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Baustart in der Neuen Mensa

Denkmalschützer haben lange für den Dresdner DDR-Bau gekämpft. Der ist auch für Tausende Studenten unerlässlich.

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© Sven Ellger

Von Annechristin Bonß

Dresden. Endlich ist es so weit. Die Bauarbeiter können in die Neue Mensa kommen. Nicht zum Essen, sondern, um die dringend notwendige Sanierung zu beginnen. Damit startet im kommenden Jahr ein lange geplantes, millionenschweres und extrem wichtiges Vorhaben auf dem TU-Campus. Das Bangen um die Zukunft des denkmalgeschützten DDR-Bauwerks an der Bergstraße endet damit. „Im Januar geht die Verantwortung über die Mensa wieder an das Studentenwerk zurück“, sagt Udo Lehmann, der für die Hochschulgastronomie beim Studentenwerk Dresden verantwortlich ist. Es ist ein wichtiger Schritt.

Das Studentenwerk tritt in den kommenden Jahren als Bauherr auf. Das Sächsische Immobilien- und Baumanagement (SIB) wurde beauftragt, sich um die Sanierung zu kümmern. „Die haben das Know-how“, sagt Lehmann. Eigentlich hätten bereits 2016 erste Arbeiten beginnen können. Seit August 2014 wurde hier nichts mehr gekocht. Studenten und Mitarbeiter der
TU Dresden gehen seither in eine extra errichtete Leichtbauhalle am Nürnberger Platz essen. Ende 2014 wurden Inventar und Kunstwerke aus der Mensa entfernt. Dann stand das Gebäude leer.

Viel Licht für alte Moki-Decken

Doch schneller als gedacht zog wieder Leben ein. Das Land als Eigentümer der Immobilie errichtete hier eine von zahlreichen Notunterkünften für Flüchtlinge. Wände wurden neu hochgezogen, andere entfernt. Die Sanitärräume, die bisher Mitarbeiter und Studenten genutzt hatten, wurden umgebaut und Brandschutzwände ergänzt. Immerhin war der Bau nicht zum Wohnen ausgelegt. In Spitzenzeiten lebten bis zu 250 Männer, Frauen und Kinder in der Mensa. Nun müssen sämtliche Einbauten wieder entfernt werden. Die Arbeiten sollen noch bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Dann übernimmt das Studentenwerk wieder die Verantwortung. Die Zwischennutzung habe keinen Einfluss auf Planungen und Baubeginn, sagt SIB-Sprecherin Andrea Krieger. Bis tatsächlich die Sanierung beginnt, werden wohl aber weitere Monate vergehen. Eine Planung gibt es zwar bereits. Nun geht es an die Ausführung. Baupreise müssen angepasst und Firmen gefunden werden. 22 Millionen Euro stellt das Land für die Sanierung bereit. Auch werden noch einige Details geändert, so zum Beispiel, wie die Ausgabe der Speisen in der Cafeteria später funktionieren kann. Die soll später an gleicher Stelle wie früher im Erdgeschoss öffnen.

Die Ideen für die Außenhülle bleiben unverändert. Schon Ende 2014 hatte das zuständige Architekturbüro Zimmermann diese vorgestellt. Ulf Zimmermann hat die Mensa einst entworfen, sein Sohn Norbert koordiniert nun die Sanierung. Das Denkmal soll einen Anbau samt Terrasse bekommen. Darin ist auch Platz für eine neue Küche. Im Obergeschoss ist ein offener Selbstbedienungsbereich mit zahlreichen Theken geplant. Das Angebot ähnelt dem in der Alten Mensa auf der Mommsenstraße, wo Individualität und große Auswahl im Mittelpunkt stehen. Zudem war im Erdgeschoss eine Art Ausgabe nach außen geplant. Diese Idee haben die Planer nun aber verworfen. Insgesamt sieht das Konzept vor, die Mensa heller zu machen. Dafür sorgen Lichtbänder in den Geländern, ein Oberlicht über der neuen Essenausgabe und Glaswände anstelle der gemauerten Raumtrenner. Zudem bleiben viele Elemente erhalten, die den Charme der DDR-Architektur ausmachen, so die charakteristischen Ziegel, die Holzverkleidungen, die Farben am Boden, Aufgänge zum Obergeschoss und auch Teile der Moki-Decken. Die sichtbaren Stützen aus Metall bekommen wieder einen dunkelbraunen Anstrich. Der gehörte auch zum Originalzustand der Mensa, wurde jedoch in den Folgejahren überstrichen. Noch wollen sich Land und Studentenwerk nicht festlegen, wann in der Neuen Mensa wieder gekocht wird. Ursprünglich war geplant, dass der Einbau von neuer Technik, Leitungen, Wänden und Decken sowie der Anbau einer Terrasse samt zweitem Fluchtweg 2017 und 2018 gelingen kann. Theoretisch bleibt aber auch bis 2019 Zeit. Dann erst läuft die Zulassung für die Interimsmensa am Nürnberger Platz aus, und die Leichtbauhalle muss abgebaut werden. Die über 2 500 Mahlzeiten pro Tag sollen dann wieder an der Bergstraße gekocht werden.