Baumärkte verzichten auf Glysophat

Glyposhat kommt bei Toni Mambk nicht ins Regal. „Wir verkaufen Mittel mit diesem Wirkstoff schon seit Jahren nicht mehr“, sagt der Leiter des OBI-Marktes in Niesky. Nachfragen der Kunden danach gebe es so gut wie keine. Toni Mambk hat dafür eine einfache Erklärung. „Es gibt inzwischen gute Alternativen“, sagt der Nieskyer Obi-Chef.
Glyphosat als Unkrautvernichter ist ins Gerede gekommen. Bekannt geworden ist es unter der Marke Roundup. Das Mittel gilt als Totalherbizid. Es tötet fast alle Grünpflanzen. Neben Roundup gibt es viele weitere Mittel mit dem Wirkstoff Glyposhat. Die EU-Mitgliedsstaaten hatten 2017 entschieden, den umstrittenen Unkrautvernichter weitere fünf Jahre zuzulassen. Möglich machte es letztendlich ein Ja aus Deutschland. Im Koalitionsvertrag haben die derzeitigen Regierungsparteien festgeschrieben, den Einsatz einschränken zu wollen. Dem Mittel wird zugeschrieben, das es mit für das fortschreitende Insektensterben verantwortlich ist – und krebserregend. Das sehen Richter in den USA ebenso. In San Francisco hat erst jüngst eine Geschworenenjury entschieden, dass das glyphosathaltige Mittel Roundup zum Lymphdrüsenkrebs des Klägers beitrug.
Während das Mittel aber in der EU noch Jahre offiziell verwendet werden darf, machen Baumärkte hierzulande längst Nägel mit Köpfen und nehmen es aus dem Sortiment. Hornbach beispielsweise führt kein Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Glyphosat, so Sprecherin Anna Krall. Hornbach hat sich bereits 2015 entschieden, in einem ersten Schritt sämtliche hochkonzentrierten Mittel mit Glyphosat aus dem Sortiment zu nehmen, „um eventuelle Gefahren aus einem fehlerhaften Gebrauch zu vermeiden“. Anna Krall: „Es gibt noch vereinzelt Kundennachfragen, die Hornbach mit alternativen Produkten bedienen kann.“ Ähnlich sieht es beim Toom-Baumarkt aus. Seit Ende September gibt es in dem Unternehmen, das zur Rewe-Gruppe gehört, keine glyphosathaltigen Produkte mehr. Sprecherin Melanie Goeres: „Unsere Kunden nehmen unsere umweltverträglicheren Alternativen zu glyphosathaltigen Produkten sehr gut an.“ Und auch ohne Verbot verzichten immer mehr Kommunen im Landkreis Görlitz auf den umstrittenen Unkrautvernichter – auch wenn es teurer als bisher werden kann. Der Stadt Görlitz könnten die Alternativen zur Pflege der Grünanlagen bis zu zehnmal so viel kosten, wie mit Glyphosat. Der Stadtrat hatte im April vergangenen Jahres beschlossen, sich von dem Mittel zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu verabschieden. Görlitz gehört damit zu den rund 460 Städten und Dörfern in Deutschland, die auf den Einsatz des Pflanzengiftes verzichten. Andere Kommunen im Kreis sehen das genauso. In Niesky hantieren Mitarbeiter des Bauhofes nicht mit der Chemiekeule. Unkraut wird per Hand gezupft. Auch in Rothenburg setzt man auf Handarbeit, ebenso in Waldhufen. Glyphosat ist kein Thema.
Dennoch, wer es unbedingt kaufen will, bekommt es auch. Ein Weg: das Internet. Auf Ebay beispielsweise gibt es eine ganze Reihe von Anbietern. Beim Handelsriesen Amazon hingegen, so ergab eine Stichprobe, gibt es zwar auch Roundup – aber glyphosatfrei. Die Nachbarn im Osten pflegen derweil offenbar einen entspannteren Umgang mit dem Mittel. Eine Internetseite wirbt unter anderem so für Glyphosat: „In Deutschland nicht erhältlich? Hier auf Polenmarkt.net schon!“
Kommentar: Es gibt Alternativen
Von Matthias Klaus
Was nicht verboten ist, ist erlaubt. Aber nicht alles, was erlaubt ist, muss unbedingt gut sein. So sollte man wohl zumindest die Verlängerung der Glyphosat-Erlaubnis in der EU sehen. Ausgerechnet die EU, die gerade Einweg-Plastik den Garaus macht, knickt bei einem Thema wie dem umstrittenen Unkrautvernichter ein. Die amerikanische Justiz ist mit ihrem Urteil über das wohl krebserregende, glyphosathaltige Roundup weiter als die europäische Politik. Glücklicherweise denken nicht alle Menschen so, wie manche EU-Politiker, sondern etwas vorausschauender. Händler, Handelsketten etwa, die Glyphosat aus den Regalen verbannten, auch wenn sie eigentlich (noch) nicht dazu gezwungen sind. Und natürlich Kommunen im Kreis, die entweder gleich gar keine Chemie bei der Pflege ihrer Grünanlagen einsetzen oder darüber nachdenken, Alternativen zu finden wie in Görlitz. Letzteres ist teurer als bisher, sicher. Aber zukunftssicher. Um das zu verstehen, muss man kein Grüner sein.