „Ich habe Wert darauf gelegt, Firmen aus der Region einzubinden“, sagt der Bauherr.
Fertig ist aber bisher erst eine Hälfte des rechten Flügels, von der Parkstraße aus gesehen. 1720 Ziegel haben die Handwerker dort verlegt. Auf der anderen Hälfte stapeln sich schon die Ziegel auf den Dachsparren. Nur vorwärts geht es derzeit nicht. Auf jeden Fall sollen keine Pappschindeln mehr wie bisher verwendet werden, sagt Suminski. „Ich will etwas Dauerhaftes.“ So habe er die dunkelbraunen Ziegel gewählt. Das Gebälk selbst sei gar nicht so schlimm an- gegriffen gewesen und musste nur an einigen Stellen repariert werden. „Über die Fassadenfarbe haben wir lange diskutiert und uns für Rubinrot entschieden“, erklärt Suminski. Gegen den früheren Ockerton hätten mehrere Gründe gesprochen. So decke das Rubinrot besser. Außerdem bringe es die schönen Sandsteingewände der Fenster besser zu Geltung.
Aus luftiger Höhe haben die Dachdecker auch einen guten Blick auf den Bahnhofsvorplatz. Den lobt der Bahnhofsinvestor als gelungen. Das sei auch der Anstoß gewesen, selbst endlich loszulegen. Zu Investitionssummen wolle er sich nicht äußern. Über eine halbe Million Euro investierten auf jeden Fall Freistaat, Verkehrsverbund und die Stadt Großröhrsdorf in den P+R-Platz (Parken und Reisen) neben dem Bahnhof. Dafür wurde eine Fläche von 5 000 Quadratmetern überplant und Ordnung ins Park-Wirrwarr vor dem Bahnhof gebracht. Dazu gehören um die 40 Pkw-Stellplätze für Dauerparker und weitere zum Kurzzeitparken, drei Behindertenstellplätze und fünf für Motorräder. Außerdem wurde der unansehnliche Fahrradschuppen weggerissen und durch einen modernen Unterstand ersetzt. Der Parkplatz wurde insgesamt um rund 1 500 Quadratmeter erweitert und rückte näher an den Bahnsteig heran. Außerdem wird das Terrain wesentlich besser beleuchtet und mit Kameras überwacht. Unter Großröhrsdorfern war die Großinvestition anfangs umstritten. Für die Zukunft des Bahnhofs sei sie gut, schätzt Suminski ein. Am 10. Juni, 12 Uhr soll der Platz eingeweiht werden. Das gesamte Umfeld sei jetzt viel attraktiver, so der Berliner. Auch für seine potenziellen Mieter. Für sie werde er Schritt für Schritt auch innen ausbauen. Zuerst die Wohnungen im rechten Flügel. Das sind drei bis vier. Eine ist belegt. Die nächste, im ersten Stock, soll bis Jahresende fertig werden. Gerade im Erdgeschoss sei auch der Zuschnitt noch variabel. „Damit ist schon viel erreicht“, schätzt der Investor ein. Aber es wartet auch noch viel Arbeit. Wunder Punkt ist der eingestürzte Mittelteil. Der brach schon zusammen, bevor der Berliner das Gebäude 2011 für 3 750 Euro ersteigerte. Der Mittelbau muss auf jeden Fall noch warten. Detlef Suminski hält daran fest, den Trakt fürs erste nur mit Planen abzudecken, um den Schandfleck zu kaschieren. Eine finanzielle Frage.
So wird er auch an den Innenausbau des linken Flügels vorsichtig herangehen, schrittweise sanieren, wie Interessenten zu finden sind. Dabei orientiert er immer noch auf Wohnungen, Büros, Arztpraxen und einen Imbiss. Die Verhandlungen dazu stocken offenbar. Der Besitzer hofft nun auf den positiven Werbeeffekt des sanierten Erscheinungsbildes - in Rubinrot.
Außerdem nutzt die Bahn noch einen Gebäudeteil. Wann sie auszieht, sei unklar. Aber Platz ist schon jetzt genug. So will Suminski Existenzgründer oder junge Unternehmen für die Bahnhofsräume begeistern und dazu auch über die städtische Wirtschaftsförderung Kontakte suchen. Auf den großzügigen Flächen im vorderen Gebäudeteil zum Parkplatz sowie in der ehemaligen Empfangshalle z. B. könnte ein junges Unternehmen kostengünstig durchstarten: „Denkbar ist hier fast alles.“